Kuesse niemals deinen Boss
Conte.
„Ist alles in Ordnung, Renzo? Macht dein Bein wieder Probleme?“
„Ein bisschen“, log er. „Es ist aber nicht schlimm. Wir sind auch gleich da“, erklärte er, während er sie durch weitere kleine Gassen führte.
Als sie schließlich in seinem Apartment angelangt waren, ließ Renzo müde die Schlüssel auf den Tisch fallen und trat an die breite Fensterfront im Wohnzimmer. Er hatte das Apartment damals wegen des Blicks über die Stadt ausgewählt. Man sah sogar das Dach der Villa de Lucano, was ihn gewöhnlich nicht störte.
Heute Abend jedoch irritierte es ihn.
Schweigend trat Faith an seine Seite und sog die herrliche Aussicht in sich auf.
„Was ist es, Renzo?“, fragte sie schließlich. „Irgendwas beschäftigt dich doch. Und ich weiß, dass es nicht dein Bein ist.“
Resigniert schloss Renzo für einen Moment die Augen. Natürlich hatte sie etwas bemerkt. Irgendwie schien sie immer zu wissen, was in ihm vorging. Es gab eine seltsame Verbindung zwischen ihnen, die er sich nicht erklären konnte.
Er musste es ihr sagen. Er konnte es nicht länger für sich behalten.
„Es ist wegen der Villa de Lucano …“, erklärte er leise.
Sie zog ihn zu sich herum, damit er sie ansah. Ihre grünen Augen waren voller Sorge.
„Was ist denn mit der Villa?“
Einen langen Augenblick lang sah er sie an. Sie hatte viel durchgemacht, und sie hatte es überlebt. Mehr noch, sie war sogar daran gewachsen. So wie er auch. Sie wusste genau, wie viel Kraft das alles kostete.
„Der Conte de Lucano ist mein Vater“, hörte er sich sagen. Jetzt, wo es raus war, konnte er ihr auch den Rest der Geschichte erzählen. „Er will mich nicht in seinem Leben haben. Er ignoriert mich, seit ich denken kann.“
Faiths Gesicht spiegelte die unterschiedlichsten Emotionen wider: Verwirrung, Ärger, Traurigkeit und Sorge.
„Oh Renzo, das tut mir sehr leid“, sagte sie schließlich. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Und plötzlich sah er, wie eine einzelne Träne ihre Wange hinablief. Sie weinte um ihn? Berührt wischte er die Träne mit seinem Daumen aus ihrem Gesicht.
„Du weinst, Cara ?“
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
„Ich bin bloß etwas emotional. Ich bin eben ein Mädchen“, versuchte sie zu scherzen.
Er lachte, obwohl ihm gar nicht danach war. Irgendwie schaffte sie es, dass sich in ihrer Gegenwart alles ein wenig leichter anfühlte. Er zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
„Ich finde es schön, dass du ein Mädchen bist“, murmelte er.
Dann wollte er nicht mehr reden. Und ehe Faith wusste, wie ihr geschah, hatte er sie auf seine Arme gehoben und ins Schlafzimmer getragen.
12. KAPITEL
Faith sah von ihrem Computer auf, und ihr Herz machte diesen kleinen Satz, wie jedes Mal, wenn sich die Tür zu Renzos Büro öffnete. Seit Tagen arbeiteten sie nun auf Hochtouren im Werk. Die Viper sollte am Tag des ersten Grand-Prix-Rennens auf den Markt kommen.
Faith hatte sich noch nie gleichzeitig so glücklich und so schlecht gefühlt. Sie war glücklich, weil das Leben als Renzos Geliebte wunderschön war. Und sie fühlte sich miserabel, weil sie das Gefühl hatte, alles falsch gemacht zu haben. Die anderen Mitarbeiter in den Büros hielten sich von ihr fern. Faith wusste, warum. Es lag nicht an der Sprachbarriere, da alle Englisch sprachen. Es lag daran, dass sie die Freundin des Chefs war. Alle wussten es.
Und das kam in mancherlei Hinsicht einem Albtraum gleich. Sie fühlte sich von den Leuten abgestempelt und verurteilt. Es war fast schlimmer als damals, nachdem alle ihr Foto gesehen hatten. Sie sah die Blicke, und sie hörte sie hinter ihrem Rücken flüstern.
Sie fühlte sich, als sei sie ein Mensch zweiter Klasse. Anders und damit nicht akzeptiert.
Es hatte sich wohl nicht vermeiden lassen. Die Fotos von ihnen waren am Tag nach dem Mittagessen im Restaurant in der Zeitung erschienen. Faith hätte fast einen Panikanfall bekommen, als sie die Bilder gesehen hatte. Doch Renzo hatte sie beruhigt.
Aber dennoch, sie wusste nicht, was es mit ihr machen würde, sollte das alte Nacktfoto von ihr wieder auftauchen. Sie würde sich wieder so bloßgestellt wie damals fühlen. Und die Kollegen im Büro behandelten sie ja jetzt bereits wie eine Aussätzige.
Sie lächelte, als Renzo auf sie zukam. Er sah wieder einmal umwerfend gut aus in seinem maßgeschneiderten Anzug und mit dem dunklen gelockten Haar. Der müde Blick in seinen Augen war jedoch nicht zu
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