Kussfest
heraus. Die meisten Leute hätten ihn nicht auf der Straße erkannt, selbst wenn ihnen sein Name geläufig war.
Er hatte Häuser auf der ganzen Welt, aber am wohlsten fühlte er sich auf seinem Gestüt in Virginia, nicht weit von seinem Cousin Nick entfernt, der die Liebe zu Pferden in ihm geweckt hatte. In das Farmhaus zog er sich von seinem hektischen Leben zurück, dort war seine Privatsphäre geschützt durch Kameras, eine Alarmanlage, die er selbst entwickelt hatte, und so viel Sicherheitspersonal, dass es für das Weiße Haus gereicht hätte.
Er galt als exzentrisch und egoistisch, aber es war Max schon immer egal gewesen, was die Leute über ihn dachten. Er lebte nach seinen eigenen Regeln, vor allem, wenn es um Frauen ging. Er mochte keine Verwicklungen. Eine feste Bindung klang in seinen Ohren wie ein Fluch, und er ergriff die Flucht, sobald eine Frau das Wort »Heirat« auch nur in den Mund nahm. Dieses Verhalten hatte ihm den Ruf eines Schwerenöters eingebracht. Er war allerdings ausgesprochen großzügig und bemühte sich, seine Frauengeschichten im Guten zu beenden, und so wurden aus einstigen Affären oft gute Freundschaften. Das galt auch für seine Exfrau Bunny, die mit seiner Hilfe eine neue Bade- und Körperpflegeserie auf den Markt gebracht hatte, die bereits heftig mit Marken wie Crabtree & Evelyn konkurrierte. Max gefiel der Gedanke, dass die Frauen einen Gewinn aus seiner Bekanntschaft zogen, denn er hatte seinerseits das Gefühl, ein besserer Mensch zu sein, weil er ihnen begegnet war.
»Wo wir gerade bei Frauen sind«, sagte Max nach einer Weile. »Ich möchte alles über Jamie Swift wissen. Guck doch mal, ob du auch ein Foto von ihr findest.«
»Was soll das denn heißen, mal gucken, ob ich ein Foto von ihr finde? Natürlich finde ich ein Foto. Ich kriege jederzeit alles über jede beliebige Person raus, sogar, wo die Leute ihre Wäsche kaufen.«
Als Max angehalten und getankt hatte, hatte Muffin ein vollständiges Dossier über Jamie Swift ausgedruckt, inklusive aktuellem Foto. »Nicht schlecht«, sagte er. »Du weißt ja, dass ich auf Blondinen stehe.«
Muffin schnaubte. »Ganz zu schweigen von Brünetten und Rothaarigen. Aber die hier kannst du vergessen, alter Casanova. Sie ist mit einem gewissen Phillip Ravenal Standish verlobt, einem renommierten Steueranwalt und dem begehrtesten Junggesellen von Beaumont, South Carolina.
»Was willst du damit sagen?«
»Finger weg. Du fährst nach Beaumont, weil deine Schwester dich braucht.«
Max lächelte. »Deedee braucht mehr Hilfe, als ich ihr geben kann. Und übrigens ist ja wohl nichts dagegen einzuwenden, dass ich mal meine Investition in die
Beaumont Gazette
überprüfe, wenn ich schon in der Stadt bin. Und die Freude habe, Miss Swift kennen zu lernen. Schließlich bin ich ihr Teilhaber.«
»Stiller Teilhaber. Vergiss das nicht. Und wenn sie rauskriegt, dass Deedee dich gebeten hat, ihr finanziell unter die Arme zu greifen …«
»Das kriegt sie doch gar nicht raus.«
»Die Frau ist doch nicht blöd, Max. Sobald sie erfährt, dass du Deedees Bruder bist, wird sie eins und eins zusammenzählen. Sie ist zwar gut mit Deedee befreundet, aber ich gehe jede Wette ein, dass sie über ihre finanziellen Probleme nur ungern redet. Sie kämpft schon seit Jahren ums Überleben der Zeitung.«
»Sie hat einen Investor gesucht, und ich mag das Zeitungsgeschäft irgendwie. Schließlich bin ich in der Zeitung meines Cousins beinahe aufgewachsen. Es gibt so gut wie nichts, was ich über das Geschäft nicht weiß.«
»Vergiss bloß nicht, warum wir in erster Linie nach Beaumont fahren«, sagte Muffin. »Hört sich an, als hätte Frankie echt Probleme.«
»Ich kann das immer noch nicht fassen«, sagte Max. »Wer hätte das gedacht, dass mein Schwager als Bürgermeister kandidiert?«
»Er ist nicht der erste Wrestler, der in die Politik geht.«
»Ich frage mich, ob die Leute ihn immer noch ›Frankie the Assassin‹ nennen.«
»Er hat bestimmt immer noch Fans, obwohl er längst nicht mehr kämpft. Übrigens, Deedee scheint nicht gerade begeistert zu sein, dass er sich in die politische Arena begibt. Ihre letzte E-Mail klang nicht gut.«
»Ach, du weißt doch auch, dass Deedee zwar sehr süß ist, aber ihr Leben eigentlich nur aus Krisen besteht. Genau wie bei unserer Mutter«, fügte er hinzu.
»Das klingt, als würdest du deine Schwester nicht besonders mögen.«
»Oh, ich liebe sie heiß und innig, obwohl wir nie viel gemeinsam hatten. Sie
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