Kuess mich, geliebter Scheich
Augen wurde. Allerdings war sie nicht gewillt, sich dieser lächerlichen Schwäche zu ergeben.
Sie war es gewohnt, für sich selbst zu sorgen. Schon seit ihrer Kindheit tat sie das. Deshalb musste sie unbedingt herausfinden, warum er ihr eine derartige Lüge auftischte, und ihn dann schnellstens aus ihrer Wohnung werfen.
„Wie lautet die Telefonnummer Ihres Arztes?“
Madison schaute ihn überrascht an. Er hatte bereits ein Handy in der Hand.
„Wie bitte?“
„Ich möchte, dass Ihr Arzt Sie durchcheckt.“
„Das ist nicht nötig.“
Tariq stand auf. Er war groß – mindestens eins neunzig – jedenfalls viel größer als sie, zumal sie barfuß war und er auf sie hinunterschauen konnte. Das Gefühl war durchaus nicht angenehm – ganz so, als wollte er sie daran erinnern, dass er der Stärkere war.
„Sie sind in Ohnmacht gefallen“, erklärte er brüsk. „Sie sind schwanger. Sie müssen sich von einem Arzt untersuchen lassen.“
Madison verschränkte die Arme vor der Brust. Lächerlich, das wusste sie, dennoch gab es ihr das Gefühl, größer zu sein.
„Ich bin in Ohnmacht gefallen, weil Sie mir etwas völlig Unmögliches erzählt haben.“
„Unmöglich“, versetzte er, „und dennoch wahr.“
„Das behaupten Sie.“
Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Wollen Sie etwa sagen, dass ich lüge?“
„Wenn der Schuh passt …“
„Hören Sie, ich schwöre, es ist die Wahrheit. Wir müssen jetzt entscheiden, wie wir die Situation am besten handhaben.“
Die Situation. Ihre Schwangerschaft. Ihr Baby. Und sein nachdrückliches Beharren, er sei der Grund dafür …
„Haben Sie zu Abend gegessen?“
Sie lächelte ironisch. „Vom Arzt direkt zum Dinner. Sie verschwenden wohl wirklich keine Zeit, was?“
„Es ist eine simple Frage. Haben Sie heute Abend schon etwas gegessen?“
„Sie sind hier hereingestürmt, ehe ich die Gelegenheit dazu hatte – nicht dass es Sie etwas angehen würde.“
„Vielleicht sind Sie deshalb in Ohnmacht gefallen.“
Er trat einen Schritt zurück und begutachtete sie von Kopf bis Fuß. „Lassen Sie häufig Mahlzeiten aus? Sind Sie deshalb so dünn?“ Mein Gott, was für eine Dreistigkeit! „Hören Sie, Mister …“
„Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass man mich korrekt mit ‚Euer Hoheit‘ anspricht.“ Um seine Mundwinkel zuckte es. „Doch unter den gegebenen Umständen dürfen Sie mich Tariq nennen.“
„Ich bin nicht dünn. Ich bin nicht hungrig. Und wir haben keine Umstände, Euer Hoheit.“
Tariq runzelte die Stirn. Sie hatte die letzten beiden Wörter so verächtlich ausgesprochen, dass sein Titel wie eine Beleidigung klang. Normalerweise hätte er ihr recht gegeben. Titel waren archaisch. Er mochte seinen nicht und benutzte ihn, wenn es irgendwie ging, nur zu Hause, weil seine Landsleute auf diesem veralteten Unsinn bestanden.
Doch ihre Verachtung ließ eine Warnglocke angehen.
Amerikaner liebten Titel; amerikanische Frauen ganz besonders. Madison Whitney erwies sich als ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte. Vielleicht würde es doch nicht so einfach werden, die Sache mit ihr zu regeln.
Dass ausgerechnet diese Frau unter all den Millionen, die in diesem Land lebten, sein Kind in sich trug, war wirklich ein schlechter Scherz.
„Ich geben Ihnen zwei Minuten, um diese merkwürdige Sache aufzuklären“, äußerte sie knapp. „Danach sind Sie Geschichte.“
Sie reckte das Kinn kampflustig vor. Ihr Gesicht war völlig ungeschminkt, der Morgenmantel alt und zerschlissen, ihre Füße nackt, ihr Haar zu einer wilden Lockenmähne getrocknet …
Und dennoch war sie atemberaubend. Nicht nur schön, sondern mutig und stolz, und bei Ishtar, er spürte es in seinem Blut. Sie würde ihm garantiert Schwierigkeiten bereiten.
„Sie haben schon eine Minute vergeudet.“
„Ich habe Ihnen gesagt, warum ich hier bin, habiba . Sie weigern sich nur, meine Erklärung zu akzeptieren.“
„Diese verrückte Geschichte?“ Sie schnaubte. „Versuchen Sie es noch mal, Mr. Prinz!“
Seine Gesichtsmuskeln verspannten sich. Was für eine Frechheit!
Tariq fluchte leise, aber vehement, dann drehte er auf dem Absatz um und ging in die Küche.
„Hey. Hey! Wo wollen Sie hin?“
„Ich mache Ihnen jetzt Tee und Toast. Wenn Sie etwas gegessen haben, reden wir miteinander.“
„Ich möchte weder Tee noch Toast. Ich will nicht reden, und ganz sicher will ich Sie nicht in meiner Küche haben.“
Es war, wie gegen eine Wand zu reden. Frustriert
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