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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Bewegung. Obwohl kein Wind zu spüren war, kräuselte sich die Oberfläche. Wellen wurden gegen das Ufer geworfen. Saijrae blickte wie gebannt auf den See, als erwarte er sein Ende. Er glaubte ein bleiches Gesicht erkennen zu können, das sich aus der Tiefe des Sees rasch zur Wasseroberfläche und in Richtung seines Standorts bewegte. Er sah einen lang gezogenen, schlanken Körper, der dem eines gepanzerten Reptils glich. Die Gestalt schwammschnell und bewegte dabei ihren Schwanz in gleichmäßigen Bewegungen hin und her. Die Kreatur wandte sich Saijrae zu. Ihre Züge wirkten weiblich und auf eigenartige Weise deformiert. Sie war hässlich. Eine monströse Erscheinung. Saijrae dachte, sie verzöge ihre Lippen zu einem Lächeln, als sich ihr Mund leicht öffnete und oben wie unten Reihen kleiner, spitzer Zähne zum Vorschein brachte.
    Ihre Blicke trafen einander. Trübe, silbrig blasse Augen starrten in die vollkommene Schwärze des magischen Bruders, ohne sich zu verlieren.
    Ohne Vorwarnung sprang die Gestalt plötzlich aus dem Wasser auf den dunklen Hirten zu. Von ihren Lippen löste sich ein schriller Schrei. Ihr Mund war weit aufgerissen. Sie hielt die für ihren Körper zu kurzen Arme nach vorne, an deren Enden sich Hände mit drei Fingern befanden. Die langen Glieder der Hand endeten jeweils in scharfen Krallen.
    Ihre Sprungkraft überraschte Saijrae. Sie musste mindestens fünfzehn Fuß überwinden, um ihn erreichen zu können. Er wollte einige Schritte zurückweichen, aber die Gestalt hielt ihn mit ihrem Blick fest. Er war wie gelähmt, während sie auf ihn zuschoss.
    »Passt auf«, warnte Haisan seinen Herrn, »die Hexe hat es auf Euch abgesehen!«
    Der dunkle Hirte antwortete nicht. Hofna zischte drohend. Doch die Warnung des Leibwächters hielt die Hexe nicht ab. Haisan und Hofna sahen sich an. Ohne Worte warfen sie sich gemeinsam schützend vor den dunklen Hirten, um das Schlimmste zu verhindern. Ihr Versuch scheiterte kläglich. Die Hexe deutete nur leichte Handbewegungen an, und Haisan und Hofna wurden plötzlich von einer unsichtbaren Kraft erfasst und fortgeschleudert. Ihr Herr musste alleine zurechtkommen. Die Hexe traf auf den dunklen Hirten. Saijrae verlor das Gleichgewicht und wurde – die Hexe auf ihm – zu Bodengeworfen. Ihre Hände krallten sich an seinem Gewand fest. Sie versenkte ihre Zähne in seinem Hals. Der dunkle Hirte schrie auf. Doch kaum hatte sie sein schwarzes Blut gekostet, da spie sie es keuchend und würgend wieder aus. Sie ließ von ihm ab, rollte sich von seinem Körper und krümmte ihren Leib, als litte sie unter großen Schmerzen und wäre soeben vergiftet worden.
    »Wog nirt da!«, kam es wie ein Fluch aus ihrem Mund.
    Der dunkle Hirte verstand kein Wort. Angewidert spuckte sie die Reste seines Blutes aus und wischte sich mit dem Handrücken über die blutverschmierten Lippen.
    »Kaft berr nach nogt haltof. Fravl, da gharst mar«, schrie sie den dunklen Hirten an.
    Der dunkle Hirte kam benommen und schwankend wieder auf seine Beine. Zorn flammte in ihm auf. Sie hatte ihn angegriffen, ihn zu Boden geworfen und verletzt. Wie konnte eine Hexe es wagen, die Hand gegen den dunklen Hirten zu erheben? Spürte sie nicht, welche Macht er besaß?
    »Was wollt Ihr von mir?«, fragte der dunkle Hirte, »Ihr sprecht eine Sprache, die mir fremd ist.«
    »Ich habe gefragt, was du bist«, antwortete die Hexe zur Überraschung des dunklen Hirten in seiner Sprache und ohne fremden Akzent, »und dich darauf hingewiesen, dass Gift mich nicht aufhalten kann. Du gehörst mir, Frevler.«
    »Ihr sprecht meine Sprache?«, rieb sich der dunkle Hirte verwundert die Augen.
    »Inzwischen so gut wie du selbst«, meinte die Hexe, »es war nicht schwer, sie von dir zu lernen. Deine Gedanken sind für mich offen wie ein Buch, und die wenigen Worte, die du gesagt hast, reichen aus, ihren Klang und ihre Bedeutung aufzunehmen. Das Übersetzen ist keine Herausforderung. Aber ich bin nicht aus meinem nassen Bett gestiegen, um mit dir zu plaudern. Ich werde dich holen und an meinen See binden. Duhast gegen das Gesetz des Gleichgewichtes verstoßen, indem du das Kind getötet hast, das deine Kraft ausgleichen sollte. Nun liegt es an mir, diesen Frevel wiedergutzumachen und die Verschiebung aufzuheben, die deine Anwesenheit verursacht. Du verstößt gegen unsere Gesetze. Du bist auf Fee nicht erwünscht.«
    »Und das entscheidet Ihr?«, provozierte der dunkle Hirte.
    »Niemals!«, empörte sich die Hexe und hielt

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