Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)
Westentasche. «Nein, hier ist er.»
«Hast du genügend Geld bei dir?»
«Wird schon reichen.»
«Liebster», sagte sie, dicht vor ihm stehend, und zog seinen Schlips gerade, obgleich das gar nicht nötig war, «wenn es nun etwas Hübsches ist, etwas, wovon du denkst, dass es mir Freude macht, willst du mich dann anrufen, sobald du in der Praxis bist?»
«Ja, wenn dir so viel daran liegt.»
«Weißt du, eigentlich hoffe ich ja, dass es etwas für dich ist, Cyril. Ich möchte viel lieber, es wäre etwas für dich als für mich.»
«Das ist rührend von dir, mein Herz. So, jetzt muss ich aber laufen.»
Etwa eine Stunde später schrillte das Telefon. Bevor das erste Läuten verstummt war, hatte Mrs. Bixby schon das Zimmer durchquert und den Hörer abgenommen.
«Ich habe es», sagte er.
«Wirklich? Was ist es denn, Cyril? Etwas Schönes?»
«Schöner als schön!», rief er. «Phantastisch! Warte nur, bis du’s zu sehen bekommst! Du wirst in Ohnmacht fallen!»
«Schnell, Liebster, was ist es?»
«Ein Glückskind bist du, das muss ich schon sagen!»
«Es ist also für mich?»
«Natürlich ist es für dich. Verdammt will ich sein, wenn ich begreife, wie das nur für fünfzig Dollar versetzt werden konnte! War bestimmt ein Verrückter.»
«Spann mich doch nicht so auf die Folter, Cyril! Ich halte das nicht aus.»
«Du schnappst über, wenn du es siehst.»
«Was ist es denn bloß?»
«Rate mal.»
Mrs. Bixby schwieg. Sei vorsichtig, ermahnte sie sich. Sei jetzt sehr vorsichtig.
«Eine Halskette», sagte sie.
«Falsch.»
«Ein Brillantring.»
«Nichts dergleichen. Ich will dir einen Tipp geben. Man trägt es auf der Straße.»
«Auf der Straße? Meinst du so etwas wie einen Hut?»
Er lachte. «Nein, ein Hut ist es nicht.»
«Um Himmels willen, Cyril, warum sagst du’s nicht endlich?»
«Weil ich dich überraschen möchte. Heute Abend bringe ich es mit.»
«Nein, das tust du nicht!», rief sie. «Ich komme sofort hin und hole es mir.»
«Mir wäre lieber, du tätest das nicht.»
«Sei nicht albern, Liebling. Warum soll ich nicht kommen?»
«Weil ich zu viel zu tun habe. Du bringst mir meine ganze Tageseinteilung durcheinander. Ich habe ohnehin eine gute halbe Stunde verloren.»
«Dann komme ich eben in der Mittagspause. Ist das recht?»
«Ich mache keine Mittagspause. Na meinetwegen, komm um halb zwei, während ich ein Sandwich esse. Bis dann also.»
Genau um halb zwei läutete Mrs. Bixby an der Tür von Mr. Bixbys Praxis. Ihr Mann öffnete ihr selbst in seinem weißen Kittel.
«Ach, Cyril, ich bin schrecklich aufgeregt!»
«Das gehört sich auch so. Du bist ein Glückskind, weißt du das?» Er führte sie über den Korridor ins Sprechzimmer.
«Sie können jetzt essen gehen, Miss Pulteney», wandte er sich an die Assistentin, die damit beschäftigt war, Instrumente zu sterilisieren. «Machen Sie das fertig, wenn Sie zurückkommen.» Er wartete, bis das Mädchen fort war, ging dann zu dem Wandschrank, in den er seine Sachen zu hängen pflegte, und wies mit dem Finger darauf. «Da drinnen ist es», sagte er. «Mach die Augen zu.»
Mrs. Bixby gehorchte. Sie holte tief Atem, hielt ihn an und konnte in der nun folgenden Stille hören, wie ihr Mann die Schranktür öffnete. Ein leises Rascheln verriet ihr, dass er ein Kleidungsstück zwischen den anderen Sachen herauszog.
«So! Augen auf!»
«Ich traue mich nicht», antwortete sie lachend.
«Na, los doch! Sei tapfer.»
Sie kicherte und hob zaghaft das eine Lid. Ganz wenig nur, gerade genug, dass sie dunkel und verschwommen sehen konnte, wie ihr Mann in seinem weißen Kittel dastand und etwas hochhielt.
«Nerz!», rief er. «Echter Nerz!»
Auf dieses Zauberwort hin öffnete sie rasch die Augen und setzte zum Sprung an, um den Mantel in ihre Arme zu schließen. Aber da war kein Mantel. Nur ein lächerlicher kleiner Pelzkragen baumelte in der Hand ihres Mannes.
«Na, wie wird dir?», fragte er und schwenkte das Ding vor ihrem Gesicht.
Mrs. Bixby wich einen Schritt zurück und presste die Hand auf den Mund. Gleich schreie ich, dachte sie. Gleich schreie ich.
«Was ist denn, Kindchen? Gefällt er dir nicht?» Er hörte auf, den Pelzkragen zu schwenken, und sah sie erwartungsvoll an.
«O doch», stieß sie hervor. «Ich … ich … finde ihn reizend … wirklich reizend.»
«Im ersten Augenblick hat’s dir den Atem verschlagen, nicht wahr?»
«Allerdings.»
«Großartige Qualität», erklärte er. «Auch schöne
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