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Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Titel: Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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Claud. «Er heißt Rabbetts.»
    «Komm bloß weiter.»
    «Nein, wir warten hier», entschied Claud.
    Zu unserer Linken war ein Gatter, das auf ein Feld führte. Wir stiegen hinüber und setzten uns hinter die Hecke.
    «Für Mr.   Rabbetts ist jetzt Essenszeit», sagte Claud. «Der stört uns bestimmt nicht mehr.»
    Wir saßen mäuschenstill hinter der Hecke und warteten, dass der Wildhüter auf seinem Heimweg an uns vorbeiginge. Am Himmel blinkten ein paar Sterne, und ein heller Dreiviertelmond stieg im Osten über den Hügeln auf.
    «Da ist er», flüsterte Claud. «Rühre dich nicht.»
    Mr.   Rabbetts näherte sich mit fast unhörbaren Schritten, und sein Hund tappte auf weichen Pfoten hinter ihm her. Wir beobachteten die beiden durch die Hecke.
    «Heute Abend kommt er nicht mehr zurück», sagte Claud.
    «Woher weißt du das?»
    «Wenn ein Wildhüter deine Wohnung kennt, lauert er dir nie im Wald auf. Er geht zu deinem Haus, versteckt sich draußen und wartet, bis du kommst.»
    «Das ist ja noch schlimmer.»
    «Ach wo, man muss nur die Beute irgendwo unterstellen, bevor man heimgeht. Dann kann er einen nicht fassen.»
    «Und was ist mit dem anderen – dem auf der Lichtung?»
    «Der ist auch fortgegangen.»
    «Das kannst du nicht wissen.»
    «Ich habe diese Brüder monatelang beobachtet, Gordon. Verlass dich darauf, ich kenne alle ihre Gewohnheiten. Die Sache ist ganz ungefährlich.»
    Widerstrebend folgte ich ihm. Oben im Wald war es stockfinster und sehr still, und als wir uns vorsichtig zwischen den Baumreihen vorwärts bewegten, schienen unsere Schritte widerzuhallen, als wären wir in einer Kathedrale.
    «Von hier aus haben wir die Rosinen geworfen», sagte Claud.
    Ich spähte durch die Büsche. In milchigen Dunst gehüllt, lag die Lichtung im Mondschein.
    «Bist du auch sicher, dass der Wildhüter fort ist?»
    «Ich weiß , dass er fort ist.»
    Unter dem Mützenschirm konnte ich Clauds Gesicht sehen, die blassen Lippen, die weichen, blassen Wangen, die großen Augen, in denen vor Erregung kleine Funken tanzten.
    «Schlafen sie?»
    «Ja.»
    «Wo?»
    «Hier rundherum. Sie bleiben immer in der Nähe.»
    «Was tun wir jetzt?»
    «Wir warten. Ich habe dir eine Lampe mitgebracht», fügte er hinzu und gab mir eine jener kleinen Stablampen, die wie ein Füllfederhalter geformt sind. «Du wirst sie brauchen.»
    Allmählich verflog meine Angst. «Wollen wir mal versuchen, ob wir irgendwo in den Bäumen Fasanen entdecken können?», fragte ich.
    «Nein.»
    «Ich möchte aber gern wissen, wie sie aussehen, wenn sie schlafen.»
    «Wir treiben keine Naturstudien», erwiderte Claud. «Sei jetzt still.»
    Lange standen wir und warteten, ohne dass etwas geschah.
    «Mir kommt da gerade ein scheußlicher Gedanke», sagte ich. «Wenn sich ein schlafender Vogel auf seinem Zweig im Gleichgewicht halten kann, liegt eigentlich kein Grund vor, warum er dann wegen des Schlafpulvers herunterfallen sollte.»
    Claud warf mir einen raschen Blick zu.
    «Schließlich ist er ja nicht tot», fuhr ich fort. «Er schläft nur.»
    «Er ist betäubt», verbesserte mich Claud.
    «Das ist doch bloß eine tiefere Art von Schlaf. Warum soll er herunterfallen, nur weil er tiefer schläft?»
    Düsteres Schweigen.
    «Schade, dass wir’s nicht zuerst mit Hühnern ausprobiert haben», meinte Claud. «Mein Vater hätte das getan.»
    «Dein Vater war ja auch ein Genie», antwortete ich.
    In diesem Augenblick ertönte hinter uns ein leises Plumpsen.
    «Was ist das?»
    «Psst!»
    Wir lauschten.
    Bum!
    «Hörst du’s?»
    Es war ein tiefer, dumpfer Laut, als sei ein Sandsack aus Schulterhöhe zu Boden gefallen.
    Bum!
    «Das sind Fasanen!», rief ich.
    «Warte noch!»
    «Bestimmt sind es Fasanen!»
    Bum! Bum!
    «Du hast recht!»
    Wir liefen in den Wald zurück.
    «Wo sind sie?»
    «Dort drüben! Da hat’s zweimal gebumst!»
    «Ich dachte, es wäre auf der anderen Seite gewesen.»
    «Schau nach», sagte Claud. «Weit können sie jedenfalls nicht sein.»
    Wir suchten ungefähr eine Minute lang.
    «Ich habe einen!», schrie er.
    Ich lief zu ihm. Er hielt in beiden Händen einen herrlichen Fasanenhahn. Wir betrachteten ihn genau im Licht unserer Taschenlampen.
    «Betäubt bis an die Kehllappen», sagte Claud. «Er lebt noch, ich fühle sein Herz, aber er ist betäubt bis an die Kehllappen.»
    Bum!
    «Noch einer!»
    Bum! Bum!
    «Wieder zwei!»
    Bum!
    Bum! Bum! Bum!
    «Herr, du meine Güte!»
    Bum! Bum! Bum Bum! Bum! Bum!
    Ringsum regnete es Fasanen von den

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