Küsse, die "Verzeih mir" sagen
zusammen, immer.“ Es klang etwas wehmütig.
Eigentlich war das der richtige Zeitpunkt, um auf den möglichen Umzug zu sprechen zu kommen, doch das neue Thema stimmte Annie nachdenklich. War Roberta einsam? Wäre es besser für sie, bei ihren Großeltern zu wohnen, die sie vergötterten? „Wenn ich beruflich etwas ganz anderes machen würde, könnten wir in San Francisco wohnen“, sagte Annie.
„Was denn?“
„Keine Ahnung, ehrlich gesagt“, gab sie zu.
„Grandpa hat gesagt, du müsstest dann überhaupt nicht mehr arbeiten.“
Annie seufzte. „Ich weiß. Aber fändest du das in Ordnung? Ich bin eine erwachsene Frau und sollte nicht mehr von meinem Vater abhängig sein, oder?“
Schweigend dachte Roberta darüber nach. Schließlich sagte sie: „Wenn Daddy noch bei uns wäre, würde er sich um uns kümmern.“
„Richtig. Aber bis jetzt sind wir doch ganz gut zurechtgekommen, findest du nicht?“
Von Anfang an hatte Annie ihrer Tochter immer wieder erzählt, wie wunderbar, abenteuerlustig und großzügig Robert gewesen war. Und sie hatte nicht übertreiben müssen: Robert war ein brillanter Wissenschaftler und ein humorvoller, liebenswürdiger Mensch gewesen. Er hatte keine Angst gehabt, in einer feindlichen Umgebung zu arbeiten, und Annie dabei stets das Gefühl gegeben, bei ihm völlig sicher zu sein.
Immer wieder hatte sie betont, wie sehr sie sich darauf gefreut hatten, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Die Fotos, die Annie von ihm hatte, zeigten einen starken, gut aussehenden Mann, den sich jedes kleines Mädchen zum Vater gewünscht hätte. So vergaß Roberta nicht eine Sekunde lang, dass Robert sie geliebt hätte und der beste Dad der Welt für sie gewesen wäre.
Dass Annie seit ihrer Geburt für sie beide sorgte, stand dagegen bei Roberta anscheinend nicht so im Vordergrund. „Fändest du es denn besser, wenn Grandpa sich um uns kümmern würde?“, hakte Annie vorsichtshalber nach.
Aus ihren klaren blauen Augen blickte Roberta sie ernst an. „Nicht, wenn du es nicht willst.“
„Ach Schatz …“ Annie griff nach ihrer Hand. „Wir können nach San Francisco ziehen, wenn du das gern möchtest. Nicht zu Grandma und Grandpa ins Haus, aber in die Nähe.“
„Gefällt es dir hier denn nicht mehr?“
„Doch. Und dir?“
„Ich will einfach nur bei dir sein.“
Da ihre Tochter niemals schwindelte – auch nicht aus Höflichkeit – rührte diese Antwort Annie umso mehr.
„Dann habe ich noch eine Frage an dich“, sagte sie nach einer Weile. „Wie würde es dir gefallen, ganz woanders zu wohnen? Es wäre nur für ein Jahr, aber wir hätten viel mehr Zeit miteinander, weil ich von zu Hause aus arbeiten könnte, zumindest im Winter.“
„Wäre es weit weg von Debbie?“
„Nein“, erwiderte Annie. „Sie könnte uns an den Wochenenden besuchen kommen. Grandma und Grandpa natürlich auch. Und manchmal würden wir sie besuchen.“
„Wo meinst du denn?“
„Im Yosemite Nationalpark.“
„Da stehen doch die Mammutbäume! Ich finde, die sehen wie Riesen aus.“
„Ganz genau! Woher weißt du das denn?“
„Ich bin in der vierten Klasse, Mom. Wir haben kalifornische Geschichte, und letzte Woche hat Mrs Darger uns ein Video gezeigt. Nächstes Jahr fahren wir beim Schulausflug in den Yosemite Park.“
Natürlich.
„Ja, der Nationalpark ist ziemlich berühmt. Kein Wunder, es ist ein ganz besonderer, verzauberter Ort.“
„Und was würdest du dort arbeiten?“, fragte Roberta gespannt.
„Dasselbe wie immer, als Archäologin.“
„Im Nationalpark?“
„Ja. Der Park gehört zu den eingetragenen Kulturplätzen in den Staaten und ist eine offizielle Ausgrabungsstätte. Daher stammt sogar mein Interesse für Archäologie – als ich so alt war wie du, sind deine Großeltern oft mit mir hingefahren, und ich fand die Ausgrabungen immer besonders spannend. Es gibt über hundert verschiedene Stellen, wo man Überreste der indianischen Ureinwohner finden kann, von prähistorischen Zeiten bis ins 19. Jahrhundert.“
„Und man findet immer noch neue Spuren?“
„Ja, viele Stätten wurden im Laufe der Jahrhunderte unter Felslawinen oder abgestorbenen Bäumen begraben. Meine Aufgabe wäre es, einige davon zu finden und die Daten zu katalogisieren.“
Mittlerweile hatte sie Robertas ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Augen ihrer Tochter leuchteten. „Und wo würden wir wohnen?“
„Irgendwo im Park, aber genau weiß ich es auch noch nicht. Ich habe das Jobangebot heute mit
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