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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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kurzen Moment tanzteehafter
Unbeholfenheit taten sie es schließlich. Er roch ein wenig streng, wie ein
halbwüchsiger Junge, der sich noch nicht darauf eingestellt hat, Deodorant zu
benutzen. Das liegt daran, dass er den ganzen Tag im Bus gesessen hat, dachte
sie und hoffte, dass es stimmte – hoffte, dass er nicht seit Juni so roch. Sie
hielt ihn noch eine zusätzliche Sekunde lang fest, lange genug, um im Geruch
seiner Haut einen Unterton klebrigen Greyhound-Kunstleders auszumachen.
    Sie hatten sich hier an
der Melville-Statue verabredet. Es war ein brütend heißer Nachmittag gewesen,
und die dichte Schwüle hatte sich schließlich zu einem Platzregen verdichtet,
der jetzt, kurz nach der Abenddämmerung, in einen allgegenwärtigen Nebel
aufging. Der aufgewühlte, nun aber windstille See sah aus wie frisch gegossener
Zement. Die Tage waren bereits wieder kürzer als im Juni.
    An den verwitterten
Steinen der Scull Hall lehnten eine Schaufel und ein Spaten, eine Kühlbox, ein
Picknickkorb und eine riesige Footballtasche aus PVC . Sie schulterten die Ausrüstung und
machten sich auf den Weg. Henry fragte nicht, wohin sie gingen und warum,
vielleicht konnte er es sich denken, oder vielleicht hatte er auch nur
vergessen, sich dafür zu interessieren. Bei Henry ließ sich das manchmal schwer
sagen, und Pella wusste nicht, wie sich der Sommer auf ihn ausgewirkt hatte.
Als sie in seinem Elternhaus in South Dakota anrief, hatte sie nur gesagt: »Wir
brauchen deine Hilfe bei etwas, bevor Owen geht.« Und er hatte nur gefragt:
»Wer ist wir ?«
    Schweigend überquerten
sie den Kleinen Hof und dann den Großen, liefen zu viert nebeneinander.
Contango schlenderte hinter ihnen her und beäugte die gelegentlich
umherschießenden Spatzen mit trägem Misstrauen. Die endlose Hitze hatte das
Gras auf dem Trainingsgelände bräunlich versengt.
    »Lasst uns mal kurz
anhalten. Mir tun die Arme weh.« Owen stellte die mit Bier gefüllte Kühlbox ab
und ließ sich von Pella den Picknickkorb reichen, den er gepackt hatte. Er
öffnete den geflochtenen Deckel und zog eine Flasche Scotch aus der Sammlung
ihres Vaters hervor. »Du zuerst«, sagte er und reichte ihr die Flasche. Sie
nahm einen langen, bedächtigen Schluck. Es brannte angenehm bis hinunter in
ihren Magen. Zwei Dumme, ein Gedanke, dachte sie und tätschelte den Flachmann
in der Tasche ihrer Windjacke, während sie die Flasche an Owen zurückgab, der
trank und sie an Mike weiterreichte. Dann war Henry an der Reihe, dann wieder
sie. Als die Flasche zur Hälfte geleert war, packten sie sie in den Korb zurück
und gingen weiter.
    Drei Bahnen Rollrasen
waren auf Affenlights Grab ausgelegt worden, und obwohl das Gras jetzt lang und
feucht war, waren die Ränder der einzelnen Bahnen noch zu erkennen. Der Spaten
hatte ein flaches, rechteckiges Blatt, das der Schaufel war herzförmig. Mike
nahm den Spaten und stieß ihn in einen Rasensaum. Die Graswurzeln gaben mit
schwachen Knister- und Ächzgeräuschen nach, als er sein Gewicht auf den Stiel
legte. So arbeitete er sich um alle drei Bahnen herum. Schließlich hoben Henry
und er sie vom Grab und legten sie beiseite.
    Die meiste Zeit über
arbeiteten sie schweigend, Mike mit dem Spaten, Henry mit der Schaufel. Owen,
der sein Leselicht am Schirm seiner Kappe befestigt hatte, hielt die
batteriebetriebene Lampe und verteilte Dosen Miller-Bier aus der Kühlbox. Pella
saß in der Nähe auf einem aufrechten Grabstein, trank Scotch und streichelte
Contango über das Fell. Der letzte Regen hatte die Bodenkrume aufgeweicht,
sodass sie sich mit dem Spaten leicht durchstoßen ließ, doch darunter war die
Erde bleich und steinhart, und bald kamen sie nur noch schleppend voran.
    Hin und wieder riss die
Wolkendecke auf, die den Mond verhüllte, und der Umriss von Mikes Gesicht war
für Pella als etwas schärferes Relief erkennbar. Seine Liebe zu ihr war
sonderbar: Es war eine beiläufige, beinahe saloppe Liebe, als wäre sie zu
lieben das Natürlichste auf der Welt, zu selbstverständlich, um darüber zu
reden. Wie bei ihrer ersten Begegnung auf den Stufen der Sporthalle, als er sie
kaum eines Blickes gewürdigt hatte. Bei David und allen Typen vor David hatte
sich das, was als Liebe galt, immer von Auge zu Auge abgespielt, von Nase zu
Nase – sie hatte sich beobachtet gefühlt, observiert, wie die Hauptattraktion
in einem Zoo, und um der Rolle gerecht zu werden, hatte sie angefangen, auf und
ab zu tigern, sich das Fell blankzulecken und

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