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Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)

Titel: Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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schwarzem Basalt. Eiserne Tore verschlossen die Zugänge, hohe Mauern verwehrten einen Blick in die dazugehörigen Gärten.
    Rastafan streifte die Gebäude mit flüchtigem Blick. »Nimm den Weg, der zwischen den beiden Tempeln am Königsplatz hindurchführt, dann biegst du hinter dem schwarzen Mondtempel ab und gelangst so in das Marktviertel. Dort fragst du nach dem Haus von Orchan. Jeder kennt es.« Das waren die Worte seiner Mutter gewesen. Rastafan wusste nicht, dass ein Sonnenpriester niemals das Marktviertel aufgesucht hätte. Er wurde von erstaunten Augen verfolgt.
    Rastafan schlenderte an dem wuchtigen Bau vorbei und bemerkte, dass sich vor dem Tor eine Gruppe Männer aufhielt, die ebensolche schwarzsilberne Gewänder trugen wie der Mann, dem er vorhin begegnet war. Das musste ein Mondpriester gewesen sein. Hoffentlich hatte dieser keinen Verdacht geschöpft.
    Rastafan gelangte jetzt in schmalere Straßen, in denen es Geschäfte und Marktstände gab. Hier geriet er zum ersten Mal in Schwierigkeiten. Das Gewühl auf den Straßen war zu groß, um einer Berührung zu entgehen. Als die Menschen seiner ansichtig wurden, versuchten sie, ihm auszuweichen, aber der Platz zwischen den Ständen war zu eng. Sie drängten sich zwischen die aufgestellten Tische und warfen dabei Krüge und Kisten um. Die Händler starrten ungläubig auf den rot Gewandeten mit der prächtigen Kette, die jedermann als das Symbol Achays erkannte. Rastafan erregte Aufsehen und Furcht, aber niemand trat ihm entgegen. Auch wenn ein Sonnenpriester seltsame Dinge tat, beispielsweise einen Markt aufsuchte, so wagte es doch niemand, sein Tun zu hinterfragen.
    Rastafan spürte selbst, wie unangebracht seine Anwesenheit hier war, deshalb trat er auf den nächstbesten Gemüsehändler zu und fragte ihn barsch: »Wo finde ich das Haus von Orchan, dem Kaufmann?«
    Der Mann war einem Herzanfall nahe, als der Sonnenpriester ihn ansprach. Zitternd wies er auf ein schmales, zweistöckiges Haus, vor dem in einem kleinen Vorgarten eine Sykomore stand. »Es ist gleich da drüben, Erhabener«, hauchte er.
    Rastafan nickte kurz und wandte sich zum Gehen.
    »Der Erhabene will zu Orchan. Macht ihm Platz, ihr lieben Leute!«, brüllte der Händler beflissen. Daher gelang es Rastafan, beinahe ohne Tuchfühlung mit dem niederen Volk, das Haus zu erreichen. Als er vor der Tür stand, eilte der Hausherr, von seinen aufgeregten Dienern benachrichtigt, ihm bereits entgegen. Ein kleiner, dicker Mann, in Samt und Seide gekleidet, dem der Schweiß vom halb kahlen Schädel lief. Er verneigte sich so tief, dass seine Nase fast den Boden berührte.
    »Erhabener«, stammelte er, »in eigener Person begebt Ihr Euch zu Orchan, dem Geringsten unter Margans Bürgern? Das muss ein Versehen sein. Wer bin ich, dass ich Eure Aufmerksamkeit auf mich …«
    »Schweig!«, bellte Rastafan ihn an. Sein Magen drohte zu revoltieren angesichts dieses Schleimbeutels, der das Einkommen eines Dorfes an seinem vollgefressenen Leibe trug. Wie wundervoll musste es sein, ihm das wertlose Leben aus dem Hals zu pressen, aber deshalb war er nicht hier. »Geh voran, ich möchte mich nicht länger vom Pöbel begaffen lassen.«
    Unter vielen Verbeugungen lief Orchan voraus. Neugierige Diener, die mit weit aufgerissenen Augen im Weg standen, scheuchte er fluchend zur Seite. »Meine Behausung ist zu kümmerlich für Eure Erhabenheit«, jammerte er, als er Rastafan in einen prachtvoll eingerichteten Raum führte, dabei schielte er neugierig auf den riesigen Rubin an Rastafans Kette.
    Rastafan schloss die Tür hinter sich mit einem Fußtritt, sodass sie krachend ins Schloss fiel. »Schluss mit den Possen!« Er riss sich die Kapuze vom Kopf und ließ sich in die Kissen eines Diwans fallen. »Ich bin kein Sonnenpriester. Mich schickt Mama Zira.«
    Wenn jemand sich blitzschnell und ganz ohne Zauberei in einen völlig anderen Menschen verwandeln konnte, so geschah dies gerade eben vor Rastafans Augen. Orchans Blässe wich einer freudigen Röte, seine kleine, dicke Gestalt straffte sich, das Kinn reckte sich nach vorn, Blick und Ton wurden geschäftsmäßig. »Mama Zira? Beim siebenfach Geschwänzten! Du hast mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Was hat sie denn diesmal ausgeheckt? Einen ihrer Berglöwen in einen Sonnenpriesterrock zu stecken, das ist – heiliger Knochenfresser! Es ist einfach Wahnsinn!«
    Rastafan beugte sich etwas nach vorn, und es kam Orchan nicht ohne Grund wie eine Drohung vor. »Hör

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