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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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den Tanzflächen der Diskotheken lächerlich machten. Dieser Bewegungsstil spielte auf die Perspektive an, in der die Ägypter auf den Grabwänden Menschenabbildeten. Sie zeichneten die Beine und Füße in der Seitenansicht, den Oberkörper in der Frontalsicht, den Kopf wieder im Profil. Anatomisch ist diese Haltung unmöglich. Auf diese Art kann kein Mensch stehen oder gehen, außer vielleicht einige Schlangenmenschen im Zirkus. Das dürfte auch den Künstlern klar gewesen sein. Offenbar legten sie aber wenig Wert auf Realismus. Die Darstellung diente allein der Dekoration und illustrierte den Rang, den der Verstorbene zu Lebzeiten eingenommen hatte. Sie war also so etwas wie eine Deko-Tapete des Grabmals. Und darauf sollte man von allen Körperteilen nur die Schokoladenseite sehen.
    Noch seltener sind die Gemälde der alten Griechen und Römer erhalten. Von den Griechen kennen wir am ehesten die bemalten Vasen mit ihren oft freizügigen Motiven. Andere Werke der Malkunst sind weitgehend zerstört. So weiß zum Beispiel niemand, wie die Weintrauben des berühmten Malers Zeuxis aussahen. Vermutlich ziemlich realistisch, denn eine antike Anekdote, überliefert durch den Geschichtsschreiber Plinius, erzählt, dass Vögel versucht hätten, sie aufzupicken. Von den Römern sind uns die – teilweise pornografischen – Fresken von Pompeji bekannt, die beim Vulkanausbruch des Vesuvs zusammen mit den dort lebenden Menschen unter Asche und Lava verschüttet wurden.
    Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahre 476 fiel die Kunst in Europa in einen tiefen Schlaf. Dies hatte nicht zuletzt damit zu tun, dass sich die Führer der nun einflussreichen christlichen Kirche nicht einig waren, ob Malerei überhaupt zulässig sei. Verbot nicht die Bibel im 2. und 5. Buch Mose des Alten Testaments, sich ein Bildnis zu machen von allem, was im Himmel, auf Erden und im Wasser ist? In der westlichen Kirche entschied man sich nach einigem Hin und Her dafür, Bildnisse trotzdem zu erlauben. Sie konnten schließlich dazu dienen, den Ungebildeten und Analphabeten die Geschichten der Bibel vor Augen zu führen, also eine Art mittelalterlicher Comic-Strip sein. In Byzanz, wo die Ostkirche ihren Sitz hatte, kam es hingegen mehrfach zu Bilderverboten, die mit der Zerstörung zahlreicher Kunstwerke endeten. Wie ein solches Verbot die Kunst um Jahrzehnte zurückwerfen und ihre Entwicklung behindern kann, sollten die Europäer während der Reformation im 16. Jahrhundert zu spüren bekommen. Damals setzten unter anderen die Anhänger des schweizerischen Reformators Johannes Calvin zum Bildersturm an, zertrümmerten Statuen, zerschlugen Kirchenfenster und verbrannten Bilder. Calvinistische Kirchen erkennt man noch heute an ihrer fast völligen Schmucklosigkeit.
    Vorerst aber blieb es in Westeuropa erlaubt, Heilige, die Muttergottes und vor allen Dingen den Erlöser selbst abzubilden. Ein anderes Bildmotiv als die Heilsgeschichte konnte man sich im Mittelalter ohnehin nicht vorstellen.
    Das Problem: Es gab nicht allzu viele Orte, an denen im Frühmittelalter die Kunstfertigkeit gepflegt wurde. Die Menschen waren mit anderen Dingen beschäftigt, zunächst mit Völkerwandern, dann mit Ernten, Säen, Beten, mit Kathedralenbauen und Kriegeführen. Die Einzigen, die Zeit und Muße hatten, sich der Kunst der Malerei zu widmen, waren die Mönche in den Klöstern.
    Sie mussten sich allerdings in erster Linie in den Skriptorien darum kümmern, Bücher abzuschreiben. Bei dieser Gelegenheit malten sie ihre Bilder gleich in die Handschriften hinein. So entstanden wunderbar verschnörkelte Anfangsbuchstaben, sogenannte Initiale, und Miniaturen von Heiligen, Engeln, Christus und der Heiligen Familie. Wer einen kunstgeschichtlichen Bildband aufschlägt, wird dort bis zum Ende des 13. Jahrhunderts mit der Ausnahme byzantinischer Ikonen hauptsächlich solche Buchmalereien entdecken. Danach aber gewinnt die Geschichte der Malerei urplötzlich an Dynamik. In den folgenden rund 250 Jahren passierte so viel mehr Aufregendes als in den 1000 Jahren davor. Eine solche stürmische Entwicklung ist übrigens ein besonderes Merkmal der europäischen Kunst. In der traditionellen chinesischen Kunst zum Beispiel geht es nicht darum, dass der Künstler etwas Neues schafft, sondern um ein möglichst genaues Abbild der Vorlage eines berühmten Meisters.
    Am Anfang dieser spezifisch europäischen Entwicklung zur Originalität stand der Sohn eines Schmieds aus einem

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