Kryson 05 - Das Buch der Macht
obwohl wir schon eine geraume Zeit auf dem magischen Kontinent verweilen und uns auf Euer Kommen vorbereiten.«
»Erst jüngst haben wir einen geeigneten Ort gefunden, an dem wir die heiligen Hallen der Saijkalrae neu errichten können«, sagte Haisan.
»Das ist gut«, meinte der dunkle Hirte, »und der Zugang bleibt anderen Wesen außer den Saijkalsan verwehrt?«
»Darauf haben wir geachtet, mein Hirte«, sagte Haisan, »kein Sterblicher ohne magische Begabung wird diesen Ort jemals erreichen. Der Eingang zu den Hallen liegt versteckt weit unten in einem Abgrund unmittelbar über einem Lavastrom. Ein tiefer Riss in der Erde. Eine niemals heilende Wunde Fees, die den dunklen Teil des Kontinents vom Licht trennt. Niemand weiß, wie die Wunde entstanden ist und warum sie sich nicht schließt. Wer sich kletternd zu weit in die Tiefe wagt, muss verbrennen. Wir haben den Zugang magisch versiegelt. Ein letztes Schloss zur Sicherheit. Der Zugang öffnet sich nur, wenn Ihr es wollt oder für einen Saijkalsan, der den Schlüssel zu den heiligen Hallen bereits gefunden hat.«
»Die Hallen mögen sicher sein, aber ihr wisst, dass ich Hitze verabscheue«, sagte Saijrae.
»Keine Sorge«, antwortete Hofna zischelnd, »in der Höhle ist es angenehm kühl. Die Hitze reicht nicht bis zu den Hallen tief im Inneren des Gesteins. Der Ort wird Euch und dem weißen Schäfer gefallen.«
Saijrae hatte keinen Zweifel daran, dass sich die Leibwächter Mühe gegeben und gute Arbeit geleistet hatten. Er würde sich nicht erst selbst davon überzeugen müssen, dass der Ort für die Zwecke der magischen Brüder geeignet war. Er war gewiss die beste Wahl, die sie auf Fee hätten treffen können.
»Wo sind wir?«, wollte der dunkle Hirte wissen.
»Auf der dunklen Seite Fees«, antwortete Haisan, »um genau zu sein, im Land der tausend Seen und Hexen.«
»Seht Euch um, Herr«, ergänzte Hofna, »Ihr seid von Seen umgeben, so weit das Auge reicht.«
Der dunkle Hirte nickte zustimmend. Das war ihm gleich nach seiner Ankunft aufgefallen. Die Zahl überraschte ihn allerdings, denn die Gewässer waren keinesfalls klein. Das Land musste sehr groß sein.
»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Saijrae.
»Jeder See wird von einer Hexe bewacht«, begann Hofna seine Ausführungen.
»Wir wissen leider nicht, weshalb die Seen bewacht werden. Das Wasser der Seen und die darin lebenden Wesen scheinen magisch zu sein. Sie sind wie Geister. Kaum greifbar und doch auf ihre Weise gefährlich«, warf Haisan ein.
»Und die Hexen?«, hakte Saijrae nach, »können wir sie als Verbündete für unsere Sache gewinnen?«
»Sie gelten als mächtig und werden allerorts auf Fee gefürchtet«, meinte Haisan.
»Garstige Weiber, deren Gesellschaft Ihr gewiss nicht suchen wollt, mein Hirte«, fuhr Hofna fort, »nur sehr wenige unter ihnen besitzen Liebreiz.«
»Ihr macht mich neugierig«, antwortete der dunkle Hirte lächelnd, »ich sollte sie in meinen Bann schlagen und meinem Willen unterwerfen. Vielleicht finden wir eine Hexe, die mir gefällt und zu Diensten sein will.«
»Herr, Ihr dürft eure Macht auf Ell nicht mit der auf Fee vergleichen«, gab Haisan zu bedenken, »jede einzelne dieser Hexen könnte Euch mit ihrer Magie womöglich überwinden und beherrschen. Sie könnten sich Eure Fähigkeiten einverleiben und Euch versklaven. Alles auf Fee befindet sich im Lot. Jede Störung des Gleichgewichts wird augenblicklich rückgängig gemacht. Die Magie ist frei, wild und nicht beherrschbar. Fee ist der Ursprung alles Magischen auf Kryson.«
»Ich bin der dunkle Hirte«, zeigte sich Saijrae plötzlich beleidigt, »meine Macht kennt wenig Grenzen. Und in der Dunkelheit dieses Landes wird sie gewiss vollkommen sein. Eine Hexe kann mir nicht gefährlich werden.«
»Auf Ell wahrscheinlich nicht. Aber auf Fee wäre ich mir an Eurer Stelle nicht so sicher. Aber versucht Euer Glück«, schlug Hofna vor, »wir stehen Euch bei, so gut wir das in unserer Gestalt vermögen.«
Der dunkle Hirte wollte mehr über das Land der Seen und die Hexen erfahren. Er war nicht nach Fee gekommen, um festzustellen, dass er diesem Kontinent und seinen Geschöpfen nicht gewachsen sein sollte und besser auf Ell geblieben wäre. Saijrae hatte nicht vor, weiterhin tatenlos auf die Erfüllung eines Schicksals zu warten, das nicht eintreten wollte. Saijkal und er wollten ihre Macht ausbauen. Über die Absichten seines Bruders war er sich allerdings nicht mehr so sicher. Saijkal verhielt sich
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