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Kurtisanen leben gefährlich

Kurtisanen leben gefährlich

Titel: Kurtisanen leben gefährlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Natascha Weber
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das bewährte Versteck der Kurtisanen zurückgreifen – mein prall sitzendes Dekolleté, in dem der Dolch kaum auffallen würde.
    Schließlich, nach einiger harter Arbeit, stand ich in all meiner Pracht vor dem Spiegel mit dem goldenen Rahmen. Ich erblickte mich selbst in dem weißen Kleid einer Braut.
    Beinahe fremd erschien ich mir, als ich mich drehte und wendete, mich aus allen Positionen heraus besah. Antonia hatte gute Arbeit geleistet und mich in ein Wesen von nahezu ätherischer Schönheit verwandelt, das bei jeder Bewegung schimmerte wie eine Erscheinung. Das Kleid passte perfekt und schmiegte sich an meine Figur, als sei es mit meiner Haut verwachsen.
    Erst jetzt, da ich es trug, fiel mir auf, dass es den Schnitt eines typischen Artista Kleides mit dem Schnitt vereinte, der von Kurtisanen bevorzugt wurde. Es ließ meine Schultern frei, obgleich die Ärmel glockig und lang über eine an den Gelenken geschnürte Bluse fielen, wie es bei den Artiste üblich war.
    Es war eine erstaunliche Arbeit, der kein anderes Kleid gleichkommen konnte. Ich lächelte grimmig über Beatrice Santi, deren Finger ich bei dem Entwurf dazu im Spiel vermutete.
    Fragend schaute ich zu Antonia hinüber, die ihr Werk mit einiger Zufriedenheit betrachtete. Sie zuckte in einer hilflosen Geste die Schultern und sah mich betreten an. Offenbar war auch das Mädchen nicht in den weiteren Verlauf eingeweiht, war nun ein eben solches Opfer der Geschehnisse wie ich selbst.
    Mit einem resignierten Seufzer ließ ich mich auf dem Bett nieder. Kein leichtes Unterfangen unter den gegenwärtigen Umständen. Antonia folgte meinem Beispiel und setzte sich in einer ähnlichen Position auf einen Stuhl. Es blieb uns nur abzuwarten, bis irgendjemand die Güte besaß, uns zumindest eine kleine Information zukommen zu lassen, was als Nächstes geschehen sollte.
    Es dauerte nicht allzu lange, bis sich die Tür zu den mir zugewiesenen Gemächern endlich öffnete und keine Geringere als Beatrice Santi selbst den Raum betrat. Sofort erhob sich Antonia von ihrem Platz und ihr Gesicht nahm eine rötliche Farbe an. Sie verneigte sich höflich vor der Fürstin. Ich tat es ihr nach und erhob mich ebenfalls, verheimlichte dabei allerdings nicht, dass ich des Wartens müde war.
    Die Artista entließ Antonia mit einem knappen Nicken, betrachtete mich dann für eine Weile schweigend. Ich drehte mich ironisch im Kreise, um ihr diese fordernde Aufgabe zu erleichtern. Es mochte nicht klug sein, diese Frau zu reizen, doch ich war selbst zu angespannt und zu nervös, um alles klaglos zu erdulden.
    Wenn es die Fürstin störte, so ließ sie es sich nicht anmerken. Sie förderte ein kleines, hölzernes Kästchen zutage, das auf Schmuck als Inhalt schließen ließ. Ich beobachtete sie neugierig, während sie den Deckel anhob und mich auf den weißen Samt in seinem Inneren blicken ließ.
    Ein diamantener Schwan an einer goldenen Kette lag darin. Ebenso wie passende Ohrringe, die im Licht des Morgens aufleuchteten und in zu vielen Farben schimmerten, um sie vollkommen erfassen zu können. Ich erkannte das Zeichen als das, was es darstellte: das Symbol der Santi und somit das einzige Wappen, das auf meinem Kleid fehlte.
    Die Artista nahm die feine Kette aus dem Kästchen und stellte es auf der nahen Kommode ab, an der Antonia mich zuvor hergerichtet hatte. Für einen Augenblick sah sie abwesend auf den glitzernden Schwan. Die Lichter der Steine fingen sich auf ihrem Gesicht und tanzten darüber. Dann richtete sie ihre kühlen Augen auf mich und brach das Schweigen.
    »Diesen Schwan trug ich damals, als ich Sante Santorini zum ersten Mal auf dem Ball seines Vaters begegnete. Es ist nur angemessen, dass du ihn auf der Hochzeit meines Sohnes, der aus unserer Verbindung entsprungen ist, tragen sollst, Ginevra. Möge er dir mehr Glück bringen, als er mir gebracht hat.«
    Mit diesen Worten trat sie an mich heran und legte mir die Kette um den Hals. Sie fühlte sich kalt an, als sei der Schwan aus purem Eis, anstelle von edlen Diamanten. Ich fasste unwillkürlich danach, als die Artista von mir wegtrat, und neigte dankend meinen Kopf.
    »Ich danke Euch, Signora Santi.«
    Die Artista lachte auf und schenkte mir einen rätselhaften Blick aus den dunklen Augen, die sie ihrem Sohn so ähnlich machten.
    »Danke mir nicht, Ginevra. Noch nicht. Denn wenn du meinen Sohn jemals unglücklich machen solltest, wirst du es bereuen.«
    Die Drohung in ihrer Stimme lag schwer in der Luft und ließ sie

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