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Kurt Ostbahn - Blutrausch

Kurt Ostbahn - Blutrausch

Titel: Kurt Ostbahn - Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Broedl
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flink gelöst hat und mir andächtig sein Ohr leiht:
    „Für Ihre Statistik: Ich hab ein kleines Bier, einen großen Fernet und zwei Scharlachberg getrunken. Das Bier und den Fernet hab ich bezahlt, die Weinbrände waren auf Haus. Zugegen waren außer mir der Herr Weinhofer Josef und zwei junge Männer, beide zirka 20, der Rudi und der Wickerl. Ihre Familiennamen kenne ich nicht. Aber ich nehme an, Sie werden sie mir gleich verraten und vielleicht auch den Grund Ihres Besuches.“
    Skocik ist zufrieden: „Na sehn S’, es geht ja!“ sagt er und schreibt in sein schwarzes Büchl. Brunner verrät mir unterdessen, daß der Rudi mit Familiennamen Luksch heißt und der Wickerl eigentlich Ludwig Auer.
    „Der Auer Ludwig ist nur leider tot“, sagt er. „Erschlagen, erstochen oder beides. Die Gerichtsmedizin arbeitet dran. Der Täter hat sein Opfer jedenfalls quasi tranchiert und ausgenommen. Ich hab sowas noch nicht gesehen.“
    Und ich sehe es wieder. Die aufgeschlitzte Kehle. Den Kopf, der fast abgetrennt vom Körper an der blutbespritzen Auslagenscheibe lehnt. Das Hemd, das von der Brust bis zum Hosenbund offensteht. Den Schnitt, der vom Herz bis zum Nabel führt. Das in vielen Farben, aber vor allem in Rot schimmernde Gewirr von Organen und Gedärm, das aus der klaffenden Wunde quillt.
    Brunner ist mir beim Hinsetzen behilflich. Das Tosen in meinen Ohren hört sich fast so unsympathisch an wie die Stimme seines jungen, herzlosen Kollegen:
    „Und Sie waren einer der letzten, der den Auer lebend gesehen hat“, sagt Skocik.
    „Der Weinhofer Josef, der Luksch Rudolf und Sie, Herr Doktor. „, sagt Brunner.
    „Im Rallye . Gegen halb drei.“
    „Im Zuge eines Raufhandels.“
    „Im Zuge dessen der Luksch das Opfer mit einer Bierflasche attackiert und verletzt hat.“
    „Was Sie, Herr Doktor, an der Theke stehend beobachtet haben.“
    „Richtig?“
    In mir kommt unter anderem der Verdacht hoch, daß Brunners Mitgefühl und Skociks Pampigkeit zusammengehören wie die Leiche zu ihrem Mörder. Die beiden Krimineser sind ein perfekt eingespieltes Team. Der Zarte und der Harte. Der Bulle mit Herz und das Designer-Arschloch.
    Ich bestätige ihre Ausführungen durch ein mattes Kopfnicken und erfahre im Gegenzug, daß nicht ich, sondern die Besatzung der Funkstreife“Walter 2“ den toten Wickerl gefunden hat. Die Identifizierung der Leiche war ein Kinderspiel, obwohl der Tote keine Papiere bei sich trug. Der Wickerl war den Streifenbeamten von der Wachstube Ölweingasse seit Jahren persönlich bekannt und in unangenehmer Erinnerung. Ruhestörung. Vandalismus. Leichte Körperverletzung. Eine Anzeige der Mutter wegen tätlicher Drohung, die aber wieder zurückgezogen wurde. Ein kleiner Fisch halt, nicht einmal das: „Ein Gfrast, dem die strenge Hand des Vaters gefehlt hat“ (Brunner).
    Die Kriminalisten mußten bloß, wie Hänsel und Gretel, der Fährte folgen, und Wickerls blutige Spur führte sie die Sechshauser Straße stadteinwärts genau bis vors Rallye . Die Befragung des Herrn Josef, der mit dem Rudi und seiner Schwester beim Frühstück saß, als Brunner und Skocik anklopften, brachte meinen Namen ins Spiel und eine erste krause Theorie:
    „War das eine warme Gschicht, der Weinhofer mit den zwei Buben?“ erkundigt sich Skocik und macht mit seiner Frage das Unmögliche möglich: Ich kann wieder lachen.
    „Der Täter ist entweder krankhaft eifersüchtig oder ein Wahnsinniger“, klärt er mich auf. „Und lustig ist das Ganze ganz bestimmt nicht.“
    Ich pflichte ihm bei. Und entkräfte die Schwulen-Theorie so gut ich kann:
    „Der Herr Josef hat den Rudi sozusagen adoptiert, als er vor fünf Jahren, am 23. Dezember war’s und ich war zufällig auch da, zu ihm ins Lokal gekommen ist. Völlig aufgelöst. Fix und fertig. Er wollte telefonieren, hatte aber keinen Groschen Geld. Der Herr Josef hat sich mit ihm hingesetzt, und schön langsam hat der Rudi angefangen zu erzählen: Daß der Vater von der Weihnachtsfeier in der Firma voll fett heimgekommen ist und die Mutter angeflogen hat, die mit dem Rudi und seiner Schwester gerade den Christbaum aufgeputzt hat. Der übliche Wickel, die üblichen Watschen. Der Vater reibt auf, die Mutter weicht aus, stolpert und reißt im Fallen den Christbaum um. Da wird der Alte in seinem Rausch noch wütender, tritt ihr in den Bauch und schreit, daß eine Frau, die nix in ihrem Leben geleistet hat, außer zwei ohnehin depperte Kinder zur Welt zu bringen, auch keinen Anspruch auf

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