Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
einer Schlange zusammen kauern.
Dann war plötzlich der Bann gebrochen. Lagon konnte sich wieder bewegen. Dorrok war stehen geblieben und starrte entgeistert auf seine Hand, die er immer noch in Lagons Richtung ausgestreckt hatte.
Lagon wusste zuerst nicht, was das zu bedeuten hatte, d och dann spürte er den starken A nstieg von Magie in der Luft, die sich mehr und mehr um Dorrok herum materialisierte.
„Ach, so ist das also“, knurrte Dorrok, „ich habe eine Entschuldigung dafür, dass ich hier nicht körperlich erscheinen kann. Aber hast du auch eine dafür, dass du unsichtbar ist, Wrador?“
Zuerst herrschte Stille.
Doch dann, lauter und gebieterischer, als es Lagon oder seine Gefährten es jemals gehört hatte n , hallte die Stimme von Wrador dem Weisen, dem Anführer der Liewanen durch die Silberhalle:
„ DORROK !“, polterte er, „ endlich habe ich dich aufgespürt. Und diesmal werde ich dich nicht entkommen lassen!“
„Wrador“, knurrte Dorrok, „ich habe nicht damit gerechnet, dass wir uns so früh begegnen würden.“
Er hob die Hand, die Wrador irgendwie gefesselt hatte. Für einen Moment war eine Art grünes Seil zu sehen, dass sich um Dorroks Handgelenk wand, bevor es sich auflöste und Dorrok wieder frei war.
„Einen Moment noch. Ich brauche nur noch eine Kleinigkeit von unserem Freund Lagon, dann bin ich für dich bereit.“
„Du wirst Lagon nicht anrühren! Das werde ich nicht zulassen!“
„Wieso? Ist dir das Werkzeug für deinen Feldzug gegen mich so wichtig, dass du ihn immer noch beschützen willst? Obwohl es keine Hoffnung gibt, dass du es noch benutzen kannst?“
„Wieso Werkzeug?“, fragte Lagon. „W ieso bin ich ein Teil des Feldzugs gegen Dorrok?“
„Ach, hast du es ihm nie erzählt, warum du immer solchen Wert auf seinen Schutz gelegt hast? Und warum du einen deiner besten Liewanen eingesetzt hast, um ihn und seine Schwester in diesem jämmerlichen Kalheim zu beschützen und auszubilden? Und warum sie damals wirklich von ihren Eltern weggeholt wurden? Soll ich ihm die Geschichte erzählen?“
„Nein!“ , rief Wrador , „ Das werde ich tun. Das hätte ich schon vor Jahren tun sollen.“
„Was hat das zu bedeuten?“ , fragte Lagon.
Wrador schwieg einen Moment.
Und auch wenn Lagon ihn nicht sehen konnte, meinte er sein altes, nachdenkliches Gesicht wahrnehmen zu können.
Und schließlich begann er, zu erzählen.
„Du weißt ja, Lagon, warum man mir den Titel des großen Helden und Retters von Lagrosiea gege be n hat. Was aber außer mir und einigen wenigen anderen niemand weiß ist, dass ich es war, der Dorrok auf Lagrosiea losgelassen hat.“
„Das stimmt“, gab Dorrok zu, „und auch wenn du mir später immer ein Dorn im Auge warst, rechne ich es dir hoch an, dass du es warst, der mich aus meinem Exil befreit ha t.“
„Wieso befreit?“, fragte Lagon. „W ieso warst du es, der Dorrok an die Macht gebracht hat?“
Erneut schwieg Wrador eine Weile, bevor er weiter erzählte.
„Weißt du, es ist jetzt über zweihundert Jahre her. Damals war ich weder besonders weise, noch als besonders mächtig bekannt. Auch wenn man mir eine besondere Begabung in der Magie zugestand, die ich jedoch durch spektakuläre Alleingänge und Abenteuer verschwendete. Man kann sagen, ich hatte damals den gleichen Ruf, wie du heute . So kam es, dass ich eines Tages mit zwei Freunden eine alte Tempelanlage des Silbervolkes fand. Eigentlich war es ein Zufall. Wir waren damit beschäftigt, eine der alten, unterirdischen Höhlen unter dem Silbergebirge zu erforschen. Meine Gefährten waren Naxus , ein Freund aus Kindertagen , der dann auch mit mir gemeinsam den Liewanen beigetreten war und der andere war Heggal.
Es war nicht unsere erste Expedition und wir wussten, was wir suchten. Die Höhlen des Silbergebirges sind ein einziges Netzwerk aus riesigen Grotten und Tunneln, die im Laufe der Jahrhunderte von Zwergen genutzt und wieder verlassen wurden. Dabei hatten sie einiges zurückgelassen, unter anderem eine Reihe von wertvollen Artefakten. Man kann also sagen, wir waren auf Schatzsuche. Als wir in einer besonders großen Höhle eine alte, verfallene Zwergensiedlung durchsuchten, brach uns plötzlich der Boden unter den Füßen weg. Wir stürzten in eine weitere, tiefer gelegene Höhle. Was wir zuerst für ein Unglück hielten, wurde im nächsten Moment zum absoluten Glücksfall für uns, glaubten wir zumindest.
In der Höhle fanden wir einen alten
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