Kurtisanen leben gefaehrlich
wunderschönes Land sein, nach allem, was ich darüber gehört hatte.
»Schwöre nicht, wenn du deinen Schwur brechen musst. Aber sag mir eines – was bindet dich an den Fürsten? Da ist noch mehr, als nur das Blutband zwischen euch, denn sonst hättest du Porto di Fortuna verlassen, bevor du dich zu einer Heirat zwingen lässt. Oder ist es die Prinzessin, die du willst?«
Er lachte bitter auf, als sei meine Frage ein Scherz gewesen, den niemand außer ihm verstand, dann wurde er ernst und blickte düster in die Ferne, die Augen auf einen Punkt gerichtet, den nur er allein dort sehen konnte.
»Nein, ich will sie nicht und ich werde meinen Schwur nicht brechen. In unserer Vergangenheit gibt es dunkle Stellen. Du möchtest nicht, dass die deinen bekannt werden, also gewähre mir die meinen. Zumindest noch für eine Weile.«
Er hatte recht. Wenn ich ihm nichts über meine Familie erzählen wollte, so durfte auch ich nicht verlangen, dass er mir seine Geheimnisse enthüllte. Was war es, das den dunklen Fleck auf der Seele des Andrea Luca Santorini verursachte und was hatte sein Onkel gegen ihn in der Hand?
Doch alle Fragen nutzten nichts, denn er würde es mir nicht preisgeben. Und wenn dies unsere letzte gemeinsame Nacht war, so würde ich dafür sorgen, dass er mich zumindest niemals mehr vergaß.
»So behalte deine Geheimnisse für dich, Andrea Luca Santorini. Aber merke dir eines – selbst wenn alle Ozeane dieser Welt zwischen uns liegen, wirst du niemals von mir lassen können.«
Andrea Luca hatte keine Zeit mehr, etwas zu erwidern, als ich damit begann, ihm alle Facetten meiner Ausbildung zu demonstrieren. Ich verschloss seine Lippen mit einem Kuss, bevor er zum Protest ansetzen konnte. Mit einem leisen Lachen zog er mich nahe an sich heran, nicht mehr gewillt, mich in dieser Nacht noch freizugeben.
Als ich am frühen Morgen erwachte, lag Andrea Luca noch immer an meiner Seite und ich löste mich aus seiner Umarmung, um ihn anzublicken.
Er wirkte so friedlich und entspannt, dass es mich noch mehr schmerzte, ihn ziehen zu lassen. Mein Finger berührte sanft den Rand der Wunde auf seiner nackten Brust, die sich im Schlaf regelmäßig hob und senkte, und ich betete dafür, dass es bei dieser einen Wunde bleiben würde. Aber ich konnte nicht daran glauben. Und das machte mir Angst.
Kapitel 10
A
ndrea Luca hatte mich spät an diesem Morgen verlassen und ich konnte noch immer seine letzte Umarmung und seinen letzten Kuss spüren, nachdem er schon lange gegangen war.
Nun, da ich wieder allein war, fühlte ich mich einsam und leer. Allein Edea wusste, wann ich Andrea Luca wiedersehen würde und ob es überhaupt ein Wiedersehen gab.
Ich war in meinem Elend auf dem Bett zusammengesunken und bemitleidete mich selbst, bis ich laute Stimmen aus dem Treppenhaus vernahm und erschrocken und mit klopfendem Herzen von meinem Lager aufsprang.
Eine Frau und ein Mann waren in einen Disput verstrickt. Ich konnte Marias Stimme ausmachen, glaubte jedoch nicht, dass die männliche Stimme zu Giuseppe gehörte. Es klang nicht nach einer ehelichen Auseinandersetzung.
Ich huschte zur Tür, um mehr verstehen zu können, hörte schnelle Schritte die Treppe hinaufkommen. Reflexartig sprang ich zurück, als die Tür mit einem Ruck aufgerissen wurde und Domenico Verducci den Raum betrat, dabei von einer fortwährend schimpfenden Maria verfolgt, die ihn aufzuhalten versuchte.
Gerade wollte ich den Mund öffnen, um ihn zu fragen, was dieses Eindringen zu bedeuten hatte, als er mich auch schon mit einer bestimmenden Bewegung seiner Hand zum Schweigen brachte.
»Packt Eure Sachen zusammen und schafft mir dieses zeternde Weibsstück vom Leib, Lukrezia! Die Männer des Fürsten sind auf dem Weg zu Euch.«
Ich schnappte erschrocken nach Luft und starrte den Narbenmann in stummem Entsetzen an, bis sich der erste Schrecken über seine Worte gelegt hatte. Er sah gehetzt aus, als sei er in großer Eile gewesen und schien es tatsächlich ernst zu meinen. Ich schluckte mühsam mein Misstrauen, denn zumindest wollte ich erfahren, was geschehen war, und ging zu Maria hinüber, die vollkommen außer sich war.
Nach einigen leisen Worten und einem Lächeln nickte sie und ging aus dem Zimmer, dabei weiterhin voller Argwohn ein Auge auf den Fremden werfend.
Ich drehte mich zu ihm um, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, und stemmte die Arme in die Hüften. Aus meinem Elend aufgeschreckt, war ich angriffslustig und
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