Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
Ina. ,Es wird Zeit zu gehen.‘
„Ich bin hundemüde. Es gab keine besonderen Vorkommnisse, zwei Asteroidenkontakte. Die habe ich im Logbuch dokumentiert.“ Mit diesen Worten wandte sich Ina ab und ging Richtung Aufzug.
„Wir befinden uns auf einer Standardroute. Ich rechne bis morgen früh auch nicht mit Problemen“, erklärte Tar den beiden diensthabenden Frauen. „Sie finden mich in meiner Unterkunft.“
‚Unser Führungsoffizier geht sich entspannen und wir haben die Arbeit‘, ging es Marla durch den Kopf. Sie verkniff es sich aber, ihre Gedanken laut auszusprechen und antwortete nur. „Okay – wir halten die Stellung.“
„Funkt mich bei Bedarf an.“ Dann lief Tar Ina hinterher und beide verschwanden im Fahrstuhl. Marla war den ganzen Tag euphorisch gewesen. Sie hatte in der letzten Schicht etwas Interessantes in diesem Planetensystem entdeckt und wollte nun noch ein paar Dinge prüfen, bevor sie darüber mit dem Captain sprechen würde. Doch zuerst benötigte sie einen kleinen Fitmacher. Sie ging zu der großen, langen Konsole auf der linken Seite des Raums. Ein massives Brett aus gedunkeltem Holz verlief an der Wand entlang, bis nach vorne zu den beiden großen Bullaugen vor dem Großbildschirm. Auf Höhe der drei Arbeitsplätze stand ein Kaffeeaufbereiter, der ein köstliches Kaffeesurrogat produzierte. Echten Bohnenkaffee bekam man in diesem Planetensystem selten zu Gesicht und der kleine Bestand, den sie sich von Gaya mitgenommen hatte, verbrauchte sich viel schneller als erwartet.
„Jandin, möchtest du auch einen Becher?“
„Ja – gerne“, entgegnete diese und stand auf, um ihr Getränk zu holen.
,Der Duft ist herrlich‘, dachte Marla. ,So ein Schluck macht fit.‘
Marla füllte zwei Becher und reichte einen Jandin. Die beiden Frauen hatten sich damals schnell angefreundet, kurz nachdem Marla als neues Mitglied an Bord gekommen war. Häufig arbeiteten sie in gleichen Schichten und folglich resultierte daraus auch gemeinsame freie Zeit.
„Gehen wir heute Nachmittag zusammen auf das oberste Deck zum Joggen?“, fragte Jandin.
„Gerne. Vom Fitnessraum habe ich erst einmal genug, aber ein paar Runden Laufen wird uns gut tun. Vorher muss ich einen Abstecher in die Bibliothek unternehmen. Das letzte Buch habe ich nur so verschlugen.“
„Bist du deshalb wieder so spät ins Bett gekommen oder gab es einen anderen, vielleicht männlichen Grund?“, hinterfragte Jandin grinsend.
Die Navigatorin seufzte. „Nein, ein Mann war nicht schuld.“
Jandin und Marla hätten unterschiedlicher nicht sein können. Kurzes schwarzes, glatt gekämmtes Haar umgab den Kopf der leicht dicklichen Kartografin. Das Gesicht wirkte schlank, aber die kleine Stupsnase schien etwas verloren unter den grünen Augen und über dem breiten, leicht geschminkten Mund. Ihre Körpergröße und die Auswahl von locker legeren Oberteilen, kaschierte das vermeintliche Körpergewicht geschickt. Jandin machte gerne Radau. Wenn ihr etwas nicht passte, bekam es jeder zu hören, ob er wollte oder nicht. Dennoch verband Marla und Jandin eine gemeinsame Wellenlänge, welche die Kartografin sonst zu wenigen im Schiff fand.
Während Jandin zurück an ihren Arbeitsplatz schlenderte, benutzte Marla einen Arbeitsplatz mit Raumscanner und Langstreckenanalyser. Sie, als Erste Navigatorin, trug die Hauptverantwortung für die Sicherheit des Raumschiffs beim Flug durch die Weiten des Alls. Gleichzeitig koordinierte sie als Teamführerin dieser Abteilung die Aufgaben aller Kollegen und deren Schichten. Neben Jandin, Ina und dem männlichen Navigator Richard Kallers arbeiteten noch eine Handvoll Mannschaftsdienstgrade auf dieser Station.
„Ich messe auf dem Schirm einen Stern mit recht hoher Eigenbewegung“, verständigte Jandin ihre Freundin. „Ich denke, er ist vorbei, wenn wir seine Flugbahn kreuzen. Brauchen wir eine genauere Auswertung?“
„Es gehört zu unseren Hauptaufgaben ...“, begann Marla.
„Ja, ich weiß ... zu den Hauptaufgaben Gefahren für das Schiff rechtzeitig zu erkennen und den Piloten einen sicheren Flugkanal zu berechnen“, fiel Jandin ihr ins Wort.
Marla machte zur Bestätigung ein Zeichen, einen aus Daumen und Zeigefinger gebildeten Kreis, und die Kartografin leitete ihre Überprüfung ein. Anschließend betrachtete Jandin die Aufzeichnungen, welche die automatischen Systeme in der letzten Stunde mitgeschrieben hatten und analysierte die Besonderheiten des durchflogenen Raums.
„Noch bis zum Ende
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