Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
Himmelskörper bewegen sich periodisch um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. In dieser Auswahl von Lebensräumen entwickelten sich unterschiedliche Spezies, Ideologien, Religionen, ganz verschiedene Floren und Faunen.“
„Ja, es ist faszinierend“, fiel Mag ihr ins Wort. „Ich könnte niemals einfach nur so auf einem Planeten wohnen. Da draußen ist so viel los, so viel, was erkundet werden will.“
,Das Gefühl kenne ich gut’, schloss sich Marla in Gedanken an. ,Schließlich hat mich damals auch nichts mehr auf der Erde gehalten.‘
„Du hast Recht. Wir haben unzählige Dinge in den letzten Jahrhunderten erfunden. Man denke nur an den Pro-Puls-Antrieb. Ohne ihn wäre es uns niemals möglich gewesen das eigene Sonnensystem zu verlassen und eine Spezies wie die deine kennenzulernen.“
Marla rutschte mit dem Stuhl näher an ihre Arbeitsstation, Mag rollte daneben. Sie vollführte einige Eingaben und auf dem Bildschirm bauten sich Planeten, Sonnen und ganze Systeme auf. Immer weiter scannte sie durch die bekannten einundfünfzig Abschnitte. Dann übergab sie das Resultat auf das großdimensionierte Display an der Frontseite des Raumes. Marla stand auf und ging nach vorne und der Fähnrich folgte ihr.
„Hier siehst du mein Heimatsonnensystem und den Heimatplaneten der Menschen: die Erde. Dort drüben, zwei Systeme weiter, entstand deine Rasse auf dem Planeten Krontes.“ Marla zeigte in die entsprechenden Richtungen.
„Ja“, antwortete Mag. Natürlich wusste er das alles schon lange, doch er zeigte sich höflich, um die Einführung seiner Ersten Navigatorin nicht zu unterbrechen. Der junge Offiziersanwärter wollte sich anstrengen und Interesse zeigen. Sein Onkel, der Co-Captain Vanti val’ tech Dahr, hatte ihm vor drei Tagen noch massiv ins Gewissen geredet, aufzupassen und sich zusammenzureißen. Mag mochte seinen Onkel nicht besonders, aber durch dessen Tätigkeit auf der „ Beautiful Decision “ ergab sich die einzigartige Chance, um schon mit fünfzehn Jahren ins All aufbrechen zu können. Kein anderer Captain hätte ihn in diesem Alter anheuern dürfen und so übersprang er zwei Jahre.
„Was ist nun die genaue Funktion der Nav-Zentrale?“, ergriff Mag die Initiative. „Es gibt die Steuerkabine, die Piloten, einen Steuerknüppel? Gang rein und los?“ Zu der Frage lächelte er schelmisch.
,Willst du mich schon wieder provozieren?‘, überlegte Marla. Fürs erste nahm sie einen weiteren Schluck Kaffee aus ihrem Becher und beide gingen zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Wieder huschten die Finger über das Tastenfeld. Neue Grafiken erschienen auf der Anzeige. Nach und nach wurden die Ergebnisse an den Großbildschirm übertragen und in einer Matrix aus drei mal drei Feldern aufgebaut. Die neun geladenen Animationen zeigten Asteroidenfelder, explodierende Sterne, Supernove, totale Finsternis und andere Anomalien.
„Deshalb sind wir hier, deshalb ist die Navigationszentrale so wichtig. Wir sind die Augen für die Piloten, wir zeigen, wie die Welt da draußen aussieht und wir finden Gefahren, die das bloße Auge nicht sehen kann. Regionen, die heute noch frei beflogen werden können, sind morgen vielleicht schon eine tödliche Falle. Der Weltraum ist kein statisches Gebilde, in dem Karten eine hohe Lebenserwartung haben. Permanent verschieben sich die Kräfte. Es entstehen und verschwinden Asteroiden-, Kometen- und Meteoridenschwarmpositionen. Strahlungseffekte wirken auf den Raum, Anomalien kreuzen die Flugbahnen und vieles mehr.“ Sie nahm den letzten Rest aus ihrem Becher und stellte ihn zurück auf den Tisch. Der Fähnrich hatte seinen Kopf gesenkt. Marla wusste nicht, ob sie nun in besonderer Form sein Interesse geweckt hatte, denn Mag saß ihr, ungewöhnlicher Weise, sprachlos und nachdenkend gegenüber.
Die verschiedensten Gedanken gingen Mag durch den Kopf. Schon in der Schule interessierte er sich für Astronomie und Flugkunde. Doch diese Art Unterricht lag bereits ein Jahr hinter ihm. Die reguläre Schulzeit auf Krontes betrug acht Jahre. Eine Zeit, in der krontenianische Kinder gedrillt und mit Wissen „gefüllt“ wurden. Mags Gedanken an diese Zeit waren düster. Er hatte immer Schwierigkeiten gehabt, sich zu integrieren, sicherlich lag es an seiner direkten und unruhigen Art. Brachte er sich ein, warf man ihm oft vor, er sei zu aktiv und ungestüm. Zu anderen Zeiten wurde er wegen Desinteresse oder Destruktivität aus der Klasse ausgeschlossen. Mag verrannte sich dann zu oft in
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