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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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wäre auch
der Tag, an dem man starb, oder an dem man besser seinen Dienst
quittierte, darüber herrschte Einigkeit – aber was sie
jetzt empfand, erinnerte so stark an ihre Anfangszeit, dass sie sich
Sorgen machte.
    Irgendwo würde ihre Nervosität auch registriert werden.
Selbst wenn gerade kein menschlicher Militärarzt ihre
Vitalzeichen beobachtete, würde ihre Unruhe sicherlich von
irgendeinem Programm markiert und für eine spätere
Untersuchung vorgemerkt. Keine Privatsphäre. Aber das hatte sie
gewusst, als sie Soldat wurde.
    Taince riss sich los von diesen verwirrenden, beinahe
beschämenden Gefühlen und konzentrierte sich auf die Daten,
die von der Vorhut zurückkamen.
    Von dem, was jetzt geschah, was diese zwölf Schiffe
entdeckten oder nicht, während sie mit der Geschwindigkeit von
beschleunigten Teilchen das System durchquerten, würde
abhängen, wie sich der nächste Abschnitt ihres Lebens
gestaltete.
    In den letzten Tagen hatten sie aus dem System sonderbare Energie-
und Triebwerkssignaturen aufgefangen, die freilich längst nicht
so bizarr waren wie der plötzliche Tumult im Umkreis von
Nasqueron wenige Tage zuvor. Mehr als zwanzig
Antimaterie-Explosionen. Und alle mit einer Ausnahme offenbar in
einem sauberen, wenn auch nicht ganz glatten Kreis um den ganzen
Planeten angeordnet. Die Detonationen waren zu weit draußen
gewesen, um dem Gasriesen oder seinen Bewohnern größeren
Schaden zuzufügen, und sie waren chaotisch gewesen, nicht wie
die Zündung funktionsfähiger Sprengköpfe, sondern so,
als hätte bei zwanzig – sehr großen -Schiffen nahezu
gleichzeitig die Materie-Antimaterie-Eindämmung versagt. Ein bis
zwei Minuten später hatte weniger als eine Lichtsekunde von
Nasqueron entfernt eine noch größere AM-Explosion
stattgefunden. Dem Profil nach war dabei ein Schiff von der
Größe des dicken Brockens, den sie schon früher
identifiziert hatten, gründlich zerlegt worden.
    Danach gab es nur noch unklare Hinweise auf einen möglichen
Abzug.
    Denn eine plausible Erklärung, die auf die meisten Signaturen
passte – niemand hatte bisher eine Erklärung gefunden, die
alles abdeckte – lautete, dass die Schurken dabei waren, das
Feld zu räumen. Niemand im Flottenkommando wagte
tatsächlich daran zu glauben – die Streitmacht des
Hungerleider-Kults war Jahrzehnte lang durch den Weltraum geflogen,
um Ulubis zu erreichen: warum sollte sie schon nach wenigen Wochen
mit eingezogenem Schwanz die ebenso lange Rückreise antreten?
–, aber es war wohl eine der wahrscheinlicheren Optionen.
    Die nächsten Daten würden die Entscheidung bringen, so
oder so.
    Der Schlachtkreuzer 88, das Flaggschiff des
Vorhutgeschwaders, der die Echtzeitinformationen der zur Speerspitze
formierten Streitmacht zusammentrug und an die Hauptflotte sendete,
meldete drei schwere Schiffe in Detektions-, wenn auch nicht in
Angriffsreichweite des vordersten Zerstörers. Er signalisierte
zwei folgenden Kreuzern, ihre Flugbahnen entsprechend zu korrigieren
und ferngesteuerte, nicht intelligente Munition bereit zu halten. Vom
Funkverkehr sickerte kaum etwas durch. Vielleicht war einfach die
Disziplin gut oder die Technik ein wenig besser, als sie gedacht
hatten. Flankenkreuzer und Zerstörer meldeten Beschuss von
einigen Raketenplattformen, angesichts ihrer Geschwindigkeit ein
aussichtsloses Unterfangen. Viele Minen, gut verteilt. Spuren von
AM-Material, das immer noch den Planeten Nasqueron umschwebte, das
Trümmerprofil passte genau zu der Theorie, acht Tage zuvor seien
zwanzig Schiffe gleichzeitig hochgegangen. Ein großes
Schuttfeld, das sich vom Gasriesen weiterhin nach außen bewegte
und dabei größer wurde, ließ sich mit der
Zerstörung eines sehr großen Schiffes vereinbaren.
    Kleinere feindliche Schiffe tauchten auf, das erste beschoss die
durchziehende Flotte mit Strahlenwaffen. Keine Treffer. Der
Zerstörer Bofors flog in tausend Kilometer Abstand an
einem etwa gleich großen Schiff vorbei, identifizierte es als
feindlich, bevor es ihn überhaupt bemerkt hatte, beschoss es mit
harten Röntgenstrahlen aus seinem drehbaren,
phasenmodulationsfähigen Geschützturm und zerstörte
es, bevor es überhaupt reagieren konnte.
    Sie hatten die Hälfte des Systems hinter sich. Und immer noch
nicht mehr als die drei großen Zielobjekte gesichtet. Dabei
sollten es ihrer Schätzung nach hunderte sein.
    Die vier Schiffe am hinteren Ende der Speerspitze hatten einige
der Ziele abgedrängt und/oder abgeschossen, die von den

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