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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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eine kleine Gruppe, doch das mochte sich ändern, jetzt da man
Nationalmeister war.
    Die Bürotür öffnete
sich quietschend und weckte Schwartz, der an Affenlights Schreibtisch eingedöst
war. Morgenlicht sickerte durch die Jalousien. Schwartz sprang auf. Er wollte
nicht von Mrs. McCallister erwischt werden, die es vorzog, wenn sowohl er
als auch der Hund oben schliefen. Doch es war Pella, frisch geduscht und in
Arbeitskleidung. Den ganzen Sommer lang hatte sie nicht einmal den Kopf durch
die Tür gesteckt. »Hallo«, sagte sie, ließ sich auf das kleine Sofa fallen und
erzählte ihm, was sie vorhatte.
    Schwartz lehnte sich im
Stuhl des Präsidenten zurück und sagte eine Zeitlang gar nichts. Sie hat zu
viel gelesen in letzter Zeit, dachte er – war dabei über die Grenze getrieben,
die das, was man in Büchern fand, von dem trennte, was man tatsächlich tun
konnte. »Ich glaube, wir sollten uns das gut überlegen«, sagte er schließlich.
    »Ich habe es mir gut überlegt.«
    Vielleicht war es das
Morgenlicht, vielleicht waren es auch ihre Wangen, die noch von der heißen
Dusche gerötet waren, aber sie wirkte aufgeweckt und wiederhergestellt. »Wir
müssen«, sagte sie. »Wir müssen.«
    »Du kannst nicht
einfach eine Leiche ausgraben.«
    »Warum denn nicht? Es
ist mein Vater. Es ist meine Grabstelle. Es ist mein Sarg.« Sie machte eine
Geste, die den Raum einschloss. »Du hast doch die ganzen Sachen gelesen. Also
zeig mir, wo steht: ›Steckt mich in eine Kiste. Mit Zierleisten aus falschem
Gold. Und dann versenkt sie im Boden.‹ Zeig mir, wo das steht.«
    Schwartz ging zum Sofa
und setzte sich neben sie. Er zog den Reißverschluss ihres Kapuzensweatshirts
hoch und verknotete zärtlich die Kapuzenbänder. Es war ihr immer auf die Nerven
gegangen, wenn er das tat – es ging ihr auch jetzt auf die Nerven –, aber
wenigstens wusste sie nun, was es bedeutete: Du gehörst mir.
    »Es passt einfach«,
sagte sie. »Mein Dad hat diesen See geliebt. Er hat drei Jahre seines Lebens
auf einem Schiff verbracht. Er hat meine halbe Jugend damit verbracht, auf dem
Charles River zu rudern. Er hätte es so gewollt.«
    Schwartz, der den ganzen
Sommer zwischen all diesen Melvillanien mit den diversen Affenlight-Anmerkungen
zugebracht hatte, zwischen den Memoiren von Walfangschiffen, Handelsschiffen
und Kriegsschiffen, konnte nicht widersprechen. »Ich verstehe ja, warum du es
machen willst –«
    »Wir hätten es von
Anfang an machen sollen. Und wenn ich Zeit gehabt hätte, es mir richtig zu
überlegen, hätten wir das auch. Wenn ich nicht so durch den Wind gewesen wäre.«
    »Ich verstehe dich.
Aber es geht einfach nicht. Erstens ist es eine Straftat« – Schwartz bluffte,
aber er konnte sich gut vorstellen, dass es eine Straftat war –, »und dann
musst du dir mal überlegen, wie tief dieses Loch ist. Und wie viel diese Kiste
wiegt. Es würde ewig dauern. Lass nur einen Menschen vorbeikommen, und wir
sitzen alle hinter Gittern.«
    »Ist mir recht.« Pella
lächelte, und Schwartz wusste, dass die Debatte verloren war, dass sie verloren
gewesen war, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Er fuhr sich über die
zunehmenden Geheimratsecken und kratzte sich den Bauch, der langsam weich
wurde. Er hatte seit Mai nicht trainiert.
    Er hatte halb gehofft,
dass Owen sein Veto einlegen würde, aber Owen nickte nur und sagte: »Ruf Henry
an.«

80
    —
    »Henry«, sagte Owen herzlich und legte die Finger um das,
was vom Bizeps seines Mitbewohners übrig geblieben war. »Bist du es wirklich?
Du bist ja dünner als ich.«
    Schwartz streckte die Faust aus, Henry stieß die seine dagegen, und
Pella konnte von ihren ernsten, feierlichen Gesichtern ablesen, dass ihre
Fehde, oder wie auch immer man es bezeichnen sollte, vorbei war. Männer waren
so sonderbare Kreaturen. Sie duellierten sich nicht mehr, selbst Faustkämpfe
schienen heutzutage barbarisch, die althergebrachte, selbstverständliche Gewalt
war institutionell kanalisiert, aber die althergebrachten Kodizes hielten sie
noch immer mit größter Freude aufrecht. Und mit noch größerer Freude verziehen
sie einander. Pella glaubte, einiges über Männer zu wissen, aber sie konnte
sich nicht vorstellen, wie es wäre, einer von ihnen zu sein, in einem Raum voll
von ihnen zu sein, ohne dass eine Frau dabei war, wie es wäre, an ihren stummen
Riten von Reue und Reinwaschung teilzuhaben.
    »Hey«, sagte Henry zu
ihr.
    »Hey.« Es kam ihnen
seltsam vor, sich nicht zu umarmen, und nach einem

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