Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
Das Sprachsystem meldet von da unten keinen Empfang, wahrscheinlich ebenfalls abgeschaltet“, mutmaßte Cole.
„Norman, laufen Sie los! Ich will sofort jemanden in diesem Raum haben“, befahl der Captain. Norman sprang auf und verschwand nur wenige Sekunden nach der Anweisung im Aufzug.
„Sie scheint etwas sagen zu wollen“, stellte Jandin aufgeregt fest und nun nahmen auch die anderen wahr, wie Inas Gesicht entspannte, fast schon fröhliche Züge annahm. Cole prüfte die Übertragung und nickte als Zeichen, dass sie ihre Stimme hören würden.
„Hallo Captain, oder wer immer mich im Moment an meinem Arbeitsplatz empfängt ...“, begann Ina und legte danach eine Pause ein.
,Hallo Ina‘, dachte Rati bei sich. ,Was wird das?‘
Jandin lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ihre Kollegin war wie verwandelt, so verhalten und nach innen gekehrt. Gestern hatten die beiden noch eine gemeinsame Schicht in der Nav-Zentrale gearbeitet und der Kartografin war dabei nichts Ungewöhnliches an Ina aufgefallen.
„Nun ist für mich die Zeit gekommen ...“, Ina blickte dabei direkt in die Kamera. „... mich dafür zu verantworten, was ich getan habe.“
„Ina!“, schrie Jandin.
Im gleichen Augenblick verschwand die junge Frau aus dem Blickfeld der Lagerraumkamera. In der Navigationszentrale hörten die drei das Surren einer Strahlenwaffe, danach ein dumpfes Geräusch, gleich einem Körper, der auf dem Boden aufschlug. Coles Gesicht war kreideweiß und Jandin liefen Tränen über die Wangen. Alle waren wie erstarrt. Der Captain schaffte es als Erster, einen klaren Gedanken zu fassen und nutzte den Kommunikator für einen schiffsweiten Rundruf. „Norman, wo bleiben Sie?“ Stille. „Norman, verdammt, melden Sie sich!“
Quälende Sekunden vergingen. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm die Helligkeit der Frachtraumbeleuchtung zu und kurz darauf tauchte Normans Oberkörper in der Kameraübertragung auf. Fassungslos starrte er zu Boden, schluckte und rang nach Worten.
„Captain, sie ist tot – Ina ist tot.“
,Das kann doch nicht wahr sein‘, dachte der Erste und rannte nunmehr selbst zum Aufzug. „Ihr beiden bleibt hier. Marla kommt in wenigen Minuten zur Unterstützung. Und behaltet den Stern im Auge! Ich will über jede Veränderung informiert werden!“
Die Aufzugtür schloss hinter Rati und er rief seine Waffenoffizierin. „Mane, ich brauche Sie umgehend im Lagerraum 17. Schnell und bewaffnet! Es gab einen Zwischenfall.“
Noch nie waren ihm die wenigen Sekunden, die der Aufzug für die fünfzehn Decks benötigte, so lang vorgekommen. Endlich, die Tür ging auf. Er hastete über den Gang. Als der Erste durch das Zugangstor trat, war Mane val’ Monee bereits eingetroffen und kniete über Ina. Norman stand ein Stück abseits, damit beschäftigt sich zu übergeben.
„Ich befand mich nur eine Etage höher und bin sofort losgesprintet. Ina ist tot. Was ist passiert?“, fragte Mane.
„Wir sahen eine Videoübertragung, dann hörten wir einen Schuss.“
Die Offizierin stand auf und gab dem Captain nun den Blick auf das Opfer frei. Rati wusste, welch hässliche Wunden Strahlenwaffen hinterlassen konnten, doch diesen Anblick würde er niemals vergessen. Ein Energiestrahl hatte Inas Kopf regelrecht aufgeschlitzt und ihr Blut an den umherstehenden Containern verteilt, allem Anschein nach aus der Waffe, die verkrampft in ihrer Hand steckte.
2. Nachtschicht – 3 Tage bis zum Bogen
Das leise Pulsieren des Alarms ging einher mit dem langsamen, automatischen Ansteigen der Kabinenbeleuchtung. Marla Santiago erwachte aus ihrem kurzen Schlaf, setzte sich auf und rieb ihre müden Augen. Ein Blick auf die roten Ziffern der Digitaluhr neben der Tür zeigte, es war kurz vor zwei in der Nacht.
,Es ist einfach zu früh, um aufzustehen ... Aber höchste Zeit, um noch pünktlich zu sein’, redete Marla sich ein, streckte die Arme aus und rutschte schließlich nach vorne an den Rand des Bettes. In ihrer Kabine liebte sie wärmere Temperaturen, trug deshalb im Bett immer nur ein weißes T-Shirt. Seit gut acht Monaten lebte Marla nun an Bord dieses krontenianischen Transportschiffs der Pegasus-Klasse mit dem verheißungsvollen Namen „ Beautiful Decision “.
Es war Zeit für ihre Schicht. „Verdammt“, fluchte sie, als sie aufstand. Marla warf das wenige an Bekleidung ab, das sie trug und verschwand im Bad, um sich notdürftig zu erfrischen. Nachts musste es immer fix gehen, schlafen so lange wie
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