Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Irina die Organspender bekam, aber es fiel
mir einfach nicht ein.
Wir warteten noch ein paar Minuten auf die Spusi, Gregor gab seine Anweisungen, dann fuhren wir zurück zum Präsidium. Unterwegs
beauftragte Gregor zwei Kollegen, Dr. Jens Hagenbeck, Leiter der Klinik im Park, zu einer Befragung ins Präsidium zu bringen. Und zwar sofort.
Gregor wurde bereits im Flur von seinem Chef abgefangen. »Was haben Sie sich dabei gedacht, als Sie Herrn Dr. Hagenbeck hierher zitiert haben?«
Gregor setzte seine Ich-habe-zwar-keine-Ahnung-aber-ich-bin-einfach-dreist-Miene auf. »Die schriftliche Begründung liegt in
zwei Stunden vor. Jetzt muss ich mit dem Herrn erst mal sprechen.«
»In einer Stunde will ich einen kompletten Bericht mit Begründung. Und der Richter, der mit Herrn Dr. Hagenbeck Golf spielt, erwartet diesen Bericht ebenfalls.«
Gregor nickte unverbindlich und schob Martin schnell weiter in sein Büro.
»Mein lieber Martin, wir zwei haben da ein Problem.«
Martin nickte unglücklich.
»Das hier ist kein Film, in dem ein einzelgängerischer Cop einen Verdächtigen ungestraft festhalten, ein bisschen foltern
und ein Geständnis aus ihm rauspressen kann. Ich brauche …«
»Der Schauspieler!«, schrie ich dazwischen.
Martin fasste sich an die Schläfen.
»Was ist jetzt wieder?«, fragte Gregor.
»Ruf doch mal Birgit an«, schlug Martin plötzlich ganz ohne mein Zutun vor.
»Birgit?«
Martin nickte. »Ich hatte sie vor einiger Zeit gebeten, sich die gängigen Informationen über die Klinik im Park zu beschaffen.
Also Finanzausstattung, Bonität, Umsatz, Gewinn, solche Sachen. Wir haben aber seitdem gar nicht mehr darüber geredet.«
Gregor nickte. »Und sonst?«
»Wir zwei machen jetzt einen Krankenbesuch«, sagte ich zu Martin. »Na los, rapido.«
Martin spazierte einfach in die Klinik im Park hinein. Kein Wunder, er hatte seinen weißen Kittel an, den er am Morgen seiner
Kündigung aus der Kunststopferei geholt hatte, weil ein winziges Loch am linken Ärmel seinen Perfektionsanspruch störte. Zum
Glück hatte das Ding noch im Auto gelegen und war nun zur Hand.
Ich lotste Martin zur Intensivstation und zu dem Raum, in dem der Latino, den ich meinte, gestern erschöpft in seinem Bett
gelegen hatte. Er war noch da.
»Wer ist das?«, fragte Martin mich leise.
»Das erste Mal habe ich ihn in einer Praxis gesehen, in der Irina arbeitet. Sie hat ihm erklärt, dass er eine kranke Niere
habe und demnächst operiert werden müsse.«
Martin wurde blass.
»Und jetzt hat er wahrscheinlich eine Niere weniger, und ein fetter Russe mit einer dicken Brieftasche hat eine mehr«, flüsterte
ich.
Der junge Mann schlug die Augen auf.
»Hasta quando tengo que quedarme aquí?«
»Was sagt er?«, fragte Martin mich.
»Hab ich Latein gelernt oder du?«
Martin machte eine abfällige Bewegung, tätschelte dem Mann den Arm, sagte: »Ich lasse Sie sofort in ein anderes Krankenhaus
verlegen«, grinste freundlich und verließ die Klinik mit langen Schritten.
DREIZEHN
Nachdem Martin Gregor von unseren Vermutungen berichtet hatte und Gregor seinen damit wichtigsten, wenn auch leider spanischsprachigen,
Zeugen in die Uniklinik hatte verlegen lassen, bekam Gregor den gewünschten Haftbefehl von Hagenbecks Golfpartner, dessen
Loyalität zum Glück eher dem Rechtsstaat als dem Sportkumpel gehörte. Ich gönnte mir die Vernehmung des Doktor Seltsam.
Gregor (ruhig): »Ihnen wird vorgeworfen, illegale Organtransplantationen vorgenommen zu haben.«
Hagenbeck (entrüstet): »Das ist völliger Unsinn!«
Gregor (scharf): »Haben Sie Lebendspenden transplantiert?«
Hagenbeck (belustigt): »Aber ja, jede Menge.«
Gregor (noch schärfer): »Woher kamen die Organe?«
Hagenbeck (spöttisch): »Von Verwandten.«
Gregor (fassungslos): »Von Verwandten?«
Hagenbeck (arrogant): »Natürlich. Alles andere ist in Deutschland verboten.«
Auf diese Tour ging es weiter. Hagenbeck gestand alles, was legal war, und bestritt, jemals selbst etwas Illegales getan oder
Kenntnis davon gehabt zu haben.
»Wie sind Sie an Ihre Patienten gekommen?«
»Meine Klinik genießt einen ausgezeichneten Ruf. Meine Patienten kommen zu mir.«
»Ist es nicht eher so, dass Ihr russischer Geschäftspartner von der Mafia Ihnen die Patienten schickt?«
»Ich arbeite nicht mit der Mafia zusammen. Ein vollkommen legaler russischer Fonds hat Geld in meine Klinik investiert, weil
die Manager offenbar
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