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Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Titel: Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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wer ist der Chauffeur?»
    «Charlie Kinch. Der freut sich, wenn er mir einen Gefallen tun kann.»
    Wir hatten nun alle Fasanen eingepackt, und ich versuchte, den schweren Sack auf die Schulter zu heben. Er enthielt etwa sechzig Vögel und wog mindestens anderthalb Zentner.
    «Wie soll ich denn das schleppen?», murrte ich. «Wir müssen einen Teil der Beute zurücklassen.»
    «Wenn’s nicht anders geht, wirst du den Sack eben ziehen», meinte Claud.
    Wir stapften also durch den pechschwarzen Wald und schleiften die Säcke hinter uns her.
    «Bis zum Dorf schaffen wir’s nie», sagte ich.
    «Keine Angst», erwiderte Claud, «der alte Charlie hat mich noch nie im Stich gelassen.»
    Wir erreichten den Waldrand und spähten durch die Hecke.
    «Hallo, Charlie», wisperte Claud, und der alte Mann am Lenkrad des Taxis steckte den Kopf in den Mondschein hinaus. Sein zahnloser Mund verzog sich zu einem schlauen Grinsen. Wir zwängten uns durch das Gestrüpp und zerrten die Säcke bis zum Wagen. «Hallo», sagte Charlie. «Was ist denn das?»
    «Kohlköpfe», antwortete Claud. «Mach die Tür auf.»
    Zwei Minuten später saßen wir sicher im Taxi und fuhren langsam den Hügel hinunter auf das Dorf zu.
    Jetzt war alles vorüber, ausgenommen die Freude. Claud triumphierte und war nahe daran, vor Stolz und Aufregung zu platzen. Immer wieder beugte er sich vor, schlug Charlie Kinch auf die Schulter und rief: «Na, was sagst du, Charlie? Ist das ein Fang oder nicht?» Und jedes Mal wandte sich Charlie um, blickte mit großen Augen auf die vollgestopften Säcke, die zwischen uns auf dem Boden lagen, und murmelte: «Mein Gott, Mann, wie hast du das bloß fertiggebracht?»
    «Sechs Paar davon sind für dich, Charlie», erklärte Claud, und Charlie meinte: «Diesmal werden Mr.   Hazels Gäste wohl nicht allzu viele Fasanen schießen», worauf Claud sagte: «Bestimmt nicht, alter Junge, bestimmt nicht.»
    «Was willst du um Himmels willen mit hundertzwanzig Fasanen anfangen?», fragte ich.
    «Sie für den Winter einfrieren», erwiderte Claud. «Ich packe sie mit dem Fleisch für die Hunde in unsere Kühltruhe.»
    «Aber nicht heute Abend, wie?»
    «Nein, Gordon, heute nicht mehr. Wir bringen sie über Nacht zu Bessie.»
    «Zu was für einer Bessie?»
    «Bessie Organ.»
    «Bessie Organ !»
    «Ja, die versteckt immer meine Beute. Wusstest du das nicht?»
    «Gar nichts weiß ich», stammelte ich und glotzte ihn entgeistert an. Mrs.   Organ war die Frau von Reverend Jack Organ, dem Vikar des Dorfes.
    «Man darf seine Beute immer nur von einer ehrbaren Frau transportieren lassen», verkündete Claud. «So ist’s doch, Charlie, nicht wahr?»
    «Bessie versteht ihre Sache», bestätigte Charlie
    Inzwischen hatten wir das Dorf erreicht. Die Straßenlaternen brannten noch, und die Männer waren auf dem Heimweg vom Wirtshaus. Ich sah, wie Will Prattley durch die Seitentür seines Fischgeschäftes ins Haus schlüpfte, während Mrs.   Prattley, ohne dass er es wusste, im ersten Stock aus dem Fenster schaute und ihn beobachtete.
    «Der Vikar isst nichts lieber als Fasanenbraten», bemerkte Claud.
    «Er lässt die Vögel achtzehn Tage hängen», fügte Charlie hinzu. «Dann schüttelt er sie ordentlich, und alle Federn fallen ab.»
    Das Taxi bog nach links in den Pfarrhof ein. Im Haus brannte kein Licht, und niemand ließ sich blicken. Claud und ich warfen die Fasanen in den Kohlenschuppen, verabschiedeten uns dann von Charlie und kehrten im Mondschein mit leeren Händen zur Tankstelle zurück. Ob Mr.   Rabbetts irgendwo auf der Lauer lag, weiß ich nicht. Gesehen haben wir jedenfalls nichts von ihm.
     
    «Da kommt sie», sagte Claud am nächsten Morgen zu mir.
    «Wer?»
    «Bessie – Bessie Organ.» Er sprach den Namen mit einem gewissen Besitzerstolz aus, etwa so wie ein General seinen tapfersten Offizier erwähnt.
    Ich folgte ihm nach draußen.
    «Dort hinten.» Er deutete mit der Hand.
    Auf der Straße, noch sehr weit entfernt, entdeckte ich eine kleine weibliche Gestalt, die auf uns zukam.
    «Was schiebt sie?», fragte ich.
    Claud sah mich verschmitzt an. «Es gibt nur eine sichere Methode, Wildererbeute zu transportieren», erklärte er. «Im Kinderwagen unter einem Baby.»
    «Ja», murmelte ich, «ja, natürlich.»
    «In dem Wagen sitzt Christopher Organ, anderthalb Jahre alt. Ein entzückender Junge, Gordon.»
    Ich strengte meine Augen an, und nun sah ich auch das Kind. Es thronte hoch oben auf dem Wagen, dessen Verdeck

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