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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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und stieg zu mir auf die Wiese hinab.
    Ungläubig betrachtete sie Alesias Meisterwerk, das ihren eigenen Sohn darstellte. Sie begab sich sogar, ohne auf die Grasflecken zu achten, auf die Knie und strich über die trockene Farbe, wischte mit einem feuchten Zeigefinger darüber, den sie dann mit einem Hauch des Entsetzens anstarrte.
    Ich konnte nicht sofort erkennen, was sie in eine solche Unruhe versetzt hatte. Als ich es schließlich sah, wich alle Wärme aus meinem Körper. Der Finger hatte sich rot verfärbt, als hätte man trockenes Blut mit Wasser gelöst.
    Mit einem erschrockenen Keuchen blickte ich in die Augen der Artista. Ernst und Besorgnis lagen in ihrem Blick. Ich konnte die Frage in meinem Herzen nicht mehr länger bezähmen, als es schnell und voll wilder Angst zu schlagen begann.
    »Ist es ... Andrea Lucas Blut?«
    In meinen Ohren rauschte mein eigenes Blut. Ich hatte zu zittern begonnen, während ich auf die Antwort der Artista wartete, die verneinend den Kopf schüttelte und die Leinwand mit einer für sie ungewöhnlichen Hast zusammenrollte.
    »Es ist nicht Andrea Lucas Blut, sorge dich nicht. Es muss Alesias Blut sein und sie dürfte zu einer solchen Tat noch nicht einmal fähig sein.«
    Sie schwieg. Ich schluckte schmerzhaft und die Erleichterung über ihre Entwarnung drohte mich zu überwältigen. Die Artista erhob sich und wischte flüchtig über die feuchten, grünlich verfärbten Stellen an ihren Knien, dann bedeutete sie mir, ihr in das Haus zu folgen.
    »Aber darüber sollten wir besser hinter diesen Mauern reden. Es wäre nicht gut, wenn fremde Ohren davon erfahren.«
    Ihre Worte brachten meinen Magen dazu, sich zu verkrampfen. Ich starrte auf die Leinwand, die Beatrice vor mir die Treppe hinauftrug. War dies der Grund für Alesias blutende Wunde? Artiste malten mit ihrem eigenen Blut?
    Die Artista ging voran und lief zielstrebig durch den Flur hindurch, bis wir zu einem der beleuchteten Salons kamen, in dem Ophélie auf ihre Herrin wartete. Doch diese schüttelte den Kopf und wies sie an, uns allein zu lassen. Die Dienerin quittierte ihre Anweisung zunächst mit einem ungläubigen Blick. Als jedoch keine Reaktion erfolgte, die sie zu bleiben hieß, begab sie sich mit stolz erhobenem Kopf aus dem Raum.
    Die Fürstin von Orsanto legte die Leinwand nieder, bevor sie das auf dem Tisch stehende Schachbrett aus dem Weg räumte und das Bild darauf ausbreitete.
    Mit einer von Angst durchtränkten Faszination beobachtete ich ihre Untersuchungen. Ihr Schleier war zurückgeschlagen und ich konnte die tiefe Falte zwischen ihren Augenbrauen erkennen, als sie schließlich von der Leinwand aufsah. Keine Frage, Beatrice Santi war sehr besorgt über das, was sie vorgefunden hatte und ihre Stimme klang dunkel.
    »Das, was Alesia hier getan hat, ist nicht das gewöhnliche Werk einer Artista. Es ist Schwarze Magie. Sie hat ihr eigenes Blut benutzt, um eine Bindung zu Andrea Luca herzustellen und Edea allein weiß, wozu sie noch fähig gewesen ist.«
    Ich schluckte schwer. Mir war stets bewusst gewesen, dass Alesias Macht zu stark für ihr Alter war, vor allem, da sie einer niederen Blutlinie entstammte. Doch Schwarze Magie hatte einen schrecklichen Beiklang, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
    Fragend sah ich Beatrice Santi an, die das Gemälde zusammenrollte und sich dann die Hände an ihrem Rock abwischte, als wolle sie sich von dem soeben berührten reinigen. Sie erschien mir für einen Moment abwesend, wie ich es bei ihr schon oft zuvor erlebt hatte. Dann kehrte sie in die Wirklichkeit zurück.
    »Ja, es gibt Artiste, die sich der dunklen Magie verschrieben haben und die ihre Macht durch ihr eigenes Blut und das Blut ihrer Opfer erzwingen. Ich hätte niemals vermutet, dass Alesia diesen Weg einschlagen könnte. Aber der Wunsch nach Macht floss wohl zu stark in ihren Adern und so hat sie die Lehren der Octavia zu ihrem Weg gemacht.«
    Sie sah für einen weiteren Augenblick in die Ferne. Als sie sich zu mir umwandte, leuchtete ein beängstigendes Licht in ihren dunklen Augen, das mir eine Gänsehaut verursachte.
    »Sie wird den Artiste Neri übergeben werden müssen.«
    Ich musste bei dieser Enthüllung ausgesprochen entgeistert gewirkt haben. Auf den Lippen der großen Artista zeigte sich ein mildes, nachsichtiges Lächeln. Ich nahm all meinen Mut zusammen, unsicher, ob ich überhaupt mehr über das Erwähnte erfahren wollte, und stellte die Frage, die sich unwillkürlich in meinem Geist gebildet

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