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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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sein.
    Jenna war außer sich vor Wut. Wild hämmerte sie mit den Fäusten gegen die nackten weißen Wände. So glatt und makellos wie sie auch waren, bald schon bluteten Jennas Knöchel und hinterließen rote Schlieren auf der makellosen Fläche.
    Sie war gefangen, aber schlimmer noch, allein. Wo war Jeb? Der Junge, der sich in dieser kurzen Zeit so tief in ihr Herz geschlichen hatte, dass es sich anfühlte, als müsste sie ihn schon viel länger kennen. Jeb, der sein Leben riskiert hatte, um sie in der ersten Welt zu retten. Jeb, den sie brauchte und ohne dessen schiefes Lächeln sie nicht mehr leben wollte.
    »Warum tut ihr mir das an?«, brüllte sie in die weiße Leere des Raumes. »Habe ich nicht schon genug gelitten, ihr verdammten Arschlöcher? Macht es euch Spaß zuzusehen, wie ich noch mehr leide?«
    Ihr Gesicht glühte vor Zorn. Sie trat zwei Schritte zurück und warf sich mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen die Wand. Noch mal und noch mal. Sie rief Jebs Namen, doch nur die Stille schrie zurück.
    Erschöpft und atemlos vor Wut ließ sie sich zu Boden sinken und weinte. Blöderweise verschluckte sie sich an ihren eigenen Tränen und fing an zu husten. Das brachte sie wieder zur Besinnung und sie versuchte, ihre Situation zu beurteilen.
    Sie war eingesperrt und musste raus, um Jeb zu suchen. Wer auch immer dafür gesorgt hatte, dass sie hier gelandet war, wollte sie sicher nicht in einem nackten Raum verhungern oder verdursten lassen. Das ergab keinen Sinn. Ihren Tod, den Tod aller hätte er schon früher haben können. Oder, wenn dieser Jemand die Tore einfach hätte verschwinden lassen, dann wäre keiner von ihnen je lebend in der nächsten Welt gelandet. Nein, nein, nein, dies alles diente nicht dazu, sie alle einfach zu töten, so viel war Jenna klar. Das wäre zu simpel.
    Fuck you, dachte sie. Wer immer sich diesen höllischen Spaß ausgedacht hatte, sie würde sich nicht unterkriegen lassen.
    Ich komme aus diesem Raum raus, finde Jeb, auch wenn es das Letzte ist, was ich tue.
    Die blinde Wut war verflogen, hatte einem berechnenden Zorn Platz gemacht, der Jenna half, sich zu konzentrieren.
    Such den Raum ab, irgendwo gibt es einen versteckten Mechanismus, der eine nicht sichtbare Tür öffnet.
    Sie klammerte sich an dem Gedanken fest, dass es hier und jetzt nicht vorbei sein konnte. Etwas anderes ergab keinen Sinn, es musste weitergehen, sie musste weiterkämpfen. Darauf allein kam es jetzt an: dass sie nicht aufgab. Vielleicht hatte sie etwas übersehen. Zuversicht keimte in ihr auf und sie blickte sich noch einmal aufs Neue um.
    Dann wurde es plötzlich vollkommen dunkel.
    Mary kauerte in der äußersten Ecke des Raumes, so weit wie möglich entfernt von der Tür, die einen Spalt offen stand, durch den ein Lichtschein in das finstere Zimmer fiel.
    Alle Empfindungen, all ihr Denken war fortgespült, davongetragen von der Angst, IHM ausgeliefert zu sein.
    Irgendwo da draußen war er. Sie konnte seine Schritte hören.
    Die Tür würde sich etwas weiter öffnen, nicht ganz, nein, das nicht. Sein lang gezogener Schatten würde sich über den Boden ausbreiten und mit der Dunkelheit des Zimmers verschmelzen.
    Ihre Mutter ahnte von alldem nichts, oder wollte sie nicht wissen, was nachts in diesem Zimmer geschah?
    »Du bist eine verwöhnte Göre, die nicht weiß, was sich gehört«, schimpfte sie oft. »Immer muss man dir alles hinterhertragen, weil du zu faul bist.«
    Aber das stimmte nicht, ihr Vater nahm ihr, ohne zu fragen, alles ab. Immer war er zur Stelle, trug ihr den Schulranzen, hob ihre Bücher auf, wenn sie auf den Boden fielen, so als wolle er wiedergutmachen, was er in der Nacht zuvor verbrochen hatte.
    All die Bilder und Erinnerungen, von denen sie gehofft hatte, sie könne sie vergessen oder verdrängen, waren mit einem Schlag zurück. Alles war weg. An nichts sonst konnte sie sich aus ihrem früheren Leben erinnern, nur daran.
    Plötzlich stoppten die Schritte. Doch er kam nicht herein. Dafür hörte Mary etwas anderes. Ein leises Schluchzen. Ganz schwach, als hätte die Angst, die darin lag, keine Flügel.
    »Papa, bitte nicht. Bitte.«
    Mary begann, unkontrolliert zu zittern. David. Das war seine Stimme. Ihr Körper bäumte sich auf, sie zuckte zusammen, als stünde sie unter Strom. Ein Würgen stieg ihr in den Hals und der Ekel, den sie empfand, erbrach sich auf den nackten Boden. Sie keuchte, bitterer Speichel rann aus ihrem Mundwinkel. Hinter ihren geschlossenen Lidern tanzten blutrote

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