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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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zurückzuglotzen. Mike hingegen
war immer neben ihr. Sie stand am Küchenfenster, schaute auf den Hof, auf die
Melville-Statue und den Strand mit dem wogenden See dahinter und merkte mit
einem Mal, dass Mike, wie lange auch immer, an ihrer Seite gestanden und
dieselben Dinge angestarrt hatte.
    Leichter Regen setzte
ein. Henry hörte auf zu graben und stützte sich auf seine Schaufel. Das Loch
war schienbeintief. Der Hund war eingeschlafen. »Ich übernehme«, sagte Owen,
aber Henry winkte ab. Die Nacht war schwül und neblig, sodass der Regen weniger
zu fallen als vielmehr von der feuchten Luft ausgeschwitzt zu werden schien,
und der Schweiß, der an Mikes und Henrys Wangen und Nasen herablief, mischte
sich hinein. Henry sah erschöpft aus. Owen erklärte, es sei Zeit für eine
Pause. Sie setzten sich auf Grabsteine, aßen Sandwiches aus Kräckern und
Pastete und tranken weiter Bier. Pella reichte ihren Scotch herum. Danach hielt
Henry die Lampe, während Owen und Pella sich an Mikes Seite mit dem Graben
abwechselten.
    Es dauerte nicht mehr
lange, bis Schwartz’ Spaten krachend gegen eine der metallenen Leisten des
Sargdeckels stieß. Der unerwartete Aufprall sandte einen groben Ruck durch
seine Unterarme, wie ein Fastball, der bei kaltem Wetter unglücklich gegen den
Hals des Schlägers prallt. Als das Geräusch erklang, hielten sie inne und sahen
einander in der mondlosen Düsternis an. Ihr Plan war nicht länger nur ein Plan.
Schwartz wurde mit jeder Sekunde nervöser. Nicht weil er glaubte, sie könnten
erwischt werden. Seine Sorgen, seine Ängste waren undurchsichtiger. Er dachte
an seine Mutter. Er sah Pella an, die in wilder und vielleicht betrunkener
Entschlossenheit nickte. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie.
    Schwartz hatte das
Ausheben so gründlich wie möglich geplant. Zuerst vergrößerten sie das Loch in
Breite und Tiefe, um die Seiten des Sarges freizulegen, dann hoben sie am
Kopfende einen Schacht aus, der groß genug war, dass Schwartz hineinklettern
und darin stehen konnte. Vom Bestattungsunternehmer hatte er erfahren, dass der
Eichensarg einhundertzehn Kilo wog; zusammen mit Affenlights Gewicht war das
eine Menge, aber er musste ja nur ein Ende anheben. Er ging in seine tiefste
Fängerhocke, nahm den einzelnen Metallgriff am Kopfende des Sarges in beide Hände
und betete, dass sein Rücken durchhalten würde. Er stemmte die Fersen in den
Boden, zog mit Armen und Schultern kräftig an und fühlte den Schmerz die
Wirbelsäule entlangschneiden wie ein Messer. Waren so die Ausdrücke ruhendes Gewicht und Kreuzheben entstanden? Wahrscheinlich nicht, aber genau so fühlte es sich an.
    Diese erste Anstrengung
war notwendig, um den Sarg aus der darunterliegenden Erde zu lösen. Der zweite
Schritt war schwieriger, eher ein Umsetzen und Stoßen als ein Kreuzheben wie im
Kraftraum. Er ging tief in die Knie und schaukelte vor und zurück, um mit den
Armen noch tiefer zu kommen. Dann explodierte er nach oben und riss die Hände
unters Kinn. Während sich das Kopfende des Sarges aufrichtete, ließ Schwarz
los, ging wieder in die Hocke und schaffte es gerade eben, Hände und Schultern
unter den Sarg zu quetschen. Jetzt kam es darauf an, ihn emporzudrücken, bis er
sich in einer vertikalen Position befand und schließlich kippte, um dann
beinahe aufrecht an der gegenüberliegenden Wand des Lochs zu lehnen. Es regnete
immer noch ein wenig. Es war kein feierliches Prozedere – er konnte fühlen, wie
Affenlights Körper in der Kiste umherrutschte –, aber immerhin, es
funktionierte.
    Henry und Pella nahmen
die Griffe des Sarges und zogen von oben, während er von unten zu schieben
versuchte. Er hatte sich seinen Teil der Aufgabe leichter vorgestellt, aber
seine Freunde hatten wenig Kraft und in dem nassen Gras keinen sicheren Stand.
Der Sarg bewegte sich nur zentimeterweise, und er musste das ganze Gewicht von
unten stützen. »Auf drei«, sagte er. »Owen, du zählst an.« Und während Owen
zählte, ging Schwartz so tief in die Hocke, wie er konnte, und gab dem Sarg
ächzend einen letzten olympischen Stoß. Henry und Pella stolperten rückwärts.
Der Sarg glitt über den Rand des Grabes und blieb mit dem Deckel nach unten
neben dem Erdhügel, den sie aufgeworfen hatten, liegen.
    Der Regen hatte wieder
abgenommen. Schwartz wühlte in seiner Sporttasche nach den Hygieneartikeln, die
er eingepackt hatte – Mundschutze, Nasenklammern, ellbogenlange
Gummihandschuhe. Eine komplette Garnitur reichte er Henry. Pella

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