Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Lagon.
„Es war ein junger, aber begabter Stratege, der damals die nichtmagischen Truppen auf unserer Seite anführte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Dorrok von einem Nichtmagier Besitz ergreifen würde. Doch als ich es erfuhr, rechnete ich damit, dass Dorrok seinen neuen Körper nutzen würde, um seine Armee wieder aufzubauen. Doch als nichts dergleichen geschah , und Dorrok stattdessen in anderen G estalten gesichtet wurde, vermutete ich, dass er den neuen Körper nur genutzt hatte, um vom Ort seiner Niederlage zu fliehen.“
„Doch er hatte sich getäuscht!“, ergriff nun wieder Dorrok das Wort, „damals ging ich einen Blutpakt mit der Familie des Mannes ein, in dessen Körper ich steckte. Ich würde in jeder Generation, in dem Körper des ersten männlichen Familienmitglieds Unterschlupf finden. Mit jeder neuen Generation gewann ich neue Kräfte, bis zu dem Tag, an dem ich es schaffen würde, einen völlig neuen Körper für mich zu erschaffen. Denn ich wusste, solange ich von einem fremden Körper abhängig war, würde ich für Wrador und denen , den er von seinem geheimen Zauber erzählt hatte, verwundbar sein. Im Gegenzug versprach ich der Familie, dass sie eines Tages die mächtigste Blutlinie der Geschichte Lagrosieas sein würden. Und ich hielt mein Versprechen!
Durch geschickte Intrigen, nützliche Heiratspolitik und hier und da einen kleinen Krieg, wurde aus einer unbedeutenden Familie eines der größten Adelshäuser im Pakt der Könige und in ganz Lagrosiea . Die bisherige Höchstleistung meiner Bemühungen ist Axsidus. Es hätte nur noch einiger weniger Morde bedurft und er wäre der mächtigste Monarch von Lagrosiea geworden. Doch während ich all dies organisierte, startete ich gleichzeitig meine Experimente, von denen dir Lagie bereits einiges erzählt hat. Was sie dir allerdings verschwiegen hat war, dass ich auf diese Weise nicht nur versuchte eine neue Rasse von Magiern hervorzubringen, die mit mir als Herrscher die Zukunft Lagrosieas bestimmen sollten , sondern dass ich gleichzeitig versuchte , einen neuen Körper für mich zu erschaffen. Dafür benötigte ich eine ganz auf mich abgestimmte Kombination aus Körper, Geist und Seele.
Mein Geist ist das einzige, was von mir übrig geblieben ist. D ie lange Zeit über, die ich in einem fremden Körper verbracht habe, konnte ich genug Material sammeln, um mir eine neue körperliche Hülle daraus zu schaffen. Das einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist eine Seele. Und genau die habe ich in euch gezüchtet. Als Zentrum einer gewaltigen Machtquelle, die sich in euch entwickelt hat. Bei einigen von euch dringt sie ganz offen hervor, wie bei Lagie. Oder sie ist tief verborgen, so wie bei Lagon. Aber sie steckt in euch allen! Und sie verleiht euch unglaubliche Macht. Und die Macht glaubt e Wrador gegen mich nutzen zu können! Nur deshalb bist du mit Lagie von Merdiel, einem Vertrauten Wradors, aufgezogen worden. Deshalb bist du in Kalheim aufgewachsen und deshalb haben die Liewanen euch euren Eltern weggenommen!“
„WAS!“, keuchte Lagon entsetzt. Er konnte nicht glauben, was Dorrok da behauptete.
„Ach, ich verstehe“, erkannte Dorrok, „du hast also keine Ahnung davon gehabt! Was hat Wrador dir erzählt? Dass ihr nur zu eurer Sicherheit in Kalheim versteckt wurdet?“
Dorrok lachte höhnisch. „Nein, Wrador wollte, dass Merdiel euch zu ultimativen Waffen ausbildet! Waffen, die von den Liewanen gegen mich eingesetzt werden sollten. Doch aus irgendeinem Grund hat Merdiel eure Ausbildung ziemlich schleifen lassen, denn sonst wären eure Kräfte wesentlich ausgereifter gewesen , als ich euch endlich fand. Aber vielleicht hat Wrador Merdiel einfach nicht die Mittel zur Verfügung gestellt, die er gebraucht hätte, um euch richtig zu formen. Das kommt davon, wenn man in einem menschlichen Wesen nur ein Objekt sieht und glaubt, dass man bei der Ausbildung sparen kann.“
„Ich habe sie nie als Objekte gesehen!“ , erwiderte Wrador, mit so viel Betroffenheit in seinen Worten, dass seine sonst so feste Stimme alt und zitterig wirkte. „Lagon, du musst mir glauben! Ich wollte mit dir und deiner Schwester Dorrok bekämpfen. Und dabei habe ich keine Rücksicht darauf genommen, ob ihr dazu in der Lage seid oder ob ihr überhaupt gegen Dorrok kämpfen wollt. Ich habe diese Entscheidung für euer Leben getroffen, obwohl ich wusste, dass ich dazu kein Recht habe. Doch gleichzeitig musste ich an die Zukunft Lagrosieas
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