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Kurtisanen leben gefaehrlich

Kurtisanen leben gefaehrlich

Titel: Kurtisanen leben gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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scheinbar hatten dies einige Menschen mittlerweile zu ihrer liebsten Beschäftigung erkoren. Ich fühlte mich unbehaglich, unter dem beobachtenden Blick des Narbenmannes, der durch meine Kleider hindurch direkt auf meine Seele zu starren schien, ließ es mir jedoch nicht anmerken.
    »Da Ihr Euch Eurer Sache so sicher zu sein scheint, kann ich wohl wenig dagegen tun. Sagt mir wenigstens, wohin Ihr mich bringen werdet. Ich wüsste zu gerne, an welchem Ort ich Eurer Ansicht nach sicher und hilfreich sein werde. Und vor allem möchte ich wissen, wie Ihr mich einzusetzen gedenkt.«
    Ich legte soviel Sarkasmus und Gift in meine Stimme, wie ich es unter den gegebenen Umständen vermochte, und erwiderte das Starren Verduccis ungerührt. Ich hatte allerdings leise Zweifel daran, dass mein Gebaren von Erfolg gekrönt war, denn meine Lehrmeisterin hatte mich einen anderen Umgang mit Männern gelehrt, als jenen, den ich in letzter Zeit an den Tag legen musste. Ich hatte jedoch keinesfalls die Absicht, den Narbenmann in den Genuss meiner Verführungskünste kommen zu lassen.
    Die Erheiterung verschwand augenblicklich von seinen Zügen und ließ nur Düsternis darauf zurück.
    »Wohin ich Euch bringe, werdet Ihr bald schon mit eigenen Augen sehen und über Euren Zweck werde ich Euch informieren, sobald die Zeit dazu gekommen ist. Eine Frau mit Euren Talenten ist für vielerlei brauchbar, das muss ich Euch sicher nicht erklären.«
    Als ich zu einer spöttischen Antwort ansetzen wollte, blieb die Kutsche ruckartig stehen und ließ mich nach vorne rutschen. Verducci griff fluchend nach den Vorhängen und spähte hinaus. Seine Hand machte mir ein Zeichen, auf den Boden zu rutschen und warf dann einen dunklen Umhang zu mir hinüber, unter dem ich mich verbarg. Ich stöhnte in Gedanken leise auf und glitt unter die Sitzbank – mein Leben hatte sich eindeutig zu abenteuerlich für meinen Geschmack entwickelt und ein Ende war zu meinem Leidwesen bisher nicht abzusehen.
    Ich konnte nur dumpfe Stimmen und Geräusche wahrnehmen, denn es war mir nicht möglich, noch etwas zu sehen, nachdem der Narbenmann eine Klappe vor mir herabgelassen hatte. Die Kutsche schien in der Tat gut präpariert zu sein, für Zwecke wie diesen, eine Tatsache, die mich sehr stark in Versuchung führte, ein wenig mehr über Verduccis geschäftliche Tätigkeiten nachzusinnen.
    Ich versuchte, nur flach zu atmen. Die Kutschentür öffnete sich und ein Mann, der, wie ich annahm, zu den Leuten Santorinis gehörte, schnüffelte im Innenraum herum. Ich konnte die Worte Domenicos vernehmen, der ihm erzählte, dass er es sehr eilig hatte, von seiner Reise nach Hause zurückzukehren und dabei in das Lachen des anderen mit einstimmte, der einige anzügliche Bemerkungen über Verduccis angeblich wartende Geliebte machte.
    Es wurde heiß in meinem Versteck, während sich die Minuten wie Stunden zu ziehen begannen. Die Zeit schien langsam und zähflüssig wie Honig herabzutropfen und ließ meiner Fantasie jede Menge Raum für unangenehme Überlegungen. Ich fuhr zusammen, als der Fremde gegen das Holz meines Unterschlupfes klopfte und die massive Verarbeitung lobte. Es war erschütternd, wie diensteifrig die Männer waren, die die Bevölkerung Porto di Fortunas schützen sollten, wenn sie die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch erhielten.
    Nach einer halben Ewigkeit hörte ich endlich, wie sich die Tür schloss und die Pferde anzogen. Verducci war gnädig genug, das Holzbrett zu entfernen und ich kam verschwitzt und nach Luft schnappend nach oben in meine beschränkte Freiheit zurück.
    Domenico schien das Geschehen wenig beeindruckt zu haben. Er erschien mir so kalt und ruhig wie eh und je. Erst, nachdem wir ein ganzes Stück gefahren waren, bemerkte ich einen Schweißtropfen, der an seiner Wange herablief und ihm einen Anschein von Menschlichkeit verlieh.
    Er blickte mich schweigend an, während ich notdürftig den Schweiß aus meinem eigenen Gesicht wischte. Diese Geste mochte unter den gegenwärtigen Umständen unpassend wirken, doch die erste Lektion meiner Meisterin war es stets gewesen, unter allen Umständen ansehnlich zu wirken. Sie musste es wissen, hatte ihr Leben doch genug Aufregung geboten, bevor sie sich zur Ruhe setzen konnte. Mein eigenes Abenteuer wirkte im Vergleich zu der Geschichte ihres Lebens nahezu wie ein harmloses Märchen.
    Schließlich hatte Verducci genug gesehen und war offenbar dazu bereit, das Wort an mich zu richten. Er spähte erneut aus dem

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