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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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einen karierten DIN-A5-Zettel übertragen hatte.
    Himmel! Und jetzt? Was sollte ich tun? Alles abschreiben und hoffen nicht erwischt zu werden oder mich stolz verweigern und eine Sechs kassieren? Die Gedanken jagten wie Geschosse durch meinen Kopf: ›Der Lackaffe hat es nur gut gemeint … Der will dich verarschen … … verfolgt einen finsteren Plan … … hat einen an der Waffel … … will sich bloß wichtig machen … ist doch netter als gedacht …‹
    Mein Blick wanderte zur Schuluhr: noch knapp zehn Minuten. Ich holte tief Luft, dann setzte ich alles auf eine Karte und schrieb drauflos. Nur hier und da baute ich absichtlich einen Flüchtigkeitsfehler ein. Monsieur Monier hätte den Braten andernfalls sofort gerochen.
    Als es kurz darauf klingelte, stopfte ich meine Sachen in die Tasche und stürzte aus dem Klassenzimmer. Bloß weg von hier. Das alles war peinlich genug und unter gar keinen Umständen wollte ich meinem Retter unter die Augen treten.
    Â»Du kannst dich ruhig mal bei Luca bedanken«, meinte Jade, als sie mich beim Bäcker gegenüber aufgabelte. Inzwischen war ich tatsächlich kurz vor der Unterzuckung.
    Â»Du hast es mitgekriegt?«, fragte ich erstaunt.
    Â»Alle haben es mitgekriegt.« Sie lachte leise. »Außer Dickbauch Monier.«
    Â»Ich hab Luca nicht darum gebeten, mir zu helfen«, sagte ich, legte Kleingeld auf den Tresen und schnappte mir meine Brezel. Jade war noch dabei, die Kuchenstücke in der Vitrine zu sichten, und entschied sich dann für ein Stück Streuselkuchen.
    Â»Und was, wenn Luca dir absichtlich die falschen Antworten untergejubelt hat?«, meinte sie, als wir eingehakt die Bäckerei verließen. Theoretisch war ich ihr zwar noch böse, praktisch war mein Ärger wegen der Sache mit dem Opernglas jedoch längst verflogen.
    Â»Das traust du ihm zu?«
    Â»Jungs sind grundsätzlich zu allem fähig. Hat schon meine Oma gesagt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das hätte ich gemerkt. So schlecht bin ich nun auch nicht in Französisch.«
    Jades Blick wanderte in den wolkenverhangenen Himmel. Seit Tagen hofften wir, dass der Frühling endlich durchstarten würde, aber er war langsam wie eine Schnecke und gerade wieder komplett ins Stocken geraten. »Fragt sich nur, warum er für dich alles riskiert.« Sie überlegte einen Moment, fuhr dann mit gerunzelter Stirn fort: »Vielleicht ist er ja in dich verknallt. Und jetzt sag bitte nicht, dass das Quatsch ist. Immerhin hat er von deinem süßen Hinterteil geschwärmt.«
    Â»Ist trotzdem Quatsch«, wehrte ich ab. Egal was der Lackaffe gesagt hatte, ich gehörte nicht zu der Sorte Mädchen, bei der die Jungs reihenweise in einen Hormonrausch gerieten. Irgendwie war ich gar nicht der Typ dafür. Undefinierbare Augenfarbe, weizenblonde Spaghettihaare, Körbchengröße A.
    Â»Möglichkeit Nummer zwei«, fuhr sie fort. »Er will sich bei dir einschleimen. Allerdings wüsste ich nicht, warum er das tun sollte. Ihr habt keine Jacht wie Davids Eltern, keine Protzvilla, nur einen Onkel mit einem Blumenladen. Und ob das so prickelnd ist …«
    Jade sprach so laut, dass ich ihr meine Hand auf den Mund legte. Auf dem Schulparkplatz gegenüber steuerte Luca in dieser Sekunde den Kiosk an. Neben ihm liefen Luisa und Hannah aus der Zehn. »Ich glaub, der ist bestens versorgt«, zischte ich Jade zu und zog sie zurück Richtung Schule.
    Zum Glück hatten wir nur noch zwei Stunden Kunst bei Frau Böse. Im Kunstsaal saß ich ganz vorne, Luca in der letzten Reihe zwischen David und Benjamin. Was nur gut war. Nach wie vor wollte ich ihm nicht die Füße küssen, bloß weil er mir den Spickzettel zugeschoben hatte.
    Heutige Aufgabe war es, den theoretischen Unterrichtsstoff der letzten beiden Doppelstunden, Fluchtpunkt und Farbperspektive, in die Praxis umzusetzen. Im Gegensatz zu meiner Mutter, die so etwas wie eine verhinderte Künstlerin war, hasste ich malen. Ich konnte nicht malen! Ich wollte nicht malen! Bei mir kamen bloß Krickelkrakel oder verschmierte Farbkleckse raus und Fluchtpunkte waren mir erst recht ein Rätsel. Diesmal erschuf ich immerhin eine schleimig grün-gelbe Wiese. Jade, deren zeichnerisches Talent sich ebenfalls auf Kindergartenniveau bewegte, hatte eine etwas weniger schleimige orange-rote Wiese gemalt, durch die ein

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