Kurtisanen leben gefährlich
sollte, die letzte Nacht in Freiheit mit meiner Kurtisane zu verbringen?«
Ein heißer Schrecken durchfuhr meinen Körper, als er die so bald anstehende Hochzeit erwähnte. Ich schluckte, um die Nervosität in meinem Magen zurückzudrängen. Mir wurde bewusst, was Andrea Lucas Worte bedeuteten und ich blickte ihn voller Unglauben an. Sie ließen darauf schließen, dass er mich während seiner Hochzeitszeremonie mit Delilah gegen die Schlangenprinzessin austauschen wollte. Ich entfernte mich von ihm und schüttelte fassungslos den Kopf.
»Du bist wahnsinnig, Andrea Luca! Das kann niemals gut gehen! Der Fürst wird uns beide töten!«
Zu meinem Erstaunen lächelte er nur und verschränkte die Arme vor der Brust, sah mich mit einer Herausforderung in den Augen an.
»Wird er das wirklich? Nein, Lukrezia. Du solltest gelernt haben, mir mehr Vertrauen zu schenken. Wo ist die abenteuerlustige Kurtisane, die auf einem Piratenschiff über die Meere gesegelt ist und sich einer marabeshitischen Zauberin entgegengestellt hat? Ist sie so schnell verschwunden, nachdem wir Terrano erreicht haben?«
Seine Worte waren eindeutig dazu gedacht, mich zu reizen und aus der Reserve zu locken und es gelang ihm ohne Mühe. Ich war aus der Sklaverei entkommen, mit Wüstenräubern gereist und durch das Haus einer exzentrischen Artista gewandert. Also würde ich auch jetzt nicht aufgeben und Delilah das Feld überlassen. Andrea Luca sollte seinen Willen haben.
Ich erwiderte sein Lächeln auf die gleiche Weise und trat näher an den Terrano heran, der mich abwartend anblickte. Bedächtig näherte ich mich ihm und ließ dann meine Hände über seine Brust wandern, bis ich meine Arme um seinen Hals gelegt hatte. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von dem herausfordernden Abwarten zu gespannter Erwartung, und seine Hände glitten zu meiner Taille herab.
»Nun gut, Signore Santorini. Ihr sollt Euren Willen bekommen, wenn Ihr es wünscht. Doch Ihr seid gekommen, um Eurer Kurtisane Lebewohl zu sagen. Und so werde ich diesen Abschied gebührend mit Euch feiern, bevor wir uns niemals mehr in Freiheit wiedersehen werden.«
Melancholie lag in Andrea Lucas Augen, ebenso wie in meiner Stimme, als ich zu ihm sprach, wie ich es oft getan hatte, als unser Leben noch in anderen Bahnen verlief. Uns beiden war bewusst, dass sich von nun an alles verändern würde. Vielleicht war es besser so. Die vergangenen Wochen waren nicht an uns vorübergegangen, ohne Spuren zu hinterlassen. Unser Schicksal hatte sich verändert. Nichts konnte bleiben, wie es war.
Aber an diesem Abend würde es ein letztes Mal so sein wie damals, als Andrea Luca in der Nacht über meine Terrasse in mein Haus geklettert war. Und sei es nur gewesen, um meinen Schlaf zu bewachen und unbemerkt zu gehen, bevor die Morgensonne der Welt das Licht des neuen Tages schenkte.
Mit einem leisen Seufzen schüttelte ich die trüben Gedanken ab und schmiegte mich an Andrea Lucas muskulösen Oberkörper, der sich an meiner Brust schneller zu heben und zu senken begonnen hatte. Verlangen leuchtete in seinen unergründlich tiefen Augen auf und ließ sie noch dunkler wirken. Nach einer schnellen Bewegung seines Körpers fand ich mich auf seinen Armen wieder. Ich küsste die Lippen des Terrano, bevor er mich sanft auf dem weichen Bett ablegte und ich ihn zu mir herabzog, um den Abschied einer Kurtisane von ihrem Geliebten zu feiern.
Als ich im grauen Licht des neu anbrechenden Morgens erwachte, war Andrea Luca bereits verschwunden. Der Duft einer dunkelroten Rose, die neben mir auf dem Kissen lag, erfüllte den Raum mit Erinnerungen an die Zeit, die wir miteinander verbracht hatten.
Erschöpft blickte ich durch das Zimmer und streifte dabei das noch immer bereitstehende, geleerte Tablett auf seinem Tischchen. Abgelenkt spielte ich mit dem Stiel der Rose und versuchte, die in mir aufsteigende Nervosität zu unterdrücken.
Die Hochzeit würde in den frühen Mittagsstunden stattfinden. Es blieb also nicht mehr viel Zeit, bevor ich das weiße Kleid anlegen musste, um einem ungewissen Schicksal entgegenzusehen. Nur noch wenige Stunden, bevor ich erneut Delilah und Pascale Santorini gegenüberstand. Teil eines Planes, in den ich nicht eingeweiht war und von dem ich keine Details kannte.
Wütend verwünschte ich die Geheimnistuerei von Beatrice Santi und ihrem einzigen Sohn, fluchte mehr als einmal darüber, dass diese Familie so überaus schweigsam war. Ich würde kaum die Flucht antreten, selbst
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