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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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der Radikalisierung aus Ohnmacht, vor der Beantwortung der Frage, ob man auf die auf ewig einbetonierten Träger der Macht (Pete Seeger: ›Our Leaders Are The Finest Men, And We Elect Them Again And Again …‹ ) ›Scheißen oder schießen‹ (Parole der Zeit) solle, schieden sich damals, wie man sich vorstellen kann, die Geister: Die einen schossen (Spartacus, Thomas Müntzer, Baader-Meinhof), die anderen zogen sich in die innere Emigration zurück, d.h. ihnen wurde alles wurscht, weil man eh nichts … usw. (der schimpfend-traurige Rest der sog. 68er Generation).
    Ein paar Kreativlinge standen stets in der Mitte. Sie wollten beides, wußten aber nicht so recht wie – das wurden die ›Liedermacher‹: Slogans und Parolen in Töne gegossen, recht radikal, in Platten gepreßt, in die Hitparaden manipuliert … und vom Dach des Rolls Royce aus kräftig ›Protest!‹ geschrien.
    Wagner unterscheidet sich in nichts von seinen Zunftkollegen, schwankend wie die Trends, orientiert wie es das jeweilige Publikum gerade verlangt, gierig nach Erfolg – vergessend die Ideale der ersten Jahre. Irgendwann war er Trendsetter, meist aber segelte er im guten Wind der Risikolosigkeit, erst kommt das Fressen, dann die Moral. Für Richard Wagner konkret: Erst kommen die Ideale, damit die Mißerfolge, dann die Trendwende, die ersten vollen Häuser. Fanclubs fordern die künstlerische Stagnation, bringen aber finanziellen Erfolg – man hätte dann wegen der in Dresden bis 1849 so elanvoll begonnenen Agitation ja weitersehen können – tat es aber nicht.
    Auch ein Titel wie ›Ausgerechnet der Heller‹ kann nicht entschuldigen, daß Schnulzen der Inhalt des Albums sind, auch Konstantin Weckers erste Alben sind, aus oben genannter Sicht ja eher zu vergessen – man kann also Richard Wagner aus dem lauen Geplätscher seiner ›Feen‹ gar nicht allzuviele Vorwürfe machen (vgl. auch Pete Seeger’s ›Kisses Sweeter Than Wine‹ auf der Erstlings-LP mit dem späteren Meister des ›We Shall Overcome‹!). Schon in Wagners zweites Opus, in das ›Liebesverbot‹, wie ›Tommy‹ oder ›Jesus Christ Superstar‹ eine Arbeit mit eigentlich doch ziemlich durchgezogener Handlung, schleichen sich Ahnungen der möglichen Pranke, schleichen sich provokante, fast aufrührerische Textstellen (›Ob einer steh’, ob einer falle: Macht euch von Narrenketten frei!‹). Leider hat Wagner schon damals mit einem Auge Richtung Subventionsgeber geschielt, als hätte er die Absicht, riesige Feuerwerke mit vielfachem Millionenaufwand, egal welcher Währung, abzuführen – denn das: ›Der König soll willkommen sein! In Freud’ und Jubel zieh er ein!‹ des Finales ist ein deutliches Einlenken, ein deutliches Zurücknehmen – es fehlt ihm einfach die letzte Konsequenz engagierter Liedermacher: Ein Schritt vor – einer zurück, ein notwendiger, von ihm sehr richtig als solcher erkannter Aufschrei – und gleich die Entschuldigung für den eigenen Mut. Es ist, als würde Sigi Maron mit ›i bin da hausmasta und es saugfrasta schleichts eich aus da wiesn‹ (vgl. auch die inhaltliche Parallele zum Lust-, Spiel-, Freude- und ›Liebesverbot‹!) beginnen, derselbe Hausmeister am Ende des Songs die lieben Kleinen aber zum fröhlichen Treiben in den Rasen bitten!
    Wenn Richard Wagner als Liedermacher einmal Konsequenz nachgewiesen werden kann, dann zum Ärger großer Teile des engagierten Publikums für die falsche Seite, wir werden dieses Phänomen leider öfters nachweisen müssen. Zum ersten Mal treffen wir im ›Lohengrin‹ auf dieses Engagement für eine für viele verfehlte Sache: Zu psychedelischer Musik à la ›Sgt. Pepper‹ oder ›Their Satanic Majesties Request‹ in teilweise recht harten, eindeutigen Texten weist er den Frauen den ihnen nach seiner damaligen Ansicht zukommenden Platz an (wir müssen da bei Wagner höllisch aufpassen, ja und nein, pro und contra folgen einander mitunter so dicht, daß sie sich gegenseitig regelrecht überlagern, das music-business war nun einmal eines der schnellebigsten …): Erstmals eine klare Position einnehmend, erstmals diese konsequent durchziehend schleudert er den Frauen, damals natürlich noch keine relevante, berücksichtigungswürdige Käuferschicht, sein unmißverständliches ›Kusch!‹ entgegen – die Single-Auskoppelung ›Nie sollst du mich befragen‹ ist in Macho-Kreisen heute noch ein Hit; und die Verdichtung des Liedes ›Einsam in trüben Tagen‹ der zu Hause weinend wartenden

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