Küsse im Morgenlicht
versuchte, sofort wieder zu schließen. Ihre Finger gruben sich in seine Schultern, ihr Körper bäumte sich ihm entgegen. Luc fand ihre Lippen und küsste sie - und sie seufzte. Und dann entspannte ihr Körper sich und nahm ihn bereitwillig in sich auf, ließ ihn langsam in ihre Wärme eindringen, bis er tief in ihr vergraben war. Dann schloss sie sich liebevoll um ihn.
Und Luc hielt still, schwelgte abermals in dieser unbeschreiblichen Freude, die auch diesmal wieder den Augenblick ihrer Vereinigung erfüllte.
Amelias Hand glitt über seinen Rücken zu seiner Hüfte hinunter und dann noch tiefer. Sie hob ihre Hüften ein ganz klein wenig an, dann schloss sich ihre Hand um ihn und trieb ihn voller Ungeduld vorwärts.
Luc unterdrückte ein leises Lächeln, kam ihrer unmissverständlichen Aufforderung nach und bewegte sich langsam in ihr. Ihrer beider Lippen blieben die ganze Zeit über fest miteinander verschmolzen, doch dieses zärtliche Liebesspiel am frühen Morgen war eine Zeit der sanften, gehauchten Seufzer und nicht der kehligen Schreie.
Langsam, behutsam und dennoch überaus lustvoll erreichte Amelia den Höhepunkt; Luc folgte ihr unmittelbar darauf, um gemeinsam mit ihr in dem warmen Meer vollständiger sinnlicher Befriedigung dahinzutreiben.
Später löste er sich dann endgültig von ihr und erstickte ihre Proteste mit einem Kuss. Rasch kleidete er sich wieder an, dann beugte er sich über sie und flüsterte: »Am Nordufer des Sees steht eine Bank, von der aus man einen herrlichen Ausblick hat. Triff mich dort um elf.«
Im grauen Licht des heraufdämmernden Morgens schaute Amelia ihn blinzelnd an, dann nickte sie und zog Luc noch einmal zu sich herab, um ihn ein letztes Mal innig zu küssen.
Für Heldentaten war es noch ein bisschen zu früh - und daher verzichtete Luc diesmal auf die halsbrecherische Kletterpartie an der Hauswand hinunter und verließ das Zimmer stattdessen durch die Tür.
10
»Bitte sehr, Mylord - damit sollte es doch wohl hoffentlich klappen.«
Luc nahm das Bouquet aus apricotfarbenen und gelben Rosen, die Stängel umwickelt mit Agapanthusblättern, dankbar nickend entgegen. Er reichte dem alten Gärtner eine Silbermünze. »Es ist wirklich jeden einzelnen Penny wert.«
Der alte Mann grinste. »Ja, nun. Ich weiß schließlich auch, wie es ist, wenn man eine junge Dame erst noch ein wenig überreden muss.«
Luc neigte den Kopf und bestätigte: »Ganz genauso ist es.« In Wahrheit jedoch wollte er Amelia mit diesem Strauß weniger zu etwas überreden, als vielmehr ihr Temperament ein wenig besänftigen. Damit verließ er den Gärtner und machte sich auf den Weg hinunter zum See.
Es ging auf elf Uhr zu, und der Weg, der vor ihm lag, war nicht weit. Gerade in dem Moment, als er vom Rosengarten aus um die Ecke des Westflügels bog, entdeckte er auf dem Pfad, der um den See herumführte, eine junge Lady in einem weißen Musselinkleid - ihre Locken schienen im hellen Licht der Sonne wie mit Gold überzogen. Doch nach einem kurzen Augenblick verschwand sie auch schon wieder aus seinem Blickfeld, wurde scheinbar verschluckt von dem Gebüsch, das das wundersam glitzernde Wasser umrahmte. Luc schritt etwas schneller aus.
Aber immerhin - und ganz im Gegensatz zum gestrigen Tag - wusste er, wo sie war, nämlich genau dort, wo man eine anständige junge Dame auch vermuten würde.
Dort, wo er sie am liebsten sah.
Die vergangene Nacht, besser noch die heimlichen Stunden mit Amelia, hatten bei Luc sämtliche noch verbliebenen Zweifel darüber, wie man nun am besten fortfahren sollte, endgültig beseitigt. Es machte schließlich keinen Sinn, sich noch länger darüber zu grämen, dass letztlich nicht er sie verführt hatte sondern sie ihn. Zumal er auch nur schwerlich leugnen konnte, dass er dieses Erlebnis im Grunde überaus genossen hatte. Und auch die Tatsache, dass er beziehungsweise sein Wille nicht stark genug gewesen waren, um der Versuchung zu widerstehen, sprach ja bereits für sich. Es gab also überhaupt keinen Grund mehr, sich noch länger gegen die Erkenntnis zu sträuben, dass sein Verlangen nach Amelia bereits jene gewisse und einzigartige Qualität angenommen hatte, von der Luc vor nicht allzu langer Zeit noch geglaubt hatte, dass er sie wohl niemals erleben würde. Doch nun, da die Lage für ihn sonnenklar war, galt es, nicht noch mehr Zeit zu verschwenden und die Situation endlich wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
Besonders, nachdem ihm die vergangene Nacht die
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