L.A. Woman
weißt, dass ich dich liebe.“
„Ich weiß, Sarah“, antwortete er. „Lass uns nächste Woche telefonieren.“
Er legte auf.
Sie starrte den Hörer so lange an, bis ein lästiges Piepsen erklang, und drückte dann den Aus-Schalter.
Martika lag nackt auf dem Rücken, fühlte das Streicheln seiner Finger und war wahrhaft und vollständig gelangweilt.
„Woran denkst du?“ fragte er, und seine Augen waren weit geöffnet und neugierig.
Sie sah ihn an. „Das fragt normalerweise die Frau.“
„Du bist so geheimnisvoll“, antwortete er und dachte bestimmt, er mache ihr damit ein Kompliment. Dabei würde es ja schon helfen, wenn er wenigstens aufhören würde, sie wie ein mittelalterlicher Minnesänger anzuschmachten. „Ich frage mich immerzu, was du denkst.“
Ich denke, warum zum Teufel ich noch hier bin!
Sie war bei … Andre. Sein Name ist Andre, rief sie sich ins Gedächtnis und betrachtete sein blondes Haar, das ihm, wie jetzt, oft über die Augen fiel. Anfangs hatte sie das entzückt. Doch jetzt zuckten ihre Finger, weil sie am liebsten eine Schere geholt hätte. Wie auch immer, seit fünf Monaten war sie mit diesem Mann zusammen, und seit einiger Zeit begann er, sie zu bedrängen, nach dem Motto ‚wohin führt uns das?‘ und deutete Dinge an wie ‚feste Partnerschaft‘. Sie glaubte, dass er etwa zwei Jahre jünger war als sie, chronologisch gesehen, etwa fünf Jahre jünger gefühlsmäßig, und ungefähr fünfzig Jahre älter wenn es um Dinge ging wie Hochzeiten. Sie versuchte, nicht mit den Augen zu rollen.
„Also, woran denkst du?“ drängelte er.
Sie seufzte. „Ich denke daran, dass ich gerne in einen Club gehen würde. Ins Sunset.“
Er runzelte die Stirn. „Du bist doch diese Woche schon drei Nächte lang unterwegs gewesen. Ich dachte, wir könnten heute mal zu Hause bleiben.“ Er grinste, und auf seinen Wangen bildeten sich tiefe Grübchen. „Im Bett.“
Das langweilte sie auch schon … und sich im Bett zu langweilen bedeutete, am besten schnell zu verschwinden, durch die Hintertür. „Ich habe aber wirklich Lust auszugehen.“
Er sah sie finster an. „Schön.“
Sie wurde wütend. „Du brauchst nicht gleich zu schmollen.“
„Du kannst manchmal ein derartiges Miststück sein, Martika.“
Sie streifte den leichten schwarzen Seidenmorgenrock über. „Nicht nur manchmal“, stimmte sie ihm zu, langte nach ihren Zigaretten und steuerte auf den Balkon zu. Sie war erst zwei Schritte in die Richtung gegangen, als sie das schrille Klingeln ihres Handys hörte. Schnell schnappte sie es und schloss die Glastür hinter sich, bevor sie den Antwort-Knopf drückte. „Ich bin’s. Und wer bist du?“
„Sind wir heute Trink-Kumpel?“
Sie grinste, lehnte sich zurück, klopfte eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie zwischen die Lippen. Es roch nach Regen … und sah auch danach aus. Dicke Tropfen klatschten auf den Gehsteig. Sie hoffte, dass es ein Gewitter geben würde. „Taylor, du bist mein Retter. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste mir erst mein eigenes Bein abbeißen, bevor ich aus dieser Falle raus komme.“
„Oh, Tika“, sagte er, in seiner Stimme schwang ein klein wenig Missbilligung mit. „Wir sind also schon wieder so weit?“
„Wenn du meinst, ob ich bereit bin, wieder mal zu gehen: Ja, den Punkt haben wir erreicht und sogar schon überschritten.“
„Verdammt. Er hat so einen herrlichen Körper.“
„Ich weiß.“ Sie zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. „Zu schade, dass er nicht stumm ist. Obwohl, selbst dann könnte ich diese seelenvollen Blicke nicht mehr länger ertragen.“
Sie blickte über ihre Schulter durch die Glastür. Andre saß noch immer auf dem Bett, nackt, beleidigt.
„Also. Wann geht’s los?“
„Ich habe noch keine konkrete Abflugzeit, Taylor … aber bald. Ich habe das Gefühl, dass es sehr bald losgehen wird.“ Sie zog noch einmal an ihrer Zigarette. „Mist. Ich hasse es umzuziehen.“
„Bei jemandem, der das so oft tut wie du, klingt das merkwürdig“, kommentierte Taylor trocken. „Du bist eine Nomadin. Vielleicht solltest du mal mit jemandem zusammenleben, mit dem du nicht ins Bett gehst.“
„Ich
habe
bereits mit Leuten zusammengewohnt, mit denen ich nicht geschlafen habe.“
„Deine Familie zählt nicht, Schätzchen, und vor wie vielen Jahren war das gleich?“
„Touché.“ Daran hatte sie nicht mehr gedacht. „Aber es gab da einen Kerl … wie hieß er doch gleich?
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