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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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schüttelte den Kopf. »Nun, das ist nicht der
Fall. Du willst wissen, ob ich für diese Juniorvertreter der
Raffenden Klasse Mitleid empfinde? Ja, für diejenigen, die es
nicht schaffen. Oder die ihre Eltern hassen, wenn sie es absolviert
haben. Bei den anderen klappt es wohl so wie geplant; eine neue
Generation von puren Egoisten wird herangezogen. Aber ich habe damit
nichts zu tun. Ich verschwende an diese Kinder keinen Gedanken. Sonst
müsste ich sie vielleicht verabscheuen. Vielleicht würde
ich sie auch bewundern. Es hört sich an, als ginge es in solchen
Schulen schlimmer zu als in der Grundausbildung.«
    »Für die Grundausbildung entscheidet man sich selbst.
Diese kleinen…«
    »Nicht, wenn man einberufen wird.«
    »Einberufen?«
    »Die entsprechenden Gesetze wurden nie aufgehoben.« Sie
zuckte die Achseln. »Zugegeben, es ist hart für die Kinder.
Aber es ist legal, und die Reichen sind eben ein anderer
Schlag.« Das klang gleichgültig.
    »Sal hat wirklich nie etwas davon erzählt?«
    Der Unterton in seiner Stimme ließ Taince aufhorchen. Sie
sah ihn an. »Du meinst«, sie zog mehrmals ihre schwarzen
Augenbrauen hoch, »›hinterher‹, Fassin?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Wie du willst.«
    Ihre Augen ließen ihn nicht los. »Fass, willst du
wirklich nur wissen, ob Sal und ich miteinander
vögeln?«
    »Nein!«
    »Die Antwort lautet ja. Hin und wieder, danke der Nachfrage.
Hast du jetzt eine Wette gewonnen? Wie hoch ist die Quote?«
    »Ich bitte dich«, flehte er und dachte dabei: Verdammt, seit ich es weiß, bin ich nicht mehr sicher, ob
ich es denn wirklich wissen wollte. Fassin stellte sich die
Pärchen seiner Klasse und seines Jahrgangs – künftige
und bereits bestehende, gleichgeschlechtliche und andere – gern
beim Sex vor. Du lieber Himmel! Ein paarmal hatte er sogar zugesehen
oder mitgemacht, wenn es zur Sache ging. Aber Sal und Taince, die
bumsten, dass die Wände wackelten… das Bild war
schockierend.
    Taince zog eine Augenbraue hoch. »Wenn du schön bittest,
darfst du vielleicht sogar einmal dabei sein. Das hast du doch gern,
oder?«
    Fassin konnte nicht verhindern, dass er rot wurde, und rettete
sich in Sarkasmus. »Ich lebe für nichts anderes.«
    »Und die Harte Schule hat er tatsächlich nie
erwähnt«, sagte Taince. »Weder vorher, noch
während, noch hinterher. Oder ich wäre sehr viel mehr mit
anderen Dingen beschäftigt gewesen, als ich dachte.«
    »Es klingt so grauenvoll! Kalte Duschen, ein Bett für
mehrere Schüler, körperliche Züchtigung, Entbehrungen
aller Art, Einschüchterung, übelste Beschimpfungen, und in
den Ferien darf man womöglich um sein Leben rennen!«
    Taince schnaubte. »Das heißt, man zahlt gutes Geld
für eine Behandlung, der unsere Ahnen während ihres ganzen
kurzen und beschissenen Lebens zu entgehen suchten. Das nennt man
Fortschritt.«
    »Ich glaube, der Junge hat dabei einen Knacks
abbekommen«, sagte Fassin. »Das ist meine ehrliche
Meinung.«
    »Oh, das glaube ich dir gerne«, gab Taince gedehnt
zurück. »Aber Sal scheint mit der Methode ganz
einverstanden zu sein. Er sagte, sie hätte ihn zum Mann
gemacht.«
    »Schon, aber zu was für einem Mann?«
    Taince grinste. »Außerdem seid ihr an allem schuld, du
und deine Leute.«
    »Oh nein«, seufzte Fassin. »Das nicht auch
noch.«
    »Es ist doch ein Dweller-Brauch, oder nicht?«
    »Und? Was willst du, verdammt nochmal, damit sagen?«
    »Wer hat denn dieses Informationshäppchen über die
Jagd auf Kinder und Verwandte unters Volk gebracht?«, fragte
Taince. Sie grinste noch immer. »Das wart doch ihr. Die
Seher…«
    »Es waren nicht…«
    »Dann eben die Dweller-Forschung, wenn dir das lieber
ist.« Taince winkte verächtlich ab. »Sie machen Jagd
auf ihre Jungen, sie sind langlebig, weit verbreitet, eine
erfolgreiche Spezies, und sie leben direkt vor unserer Haustür.
Und dann kommt irgendein Wichser daher und sucht nach einer neuen
Methode, um die Reichen zu schröpfen. Was glaubst du wohl, was
von alledem er verwenden wird?«
    Fassin schüttelte den Kopf. »Die Dweller sind fast so
alt wie das Universum, sie haben sich über die ganze Galaxis
ausgebreitet, doch obwohl sie allen anderen weit voraus waren,
besaßen sie genügend Anstand, nicht alles so umzukrempeln,
dass es ihren Vorstellungen entsprach. Sie haben den Krieg so
formalisiert, dass kaum noch jemand dabei ums Leben kommt, und was
sie Arbeit nennen, besteht zumeist darin, die größten
Wissensmengen zu verwalten, die jemals

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