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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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nichts dagegen haben.«
    â€ºAber ich vielleicht‹, dachte ich und redete mich raus, dass ich gar nichts dabeihätte, weder Pyjama noch Zahnbürste, und im Übrigen morgen früh rausmüsste, weil meine Mutter, Onkel Paul und ich einen Ausflug in die Heide geplant hätten.
    Filippo ließ enttäuscht die Gabel sinken.
    Â»Möchtest du vielleicht mit?«, beeilte ich mich zu fragen.
    Er schüttelte den Kopf. »Muss im Tre Stelle aushelfen. Mein Vater hat noch keine neue Aushilfe.«
    Das mochte zwar stimmen, aber wenn Filippo gewollt hätte, hätte er sicher einen Weg gefunden. Wahrscheinlich war er jetzt auch noch eingeschnappt. Na, toll. Irgendwie hatte ich mir den Abend anders vorgestellt.
    Es sollte noch eine geschlagene halbe Stunde dauern, bis Jade und Luca endlich an den Tisch zurückkehrten. Sie hielten sogar wieder Händchen, doch ich sah meiner Freundin an, dass sie immer noch stinkig war. Erst später, als die Nudeln auf dem Tisch standen und sich Filippos Mitbewohner Andreas spontan zu uns gesellte, taute sie wieder ein bisschen auf. Sie verputzte zwei große Portionen, lachte, wenn Andreas einen Witz riss, und nutzte sogleich die Gunst der Stunde, ihn für ihre mittlerweile nur noch vor sich hin dümpelnde Aktion gegen Käfigeier einzuspannen. Er könne doch einen Aushang an der Uni machen, Flugblätter verteilen, sich mit ihr und den Bloody-Girls in der Fußgängerzone in einen Käfig sperren lassen … Ich stieß Jade unauffällig an, versuchte sie zu bremsen, aber sie war jetzt völlig in ihrem Element, schilderte die Grausamkeiten von Hühnermast so anschaulich, dass mir schon fast ein ekliger Geruch in die Nase stieg. Doch je größer unsere Empörung wurde, desto mehr blühte Jade auf. Sie liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, und zum ersten Mal kamen mir Zweifel, ob es ihr tatsächlich allein um die armen Tiere ging.
    Filippo trennte sich an diesem Abend schweren Herzens von mir. Er startete keinen weiteren Versuch, mich zu überreden, allerdings war ihm anzusehen, wie gerne er mich über Nacht dabehalten hätte. Vielleicht ging es ihm nicht mal nur um Sex – trotzdem wollte ich nicht.
    Auf dem Rückweg war Luca ungewöhnlich schweigsam, was ich auf seinen Zoff mit Jade zurückführte.
    Â»Nimm’s nicht so tragisch«, sagte ich, als wir in der Rankestraße von unseren Rädern stiegen. »Ist doch normal, sich mal zu kabbeln.«
    Â»Normal, aber ziemlich scheiße.« Er kettete sein Rad an einen Laternenpfahl. »So ging es damals auch bei Giulia und mir los. Und du weißt ja, das war der Anfang vom Ende.«
    Â»Giulia und du, ihr habt euch getrennt, weil du nach Deutschland gegangen bist, du Depp!«
    Â»Was nichts dran ändert, dass Jade immer öfter an mir rummeckert.« Fluchend trat er gegen sein Rad, damit es aufrecht stehen blieb. »Kritisierst du Filippo auch ständig?« Und Jade imitierend quiekte er: »Geh nicht so krumm! Igitt, schon wieder dieses doofe Lackaffen-Polohemd! Küss mal links- und nicht rechtsrum!«
    Ich unterdrückte einen Lacher und sagte: »Weiß nicht so genau.« Das stimmte nicht. Ich wusste es ganz genau. Meine Liebesgefühle für Filippo lagen vielleicht nicht immer ganz oben auf der Skala, trotzdem gab es bei uns kaum Gekrittel und Gemäkel.
    Â»Vielleicht habt ihr einfach nur eine kleine Krise«, versuchte ich ihn zu trösten. »Das geht auch wieder vorbei.«
    Ich hatte einen Tropfen abgekommen, im nächsten Moment fing es auch schon an zu regnen. Plötzlich hatten wir es eilig, uns zu trennen. Außerdem gab es auch nichts mehr zu sagen. Luca litt, weil Jade offenbar schon nach kurzem nicht mehr den ultimativen Traumprinzen in ihm sah. Das tat mir leid für ihn, dennoch war ich fast erleichtert, dass Jades naive Telenovela-Welt ein paar Kratzer abbekommen hatte. Die große Liebe gab es eben nicht im Dauerabo.

17.
    Nach und nach wurde es Herbst. Erst schlich er sich nur in Zeitlupe heran, bis er eines Tages mit voller Wucht zuschlug: Dauerregen, Windböen, zehn Grad. Meine Mutter holte unsere Wintersachen vom Dachboden, aber ich weigerte mich beharrlich auf düstere Jahreszeit umzuschalten und trug weiterhin meine Sommerklamotten, kombinierte sie bloß mit bunten Strumpfhosen und einer dicken Wohlfühlstrickjacke.
    Passend zum tristen Wetter ging auch die Beziehung meiner Mutter in die

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