Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
Beileid
aussprechen!« Y’sul kam von der Poaflias zum
Empfangsbalkon des Blasenhauses emporgeschwebt. Nuern, Fassin und
Hatherence hatten dem Schiff entgegengesehen, seit es aus dem Nebel
aufgetaucht war. Die Triebwerke waren schon lange vorher zu
hören gewesen.
    »Ich danke dir«, antwortete Fassin. Er hatte Hatherence
am Tag zuvor dazu überredet, die Poaflias zu rufen und
von ihrer Jagdpatrouille zurückzubeordern. In der Takelage des
Schiffchens hing eine bescheidene Anzahl von Trophäen:
verschiedene Julmicker-Blasen, die wie grausige Luftballons an
Stöcken auf und abhüpften, drei gasgetrocknete
WolkenDrücker-Häute, die Köpfe von zwei grazilen
Tummlern und – offensichtlich der größte Schatz, denn
er war direkt am Bug befestigt – der Kadaver eines
Dweller-kinds, ausgeweidet und auf einen Rahmen gespannt, so dass er
wie eine groteske Galionsfigur vor dem Schiff herflog. Fassin hatte
mit seinen Sensoren erfasst, wie der Schutzanzug des Colonels ein
wenig zurückrollte, als sie erkannte, worum es sich bei dieser
neuen Bereicherung der Poaflias tatsächlich handelte.
    »In welcher Verfassung befindest du dich, Fassin, seit du so
große Teile deiner Familie verloren hast?«, fragte
Y’sul und hielt vor dem Seher an. »Hast du beschlossen, zu
deinem Volk zurückzukehren?«
    »Ich bin… ruhig. Aber vielleicht stehe ich noch unter
Schock.«
    »Schock?«
    »Schlag es nach. Ich habe noch nicht vor, zu meinem Volk
zurückzukehren. Es gibt kaum noch jemanden, der mir nahe steht.
Hier sind wir allerdings fertig. Ich möchte gern wieder nach
Munueyn.«
    Erst an diesem Morgen hatte er dem Colonel erzählt, er
hätte etwas entdeckt, und sie müssten abreisen.
    »Was ist das für eine Entdeckung, Major? Darf ich sie
sehen?«
    »Das erkläre ich Ihnen später.«
    »Ich verstehe. Und was ist nun unser nächstes
Ziel?«
    »Munueyn«, hatte er gelogen.
    »Munueyn? Da wird sich unser Captain freuen«, sagte
Y’sul.
    Sie verließen das Haus noch am gleichen Abend. Nuern und
Livilido nahmen die Nachricht von ihrer Abreise mit Gelassenheit, ja
sogar mit Freude auf. Y’sul hatte Neuigkeiten vom Krieg
mitgebracht. Zwei große Panzerkreuzerschlachten hätten
bereits stattgefunden, und bei einem einzigen Gefecht seien fünf
Panzerkreuzer zerstört worden und fast hundert Dweller ums Leben
gekommen. Die Zonenstreitkräfte zögen sich mindestens in
zwei Abschnitten zurück, und im Moment hätte ihr
Gürtel auf jeden Fall die Oberhand.
    Fassin und Hatherence verfassten kurze Dankschreiben an
Jundriance. Irgendwann würde er sie schon lesen.
    Nuern fragte, ob sie Bücher oder andere Werke aus dem Haus
mitnehmen wollten.
    »Nein, danke«, sagte Fassin.
    »Ich habe dieses humoristische Wörterbuch
gefunden«, sagte der Colonel und hielt ein Heftchen aus
Diamantfolie in die Höhe. »Das würde ich gerne
behalten.«
    »Bedienen Sie sich«, sagte Nuern. »Sonst noch
etwas? Werke auf Diamantbasis wie dieses hier verbrennen ohnehin in
ein paar Jahrzehnten, wenn das Haus noch weiter in die Hitze
hinabsinkt. Nehmen Sie mit, was immer Sie wollen.«
    »Zu gütig. Das allein ist mehr als genug.«
     

»Die GasClipper-Regatta?«, fragte Captain Slyne und
kratzte sich den Flossensaum. »Ich dachte, ihr wolltet nach
Munueyn zurück?«
    »Ich hatte keine Veranlassung, unseren Gastgebern
mitzuteilen, was wir wirklich vorhaben«, erklärte ihm
Fassin.
    »Hältst du sie nicht für
vertrauenswürdig?«, fragte Y’sul.
    »Ich habe nur keine Veranlassung, ihnen zu trauen«, gab
Fassin zurück.
    »Die Regatta findet um den Sturm Ultraviolett 3667 zwischen
Zone C und Gürtel Zwei statt«, sagte der Colonel. »Sie
beginnt in sechzehn Tagen. Schaffen wir es in dieser Zeit bis
dorthin, Captain?«
    Sie befanden sich in Slynes Kabine, einem beeindruckenden Raum mit
antiken Möbeln und flackernden Bildschirmen an den Wänden.
An der Decke hingen alte Waffen: Pistolen, Blasterrohre und
Armbrüste schwangen gemächlich hin und her, als sich die Poaflias mit halber Kraft von Valseirs altem Haus entfernte.
Fassin hatte Hatherence zwar gesagt, wohin sie tatsächlich
wollten, aber bisher nicht, warum.
    Slyne kippte nach vorne, als wollte er umfallen, und kratzte sich
weiter den Flossensaum. »Ich denke schon. Aber dann müsste
ich jetzt einen anderen Kurs setzen.«
    »Hat das nicht noch ein wenig Zeit?«, fragte Fassin. Sie
waren erst eine halbe Stunde vom Blasenhaus entfernt. »Aber man
könnte auf volle Kraft gehen.«
    »Muss ich sowieso, wenn wir den Sturm

Weitere Kostenlose Bücher