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Kuesse niemals deinen Chef

Kuesse niemals deinen Chef

Titel: Kuesse niemals deinen Chef Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Crews
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Knisterns lag plötzlich die ungeschminkte Geschichte seiner Vergangenheit zwischen ihnen. Jetzt zählten nicht sein Charme und sein Wortwitz, sondern seine Fehler und Versäumnisse. Wie sehr hatte er darauf geachtet, so eine Situation nie entstehen zu lassen. Und doch war er es selbst, der Grace den ganzen Müll seines Lebens einfach zu Füßen warf.
    „Ich habe es schon einmal versucht dir zu erklären.“ Seine Stimme klang wie geborstenes Glas. „Niemand hat mir je etwas zugetraut oder auch nur das Geringste von mir erwartet. So war es schon immer, und daran hat sich nichts geändert … bis heute. Warum ist es bei dir anders, Grace?“
    Ihr klarer Blick ließ ihn nicht los, als sie gewollt nachlässig mit den Schultern zuckte. „Vielleicht weil es an der Zeit ist, dir endlich einmal eine reelle Chance zu geben? Sowie einen kleinen Anstoß …“ Dann senkte sie den Kopf und küsste mit ihren weichen Lippen die Innenfläche seiner Hand.
    Und Lucas Wolfe war besiegt …

10. KAPITEL
    Wie hypnotisiert starrte Grace auf das Titelblatt der Boulevardzeitung und fühlte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und einen Moment fürchtete sie, ohnmächtig zu werden. Die Knie zitterten erbärmlich, doch weder gaben sie unter ihr nach noch verlor sie das Bewusstsein, so sehr sie sich das in diesem Moment auch wünschte.
    Stattdessen überflog sie den reißerischen Artikel, den ihr eine sichtlich verstörte Mitarbeiterin des Teams zu Beginn des morgendlichen Meetings in die Hand gedrückt hatte. Dabei hatte Grace nur ganz kurz letzte Anweisungen vor der großen Gala weitergeben wollen, die heute Abend auf Wolfe Manor stattfinden sollte.
    „Tut mir schrecklich leid“, murmelte Sophie mit gedämpfter Stimme.
    Genauso gut hätte sie auch laut schreien können. Grace hörte ohnehin nichts anderes als den eigenen Herzschlag in den Ohren. Sie konnte nicht fassen, was da in großen Lettern gedruckt stand.
    Lucas wieder in seinem Element? Wolfe lässt seinen legendären Charme spielen, um alterndes Bademodenmodel zu umgarnen …
    Der dazugehörige Text bezog sich nicht nur auf das Bild von Lucas und ihr in der Bar, wie sie sich auf seinem Schoß rekelte und sie sich leidenschaftlich hinter dem Schleier ihrer wilden Lockenmähne küssten. Viel schlimmer war, dass auch alle Bilder aus dem alten Sportmagazin in der Zeitung abgedruckt waren – in voller Größe und Farbe!
    Grace stand da wie aus Stein gemeißelt. So fühlt es sich also an, wenn das Leben um einen herum in tausend Scherben zerfällt.
    Wie hatte das nur passieren können?
    In wenigen Stunden sollte der größte Event ihrer Karriere stattfinden, und die Zeitungen waren voll von ihren Fast-Nacktfotos! Trotz aller Bemühungen des Hartington, an die Neuzeit anzuschließen, war das sicherlich nicht die Reputation, die der Chefetage zusagen würde. Aber noch schlimmer als die Veröffentlichung der Bademodenfotos war der Umstand, dass nun jeder – angefangen bei ihrem Mitarbeiterstab über sämtliche Bewohner von Wolfstone – wusste, dass sie mit Lucas Wolfe ins Bett ging.
    Und alle schienen sich im Pig’s Head versammelt zu haben, um sich auf keinen Fall ihre Reaktion entgehen zu lassen.
    Grace wartete auf die Panik und Seelenpein, die sie noch vor wenigen Tagen in einer ähnlichen Situation im Büro von Lucas überfallen hatte, doch nichts passierte. Alles in ihr blieb ruhig.
    „Tut mir wirklich leid, Grace“, versicherte Sophie ihr noch einmal wispernd, „aber ich dachte, du solltest wissen, dass es inzwischen wohl jeder gelesen hat.“
    Ein schneller Blick in die Runde und den Hintergrund der Gaststube bestätigte ihr das. Auf allen Tischen sah sie ein Exemplar der Morgenzeitung. Inzwischen lag sie wahrscheinlich auf jedem Frühstückstisch in England … oder der ganzen Welt. Kein Zweifel, dass auch ihre Mutter in Racine, Texas, voller Genugtuung lesen konnte, dass sich ihre hässlichen Prognosen, was die verwerfliche Moral ihrer einzigen Tochter anging, schließlich doch noch bewahrheitet hatten.
    „Danke, Sophie“, sagte sie mit so viel Würde, wie sie noch aufbringen konnte.
    Grace sah und hörte alles wie aus großer Distanz. Sie befand sich mitten in ihrem größten Albtraum, und trotzdem schien sie das Geschehen um sie herum nicht zu betreffen. Was würde wohl passieren, wenn sie jetzt hier, vor aller Augen, zusammenbrach? Jeder würde denken, dass sie sich schuldig fühlte und womöglich noch mehr zu verbergen hatte,

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