Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
Schandtat werden die beschissenen Dreckskerle
teuer bezahlen!«, schrie Y’sul. Er zitterte vor Wut.
    Ein Beben durchlief die Velpin, Alarmsirenen schrillten.
Quercer & Janath ratterten näher an ein hell blinkendes
Display heran. »Seht euch das an.«
    »Sind einfach mittschiffs mit einem Thermoschneider
eingedrungen.«
    Die Kameras zeigten kurz eine dicke Röhre, die von der Mitte
des Voehn-Schiffs in ein sauberes kreisrundes Loch im Rumpf der Velpin führte. Dann verzerrten sich die Bilder und
erloschen. Auch andere Displays verschwanden. Die Sirenen
krächzten nur noch und schalteten sich ab. Fassin glaubte,
Brandgeruch wahrzunehmen.
    »Und wir sind noch so entgegenkommend und öffnen alle
Zugänge.«
    »Wieder mal typisch.«
    »Jetzt kommen sie reingepoltert.«
    Ein Display zeigte im Zeitraffer, wie große Gestalten durch
die Bresche strömten und sich von verschiedenen Oberflächen
abstießen, um sich in der Schwerelosigkeit vorwärts zu
bewegen. Die größte Gruppe strebte geradewegs auf den
Kontrollraum zu. Dann versagte auch dieser Schirm. Alle Lichter
gingen aus. Die Hintergrundgeräusche des Schiffs, die man bisher
kaum wahrgenommen hatte, verstummten.
    Hinter der geschlossenen Tür zum Zentralkorridor der Velpin waren dumpfe Schläge zu hören. Es klang wie
schwere Schritte.
    »Wahrscheinlich knallen sie uns ab, sobald sie…«,
begannen Quercer & Janath. Ein leises Husten unterbrach sie. In
der Tür öffnete sich ein Loch, ein kleiner Gegenstand flog
in den Kontrollraum, explodierte und verschoss unzählige kleine
Widerhaken.
     
    Aha.
    Aber eigentlich hat uns die verdammte EMP-Kanone den Garaus
gemacht. Ein Schuss auf die empfindlichen Schiffsteile.
    Richtig. Jetzt sind wir also so weit.
    So ist es.
    Genau.
    Noch abwarten?
    Abwarten.
    … Sowieso das bessere Schiff.
     
    Fassin steckte in einem durchsichtigen, versteiften Sack, der
vorne und hinten von zwei Gestalten in Spiegelpanzerung getragen
wurde, die aussahen wie achtbeinige Riesenhunde. Er war noch immer
auf der Velpin. Der Thermoschneider, eine riesige Röhre
mit einem schrägen Loch, steckte wie eine gewaltige
Injektionsspritze in den Eingeweiden des Schiffes. Die beiden
Soldaten schnellten sich scheinbar mühelos mit ihm durch diesen
Tunnel in das Voehn-Schiff. Verwirrt, alle Sinne in Aufruhr, zur
Bewegungslosigkeit verdammt, spähte Fassin durch das
transparente Material der Fesseltrage und sah für einen Moment
hinter sich zwei weitere Voehn, die den ähnlich verpackten
Y’sul trugen. Es ging durch eine Rotationsschleuse. Das
Voehn-Schiff war innen schwarz und matt rot erleuchtet. Wie im
Nekro-Schiff herrschte hartes Vakuum. Die Hülle um das kleine
Gasschiff blähte sich auf.
    Fassin. Y’sul und der Vollzwilling wurden durch eine weitere
Schleuse in einen belüfteten und leicht beheizten kreisrunden
Raum gebracht. Die Hüllen fielen wieder zusammen. Man setzte sie
in einer Art Sitzgruben ab und sicherte sie mit dicken,
glänzenden Gurten. Dann rollte man die durchsichtigen
Hüllen zur Hälfte herunter, so dass die Gefangenen
hören, sehen und sprechen konnten. Die Soldaten prüften die
Fesseln, dann gingen sie.
    Fassin sah sich um, so gut es ging. Y’sul und der
Expeditionscaptain waren offenbar noch nicht wieder zu sich gekommen.
Y’suls Flossensäume wedelten in der Schwerelosigkeit
schwach hin und her, und Quercer & Janath schwebten, immer noch
in ihrem glänzenden Overall, anscheinend bewusstlos in der
Sitzgrube. Der Raum war schlicht, ein abgeplattetes Ovoid,
gefüllt mit einer Gasriesen-Atmosphäre, die für einen
Dweller durchaus atembar war, aber etwas merkwürdig roch. Alle
Oberflächen leuchteten schwach. Ein Hauch von Schwerkraft baute
sich auf, etwa ein Viertel Standardgravitation.
    Eine irisförmige Tür erschien in der Wand, schob sich
auf und glitt hinter drei Voehn wieder zu: zwei von den Soldaten mit
den verspiegelten Panzern und ein dritter, der nur eine Teiluniform
mit verschiedenen Rangabzeichen und ein Halfter mit einer Waffe trug.
Er blieb stehen und betrachtete die drei Gefangenen; die plumpe graue
Schnauze und die faustgroßen, viellidrigen Augen wanderten kaum
merklich von einem zum anderen. Er krümmte seinen langen
Körper und ließ so lange genüsslich seine
Rückenflossen spielen, bis sich alle zehn aufgestellt hatten.
Die Blizzardhaut auf den Flossen funkelte, als bestünde sie aus
unzähligen winzigen Spiegelscherben.
    Fassin zwang sich, bei Bewusstsein zu bleiben. Verträumt
dachte er an die Serie

Weitere Kostenlose Bücher