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Kurpfalzblues

Titel: Kurpfalzblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Bach
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Grund für seinen Sturz gesehen: Sein rechter Fuß hing unter dem
linken Bein der Toten. Seitdem schwieg Alsberger, und das Entsetzen stand ihm
ins Gesicht geschrieben.
    Von einer kleinen Platzwunde an der Stirn zog sich ein rotes Rinnsal
Blut über seine Wange. Hätte man ihn neben die tote junge Frau gelegt, niemand
hätte daran gezweifelt, dass hier ein grausamer Doppelmord geschehen war.
    Ein bisschen Aufmunterung konnte nicht schaden.
    »Und, Alsberger, wie sieht es aus?« Maria bückte sich zu ihm.
»Werden Sie es überleben, oder sollen wir noch einen Sarg dazubestellen?«
    »Maria!«, mahnte Jörg Maier.
    Aber Alsberger schien sie gar nicht gehört zu haben. Er starrte
weiter vor sich hin.
    Es blieb Maria keine Zeit, sich etwas Besseres auszudenken. Jantzek
war zu ihnen getreten. Sie kannte den Leiter der Spurensicherung schon seit
vielen Jahren. Er war ein Choleriker, der schnell herumschrie, aber meistens
war es dann auch wieder gut. Seinen momentanen Gesichtsausdruck kannte Maria
allerdings noch nicht.
    Seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. Er sah aus
wie eine Schlange, die gleich nach vorn schnellen würde, um ihr Opfer mit einem
einzigen Biss voll Gift zu pumpen. Und dieses Opfer war, daran gab es keinerlei
Zweifel, Alsberger.
    »Alle wieder an die Arbeit«, fuhr er seine Männer an.
    Als der kleine Trupp sich aufgelöst hatte, baute er sich vor
Alsberger auf, die Hände immer noch in die Seiten gestützt. Es war unschwer zu
merken, dass er seine Wut nur mühsam im Zaum halten konnte.
    »Das wird Konsequenzen haben!«, brachte er gepresst hervor. Dann
drehte er sich um und zischte Maria im Vorbeigehen zu: »Bring dieses Weichei
hier weg, sonst passiert ein Unglück.«
    Maria verstand Jantzeks Zorn nicht ganz. Schließlich hatte
Alsberger, zugegebenermaßen etwas ungeschickt, nur versucht, Jörg Maier zu
helfen. Aber ihren Assistenten von hier wegzubringen war wahrscheinlich
wirklich eine gute Idee. Neben einer Leiche verarztet zu werden war sicher
nicht das, was ihm im Moment guttat.
    »Ist alles in Ordnung mit ihm?«, fragte Maria.
    Jörg Maier nickte. »Das ist nur oberflächlich. Nichts Schlimmes
passiert. Aber der junge Kollege braucht jetzt einen Kaffee, und wir brauchen
wohl ein paar trockene Kleider.«
    Er schaute zu der Leiche.
    »Ich kenne die Frau übrigens. Sie heißt Rikner oder Rinkner oder so
ähnlich. Sie hat bei einer Bekannten von mir in der Apotheke gearbeitet. Nettes
Mädchen.«
    Dass Jörg Maier nicht vor irgendwelchen bösen Geistern erschrocken
zurückgewichen war, das hatte Maria sich schon denken können.
    »Kennst du sie näher?«
    »Nein. Ich bin ihr ein paarmal in der Apotheke begegnet, mehr nicht.
Machte einen ganz patenten Eindruck. Sie hat mich nur einmal kurz gesehen, und
beim nächsten Mal wusste sie gleich wieder, wer ich war.«
    Er trat zu der toten jungen Frau und beugte sich hinunter.
Vorsichtig hob er ihren Kopf an.
    »Da ist Schaum im Mund. Sieht am ehesten nach Ertrinken aus. Wegen
der Tatzeit melde ich mich noch mal. Das kann ich so auf die Schnelle nicht sagen.
Dazu brauche ich die Wassertemperatur und muss wissen, wie kalt es heute Nacht
war.«
    Mit einer fast zärtlichen Geste strich er ihr die nassen Haare aus
dem Gesicht.
    »Davor habe ich immer Angst gehabt. Dass mal jemand dabei ist, den
ich kenne.«
    Maria wusste, was er meinte. Man sah den Menschen vor sich, sah ihn
lachen, hörte seine Stimme, hatte Bilder im Kopf, die ihn lebendig werden
ließen. Und die Schutzmauer, die sie brauchten, um an ihrer Arbeit nicht zu
verzweifeln, wurde brüchig.
    »Lass die Obduktion doch von jemand anderem machen«, schlug sie vor.
    »Ist schon gut. Geht schon.« Er nahm seine Tasche und schaute zum
Neckar. »Sieht irgendwie unheimlich aus, findest du nicht?«
    Nebel stieg empor, zog sich in die Höhe und schwebte in grauen
Fetzen über dem Wasser. Feine Gespinste, die bald zerrissen, sich neu
zusammenfügten, auf der Wasseroberfläche zu tanzen schienen, um sich
schließlich im Nichts aufzulösen.
    Wie Geister, die bei Anbruch des Tages nach und nach verschwanden.
    Maria brachte Alsberger nach Hause. Kein großer Umweg. Er wohnte wie
sie in der Heidelberger Weststadt, nicht allzu weit von ihr entfernt.
    Sie fuhr nicht gern Auto in Heidelberg. Zu enge Straßen, zu viel
Verkehr, und die Parklücken waren entschieden zu klein. Eigentlich war
Alsberger daher nicht nur ihr Assistent, sondern auch ihr Chauffeur. Diesmal
aber saß er auf dem Beifahrersitz und

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