Küsse im Morgenlicht
hinter uns.« Er blickte Amelia aufmerksam an, und sowohl seine Augen als auch sein Gesicht wirkten mit einem Mal unnachgiebig und hart. »Bitte widersprich mir jetzt nicht.«
Eindringlich sahen sie einander an, und Amelia musste sich sehr beherrschen, um nun nicht mit tausend Fragen herauszuplatzen. Denn er hatte ja Recht. Nimm, was du kriegen kannst. Und sie würde sich in der Tat nehmen, was sie kriegen konnte. Zumal das, was er ihr da gerade anbot, auch noch ihr Traumziel war. Hatte sie dies erst einmal erreicht, konnte sie ja immer noch nach ihrem ganz eigenen Plan fortfahren...
»Also schön.« Sie blickte auf die Blumen hinab, hob sie noch einmal an ihr Gesicht, genoss den Duft, den sie verströmten... und blickte Luc über die Blüten hinweg fest in die Augen. »Ich danke Euch, Sir, für Euren Antrag. Und es wäre mir eine Ehre, Eure Ehefrau zu sein.«
Der Duft der Rosen war himmlisch. Amelia senkte für einen Moment die Lider, schwelgte in den zarten Nuancen, die ihre Nase kitzelten, und schaute Luc dann abermals an. »Und - wann genau wollen wir uns denn nun trauen lassen?«
Luc blickte mit gerunzelter Stirn zum Haus hinüber. »So schnell wie nur irgend menschenmöglich.«
Ihre Entscheidung zu dieser plötzlichen Heirat wurde in erster Linie, wenn nicht sogar ausschließlich, auf seine augenscheinliche Ungeduld zurückgeführt.
So viel stand schon einmal fest, als Amelia und Luc Hightham Hall am späten Nachmittag verließen. Denn obwohl die beiden nicht ein einziges Wort über ihren Plan verloren hatten, schienen ihre Absichten auf geheimnisvolle Weise doch allen klar zu sein. Luc hatte sich diverse Stunden lang von sämtlichen anwesenden Damen - egal, ob alt oder jung - deswegen aufziehen lassen müssen. Bis er irgendwann die Nase voll hatte und Amelia kurzerhand in seine Karriole setzte. Die Aufgabe, sich um seine Mutter, um Amelias Mutter, um seine Schwestern und Fiona zu kümmern, überließ er dem vor lauter Aufregung schon ganz verwirrten Reggie. Dann floh Luc von Hightham Hall.
Er kam sich vor wie ein Ausreißer, als er die Auffahrt des Herrenhauses hinunterfuhr.
Amelia, die mit aufgespanntem Sonnenschirm neben ihm saß, war klug genug, um zu schweigen, als Luc die Karriole über die schmalen Straßen lenkte. Dann und wann jedoch spürte er, wie sie ihm rasch einen verstohlenen Blick zuwarf, und er wusste, dass sie ihm seine Verärgerung anmerkte.
Erst als sie die Hauptstraße nach London erreichten, brach Amelia ihr Schweigen und fragte: »Wie lange dauert es eigentlich, bis man den Ehedispens vom Bischof von Canterbury bekommt?«
»Nur ein paar Tage. Und wenn man es schafft, eine persönliche Unterredung mit dem Bischof zu arrangieren, dann geht es sogar noch etwas schneller.« Er zögerte einen kurzen Moment, dann fügte er hinzu: »Genau genommen habe ich den Dispens sogar schon.«
Amelia starrte ihn an. »Du hast die Heiratserlaubnis bereits?«
Den Blick weiterhin fest auf die Pferde gerichtet, zuckte er mit den Schultern. »Wir waren uns doch einig, dass wir gegen Ende Juni heiraten wollten. Und dazu braucht man nun einmal den Ehedispens. Völlig unabhängig davon, ob man die Angelegenheit nun schon drei Wochen vorher oder sogar noch eher an die große Glocke hängt, oder ob man, wie wir, erst einmal Stillschweigen darüber bewahrt.«
Amelia nickte und war sogar recht zufrieden darüber, dass Luc so vorausschauend gehandelt hatte, und dass er trotz der diversen kleinen Meinungsverschiedenheiten, die sie miteinander gehabt hatten, noch genauso überzeugt war von ihrer Heirat wie sie, Amelia.
»Um unsere Heiratserlaubnis geht es nun also nicht mehr, sondern nur noch darum, wie lange du brauchen wirst, um deine Vorbereitungen zu treffen.« Er blickte sie fragend an. »Ich meine dein Kleid und all die anderen organisatorischen Punkte - Einladungen und so weiter.«
Amelia öffnete den Mund, wollte gerade leichthin erwidern, dass ihr derlei Dinge allesamt völlig unwichtig seien... doch dann hielt sie inne.
Luc bemerkte ihr Zögern und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht. Dann, mit einem verschmitzten kleinen Lächeln auf den Lippen, schaute er wieder nach vorn. »Du hast Recht. Man muss natürlich auch den Wünschen und Erwartungen der Familie Genüge tun - sowohl deiner Familie als auch meiner. Mal ganz zu schweigen von den Erwartungen der Gesellschaft.«
»Nein. Was die Gesellschaft erwarten mag, darum brauchen wir uns nicht zu kümmern. Weder du noch ich müssen uns noch
Weitere Kostenlose Bücher