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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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und Owen zogen
Contango fort auf die andere Seite des Friedhofs. Mike hörte Pellas Lachen
durch die Dunkelheit schallen, es klang etwas aufgekratzt, aber nicht auf besorgniserregende
Weise. Er war froh, dass sie endlich betrunken war.
    Er fasste mit einem
Gummihandschuh in die Kühlbox, holte zwei Bierdosen heraus und gab Henry eine
davon. Beide leerten ihre Dose in einem langen, langsamen Zug.
    »Bereit?«, fragte er,
und Henry nickte.
    Mit vereinten Kräften
drehten sie den Sarg um. Schwartz öffnete die Verschlüsse. Er hielt den Atem
an, als er den Deckel hob, trat so weit wie möglich zurück, den Kopf zur Seite
gedreht, und ließ die erste Welle dessen, was auch immer entweichen würde, sich
in der feuchten Nacht verströmen.
    »Es ist okay«, sagte
Henry. »Wir schaffen das.«
    Schwartz nickte. Er
fragte sich, wie Emerson es getan hatte – ob Emerson
es überhaupt wirklich getan hatte. Es war eine Sache, President Affenlight die
Geschichte erzählen zu hören und sich Emerson vorzustellen, wie er in seinem
Anzug auf der Erde kniete, Tränen im Bart, und den schlichten hölzernen Deckel
von einem schlichten hölzernen Sarg hob. Der Verstand blieb auf die
emotionalen, intellektuellen, symbolischen Aspekte gerichtet. Emerson war hier
eher eine Figur in einem Theaterstück, seine Tat wurde zum sinnstiftenden
Mythos. Aber man dachte nicht darüber nach, wie Ellen Emersons verwesender
Körper ausgesehen oder wie er gerochen hatte: Man hätte nicht einmal darüber
nachdenken können, wenn man es versucht hätte.
    Schwartz merkte, wie er
ins Wanken geriet. Sein Gesicht war immer noch abgewandt, und so wollte er es
auch weiterhin halten.
    »Es geht«, sagte Henry.
»Es ist gar nicht so schlimm.«
    Schwartz, den die Ruhe
des Skrimmers sowohl ermutigte als auch beschämte, drehte den Kopf. Eine
Erschütterung durchlief ihn, ein erneuter Stoß undurchsichtiger Angst, aber die
Erschütterung verebbte, und Henry hatte recht damit, dass es nicht so schlimm
war – zumindest nicht sehr viel schlimmer als die Aufbahrung vor dem Begräbnis.
Affenlights Körper war zum Boden des Sargs hinuntergerutscht, wo er zu einer
sonderbaren und mitleiderregenden Pose verdreht lag, aber die
Balsamierflüssigkeit hatte den heißen Sommer offenbar durchgestanden, und der
Körper schien noch immer Affenlights Körper zu sein.
    Sie hoben ihn an den
Reversaufschlägen seiner Anzugjacke und den Taschen seiner Hose an. Dann ließen
sie ihn in die riesige PVC -Tasche hinunter, die Schwartz aus dem VAC stibitzt
und mit Eisenstangen beschwert hatte, um sicherzustellen, dass der Körper auch
unterging. Er zog den Reißverschluss zu. Sie nahmen den Mundschutz ab, zogen
die Handschuhe aus und warfen sie in den Sarg, bevor sie ihn zuklappten. Die
Nasenklammern behielten sie auf, als sie sich die Arme mit verdünntem
Bleichmittel abrieben, die Tasche anhoben und sie zum Strand hinuntertrugen.
Owen und Pella stießen am Ufer zu ihnen, wo ein langes Ruderboot auf sie
wartete. Das Wasser war glücklicherweise ruhig. Sie banden Contango an dem
kleinen Steg fest und ruderten hinaus auf den See, steuerten mal in diese
Richtung und mal in jene, weil sie betrunken waren und niemand von ihnen rudern
konnte.

81
    —
    Sie waren weit, weit draußen, gefährlich weit, wenn man
ehrlich war, und selbst die wenigen Lichtpunkte, die von Westish in der Ferne
noch zu sehen waren, schienen kurz davor zu verschwinden. Mike, der beim Rudern
die meiste Arbeit geleistet hatte, das Gesicht die ganze Zeit über
schmerzverzerrt, hielt inne und hob die Ruder aus dem Wasser. Henry, auf dem
Bugsitz hinter ihm, tat es ihm gleich. Das Quietschen der Dollen verstummte
ebenso wie das regelmäßige Klatschen der Ruderblätter, und zurück blieben nur
das Geräusch der gegen den Bootsrumpf schwappenden Wellen und der schwarze Himmel,
der sie von allen Seiten umgab.
    Pella saß am Heck des Bootes, Westish hinter sich und vor sich den
See, obwohl sie wenig mehr sah als Mikes schweißgetränkte Brust und das Heben
und Senken seiner breiten Schultern, während er zu Atem zu kommen versuchte. Was
für ein Gesicht, dachte sie. Nie wieder soll es ein Bart verdecken.
    Owen saß allein ganz
vorn am Bug, den Rücken ihnen zugewandt. Er blickte hinaus auf das dunkle
Wasser, eine Hand sanft auf dem Stoff der Tasche, in der Pellas Vater lag.
    Sie trieben jetzt nur
noch dahin, die Spitze des Ruderbootes drehte sich langsam nach backbord, in
Richtung Norden. Es war an der Zeit, und Mike sah Pella an,

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