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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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werden, verstehst du?«
    Klar verstand ich das. Mir ging es mit meinem toten Vater nicht viel anders. Dieses ›Oje, du Arme!‹ nervte. Doch jetzt hatte ich Luca angepikst, den Stein ins Rollen gebracht und er erzählte aus freien Stücken. Dass er und seine Mutter sich in den Ferien mit seinem Vater auf einen Espresso in einer Bar getroffen hätten, das erste Mal, seitdem sie aus Italien abgehauen waren, es aber sofort wieder zum Streit gekommen war. Jetzt wollte seine Mutter nur noch eins: die Scheidung und ihren Anteil am gemeinsamen Haus.
    Â»Und du? Was willst du?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    Â»Ihn nie mehr wiedersehen. Mein Vater ist für mich gestorben, er ist tot!« Und bitter setzte er nach: »Toter, als deiner je sein kann.«
    Ich schluckte. Ja, mein Vater war tot. Und wieder einmal ging mir auf, wie tot er wirklich war. In diesem Leben würde ich ihn jedenfalls nicht mehr zu Gesicht bekommen. Was ziemlich wehtat. Auch wenn ich immer das Gegenteil behauptete.
    Luca blieb noch eine ganze Weile. Wir aßen mit unseren Müttern zu Abend, dann verzogen wir uns wieder in mein Zimmer. Es gab auf einmal so viel zu bereden – seinen Arschlochvater, unsere Liebesbeziehungen und was das nächste Schuljahr wohl bringen würde – und das nutzten wir aus, als hätten wir uns monatelang nicht gesehen. Erst als eine sehnsuchtsvolle SMS von Jade eintrudelte, stand Luca auf und ich brachte ihn zur Tür.
    Â»Danke, Lena.«
    Â»Danke wofür?«
    Â»Dass es doch noch so zwischen uns ist. So toll. So wie früher eben. Trotz Jade.« Er lachte scheppernd. »Als ich geklingelt hab, sahst du ja so aus, als wolltest du mich nicht mal reinlassen.«
    Â»Ich hatte nichts an. Außer einem Badetuch.«
    Â»Keine Sorge. Du siehst auch im Handtuch süß aus.«
    Â»Bagger mich ja nicht an, klar?«
    Â»Käme ich nie drauf. Du bist überhaupt nicht mein Typ.«
    Â»Du auch nicht meiner.« Ich drückte die Tür ein Stückchen zu. »Und jetzt verzieh dich bloß. Jade wartet schon.«
    Â»Schlaf gut, Zimtzicke.« Luca beugte sich vor, presste mir ein unbeholfenes Küsschen auf die Wange, dann war er draußen.
    Â»Du auch, Lackaffe«, murmelte ich. Aber das hatte er wohl nicht mehr gehört.

16.
    Eines Morgens war es dann so weit: Das neue Schuljahr ging los. Ich konnte es kaum glauben und musste mich doch damit abfinden, dass das Leben nun wieder aus Früh-Aufstehen, Büffeln, Klausurenschreiben und ganz viel Angstschweiß bestand. Vorbei die Gammeltage im Schwimmbad, Radtouren durch die Deichlandschaft und Picknicks mit meinen Freunden.
    Jade war immer noch mit Luca zusammen und ich mit Filippo. So gesehen hatte sich nichts Grundlegendes geändert und doch waren die Weichen neu gestellt.
    Jade und Luca hatten das erste Mal miteinander geschlafen. Meine Freundin nahm jetzt die Pille, worauf sie stolz wie Oskar war, gleichzeitig rückten ihre heiß geliebten Tiere mehr und mehr in den Hintergrund. Statt mit den Bloody-Girls die Anti-Käfigeier-Kampagne voranzutreiben, spazierte sie lieber in den Pumps ihrer Schwester in der Stadt herum, schwenkte ihr neues grünes Longchamps-Täschchen und machte einen auf Lady. Nicht mal wegen meiner Schinkenbrote machte sie mich an, was mich ein wenig beunruhigte. Wo war meine alte, kämpferische Jade geblieben?
    Dafür gab sich Filippo alle Mühe, mich wie eine echte Prinzessin zu behandeln. Er hielt mir die Türen auf, spendierte mir Eis und las mir jeden Wunsch von den Lippen ab. Auch wenn ich nach wie vor weit davon entfernt war, mit ihm zu schlafen, hatte ich mich doch dazu durchgerungen, ihn in seiner chaotischen Jungs-WG zu besuchen. Nie zuvor hatte ich einen halb nackten Jungen im Arm gehalten, aber es fühlte sich gut an. Filippo war warm, weich und straff – alles auf einmal. Am liebsten streichelte ich seinen Nacken, die einzige, wenn auch winzig kleine Speckrolle an seinem sonst so durchtrainierten Körper. Doch es gab auch andere, tiefer liegende Regionen, und als ich eines Tages seinen Penis berührte, war ich überrascht, dass er nicht nur hart und heiß war, sondern wie ein eigenständiges Lebewesen pulsierte. Gewöhnungsbedürftig, aber okay. Mehr wollte ich sowieso nicht. Vorerst gab es mich eben nur mit Zweidrittel-Sex, wie Jade es scherzhaft nannte.
    Außerdem war da noch die Schule, die mich rund um die Uhr in Beschlag

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