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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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1390–1441) war offenbar den Zeitdruck leid, der dem Künstler durch die Freskenmalerei auferlegt wird. Er mischte Lein-, Nuss- und Mohnöl mit pulverisierten Farbstoffen und trug das Ergebnis auf Holzpaneele auf. Da Ölfarbe langsamer trocknet, konnte er sich mehr Zeit lassen und feinere Details malen. Achten Sie bei dem Gemälde »Die Hochzeit der Arnolfini« auf den Spiegel im Hintergrund. Darin sind die beiden Brautleute von hinten zu sehen und, wenn Sie ganz genau hinschauen, zwei Figuren in Frontalansicht. Eine davon ist der Maler selbst. Er fungierte vermutlich als Trauzeuge. Das Bild entspricht einer Hochzeitsfotografie.Wobei ich bezweifle, dass Sie es zu schätzen wüssten, wenn Ihr Trauzeuge auf Ihr Hochzeitsbild »Ich war hier« kritzeln würde – wie van Eyck es gemacht hat. Über den Spiegel schrieb er: »Johannes de eyck fuit hic 1434.«

    Und das ist zugleich die zweite Neuerung. In der mittelalterlichen Malerei finden sich fast ausschließlich religiöse Motive. Erst in der Renaissance wandten sich die KünstlerMenschen zu, die nicht heilig waren. Ein typisches Renaissance-Porträt aus Italien zeigt oft einen Adeligen mit auffälliger Nase im Profil, meist mit einer ulkigen Kopfbedeckung, der an einem Fenster mit einer Stadtlandschaft im Hintergrund sitzt. Im 15. Jahrhundert waren schließlich sogar die reichen Kaufleute selbstbewusst genug geworden, um sich malen zu lassen. Van Eyck stellt auf seinem Gemälde den Brügger Kaufmann Giovanni Arnolfini und seine frisch angetraute Ehefrau dar. Sie ist übrigens entgegen dem Anschein nicht schwanger. Das ziemlich üppige Kleid weist auf den Wohlstand der Familie, ebenso der mit Zobelpelz besetzte Überhang des Ehemanns. Das Hündchen symbolisiert, nebenbei bemerkt, eheliche Treue. Die Eitelkeit der wohlhabenden Bürger sollte den Malern der Niederlande das Überleben sichern, nachdem die Kirche rund 100 Jahre später nach der Reformation als Auftraggeberin wegfiel.
    Botticelli entdeckt die Allegorie
    Die Maler der Renaissance hatten jetzt schon eine ganze Menge Auswahl an Motiven: natürlich immer noch Heilige und Bibelgeschichten, aber auch Porträts von Adeligen und reichen Bürgersleuten. Der Italiener Sandro Botticelli (ca. 1445–1510) machte ein weiteres Motiv gesellschaftsfähig: die Allegorie.
    Allegorie heißt, dass eine Person oder ein Gegenstand symbolisch einen bestimmten Gedanken, eine Mahnung, eine Tugend oder ein Laster verkörpert. Ein paar Allegorien sind uns heute noch vertraut: Ein Gerippe stellt den Tod dar; eine Frau mit einer Waage in der Hand die Göttin Justitia und damit die Gerechtigkeit. Wer seinen Sinn für Allegorien und Symbole schärfen möchte, sehe sich ein Stillleben an. Dabeihandelt es sich um Bilder von unbelebten Dingen, ein beliebtes Motiv besonders in der niederländischen Barockmalerei. Auf den Gemälden sind Schinken, Hummer, Früchte, Brot, eine Geflügelkeule, aber auch Blumen verewigt – einfach alles, was man auf einem üppig gedeckten Tisch finden kann. Meistens wollen uns diese Stillleben an die Vergänglichkeit selbst jener Menschen erinnern, die im größten Überfluss leben. Deshalb platzierten die Künstler neben dem Schinken einen Totenschädel (Tod = Vergänglichkeit) und neben dem Blumenstrauß (Schönheit, die verblüht = Vergänglichkeit) eine Sanduhr (klar, auch Vergänglichkeit). Ein Ei immerhin erinnert an das Leben und ein Schmetterling an die Auferstehung.
    Aber für was steht eine nackte Frau, die einer Muschel entsteigt? Der Titel von Botticellis Gemälde klärt uns auf. Es heißt: »Die Geburt der Venus«. Venus, das römische Pendant zur griechischen Aphrodite, ist die Göttin der Schönheit und der Liebe. Botticellis Auftraggeber, der reiche florentinische Kaufmann Lorenzo di Pierfrancesco de’ Medici wollte sich von dem Bild wohl an ein erotisches Abenteuer erinnern lassen.  

    In der mittelalterlichen Kunst begegnen uns nur wohlbekleidete christliche Allegorien, zum Beispiel eine Frau mit einer Kathedrale in der Hand. Das ist Ecclesia, die christliche Kirche. Bei der Dame daneben mit den verbundenen Augen (Blindheit gegenüber dem Erlöser!) handelt es sich um Synagoga, das Judentum. Erst in der Renaissance und der Verehrung der Antike wagte man es, heidnische Mythen zum Motiv zu nehmen – für Botticelli die Gelegenheit, eine Frau nackt abzubilden, wenngleich Venus mit ihrem überlangen Haar ihre Scham bedeckt.
    Michelangelo entdeckt den Körper
    Überhaupt: die Nacktheit. Sie

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