Rashminder Tage 3 (German Edition)
Rashminder Tage 3
Sandra Gernt
Kapitel 1
„Ist das dein Ernst?“
„Ja. Immer noch.“
„Ich glaub es trotzdem nicht!“
„Das ist dein Problem, nicht meins.“
„Könntest du bitte wenigstens versuchen, sachlich zu bleiben? Wenn du mich angrinst …“
„Ich bin sachlich. Im Gegensatz zu dir. Der einzige, der hier sinnloses Zeug plappert, bist – wie immer – allein du.“
Kaiden schoss finstere Blicke auf seinen Liebsten ab, die diesen leider – wie immer – nicht im Geringsten beeindruckten. Oder wenigstens interessierten.
„Wir können nicht einfach in Onur bleiben und uns ein schönes Leben machen!“ Ohne Hoffnung auf Erfolg versuchte er es mit einem Appell an Eryks Vernunft.
„Wer sollte uns hindern? Ich gehöre nicht mehr zu Larks Truppe, und außer Kummer haben wir in Rashmind nichts zu erwarten. Ich habe nicht die geringste Lust, noch ein weiteres Mal zum Spielzeug irgendwelcher Magier, Krieger, Könige oder Intriganten zu werden. Alle in diesem Raum Anwesenden natürlich ausgenommen.“ Eryk grinste breit in Richtung Kirian und Lys, die ihnen gegenüber am Tisch saßen, wo sie gerade zu viert ein üppiges Frühstück genossen hatten.
„Wir haben Aufgaben. Pflichten. Darf ich dich an meine Bindung an Torgen erinnern?“, fauchte Kaiden gereizt. „Er hat mir nicht erlaubt, einfach aus Rashmind abzuhauen und so zu tun, als ginge mich der ganze Unsinn nichts mehr an.
– Gut, wir sind nicht weggelaufen, das war Naxanders Schuld. Und die vom kleineren Lark. Wobei ich weiterhin nicht verstehe, warum der ganz plötzlich gemeinsame Sache mit Naxander macht, nur um ihn dann genauso plötzlich zu verraten und seine eigenen Pläne zu verfolgen. Das hätte er wesentlich einfacher haben können, indem er uns beide bittet, hierher zu kommen und zu versuchen, Lys vor seinem durchdrehenden Herrn Vater zu retten. So ganz nebenbei, was geschieht nun eigentlich mit Fürst Erebos?
Nun, es ist einfach widersinnig, hab ich das bereits gesagt? Also, das Verhalten von Lark dem Kleineren. Es sei denn natürlich, er wollte Naxander bloß glauben lassen, er – also der kleinere Lark – würde den größeren Lark hintergehen. Das wiederum wäre vermutlich eine Intrige, die Lark gefallen könnte. Beiden Larks. So wirklich normal sind die ja beide nicht.“ Kaiden spürte, dass er sich verzettelte und schüttelte wütend auf sich selbst den Kopf.
„Trotzdem, die Anormalität der Familie Lark ist kein Grund für uns, sämtliche Verpflichtungen zu vergessen und all unsere Versprechen zu brechen! Wir müssen versuchen, so schnell wie möglich nach Rashmind zurückzukehren. Bedenke, niemand hat uns eingeladen, wir können uns nicht dauerhaft auf Kosten unserer hochgeschätzten Gastgeber hier einnisten. Nicht einmal kurzfristig. Oder tageweise.“
Anklagend wies Kaiden zu ihren Freunden. Während Lys zwischen Staunen und Lachen über Kaidens wasserfallartigen Wortausbruch zu schwanken schien, grinste Kirian ähnlich unverschämt wie Eryk zuvor. Ein Anblick, der wenig geeignet war, Kaidens Laune zu heben. Zumal Eryk, Kirian und Lys sich jetzt vor Lachen zu schütteln begannen.
„Nun, Erbe von Corlin, was sagst du dazu?“ Mühsam beherrscht stieß Lys Kirian an. „Das Schloss ist dein, du musst entscheiden, ob unsere Gäste sich einnisten dürfen. Ob nun kurzfristig, langfristig, tageweise oder was auch immer.“
„Ahm – ich denke, am Platz wird es nicht scheitern.“ Kirian hustete halb erstickt vor unterdrücktem Gelächter. „Die Vorratskammern dürften gut gefüllt sein, oder?“
„Zweifellos. Dafür hat mein Vater stets gesorgt. Sie sind zwar beide ordentliche Esser, wie es scheint, aber zur Not schränken wir die Rationen für die Dienstmägde ein.“
Mit einem liebenswürdigen Lächeln verneigte sich Lys leicht im Sitzen: „Fühlt euch frei, uns solange ihr wollt mit eurer Anwesenheit zu amüs… zu entzücken.“
Knurrend verschränkte Kaiden die Arme vor der Brust und wandte ihnen den Rücken zu. Er hasste es, wenn man ihn nicht ernst nahm! Sie lachten ihn aus, dabei hatte er wirklich Sorge um das, was im Augenblick in Rashmind geschehen mochte. Natürlich hatten sie jetzt noch mehr Grund zu lachen, weil er zu schmollen schien. Dabei war er bloß ungehalten.
Sehr ungehalten.
Bevor er überlegen konnte, wie er auf diese Einladung reagieren sollte – er war sich nicht einmal sicher, wie aufrichtig sie gemeint sein mochte, obwohl er darauf vertraute, dass Lys mit solchen Dingen
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