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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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die Nacht flohen.
    Langsam, vorsichtig, legte sie die Armbrust auf das flache Dach und kauerte sich daneben nieder, hielt sich fest, schaukelte auf ihren Knien vor und zurück. Neben sich hörte sie Stavver gellend schreien; er sprang auf die Füße. Eine Minute lang starrte er in die Dunkelheit, dann kam er zu ihr zurück. „Alles klar, Leyta?“
    „Ich fühle mich nicht sonderlich gut, Miks.“
    „Die Reaktion.“ Er setzte sich neben sie. „Komm.“ Er drückte sie an sich, bis ihr abgekühlter Körper warm wurde und das Zittern aufhörte. „Armes Baby. Besser sie als du. Oder ich.“ Er kicherte. „Oder ich.“
    „So eine Verschwendung. So eine verdammte, unnötige Verschwendung.“
    „Es sind Raubtiere, Lee. Für ein kurzes und gefährliches Leben geboren.“
    „Ich weiß. Aber warum ich?“
    „Brauchst du darauf eine Antwort?“
    „Nein. Verdammt, nein.“ Sie machte sich von ihm los. „Ich muß dir wieder danken, Miks. Schon wieder.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Du hast nur drei erwischt. Wo sind die anderen?“
    Sie richtete sich auf, beugte sich vor, hielt sich am Schnitzwerk fest und schwang sich auf den Kutschsitz hinunter. Mit von der Anstrengung gedämpfter Stimme sagte sie: „Abgehauen. Sie kommen nicht mehr zurück.“
    Er schwang sich neben ihr herunter. „Sonst noch einige kleine Überraschungen?“
    „Nicht jetzt.“
    Er sprang auf den Boden hinunter und schlenderte umher, besah sich die toten Katzen. „In die Lichter. Jede verfluchte einzelne von ihnen. Leyta.“
    „Was?“
    „Sieht aus, als sei das Diadem ein Meister der Waffe. Praktisch …“ Er packte einen Hinterlauf und zerrte die Katze aus dem Licht. Aleytys stand da und sah zu, während sich in ihren Augen Tränen sammelten.
    Er kam zurück, um die anderen zu holen. „Was ist mit den Pferden?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Wäre es nicht besser, wenn du mal nach ihnen sehen würdest? Wir brauchen sie, wie du weißt. Es sei denn, du glaubst, daß du Maissa zu Fuß einholen kannst.“
    Während Stavver den letzten Körper wegschleifte, ging Aleytys zum Bach hinunter, wo sie die Pferde angebunden hatte. Sie hatten wilde Augen und stampften unruhig herum; eines war so schlimm in den Strick verheddert, daß es nahe daran war, sich zu erwürgen. Sie beruhigte sie und band sie los; die heilende Tat half ihr, das eigene seelische Gleichgewicht wiederzufinden. Sie strich mit besänftigenden Händen über Hals und Rumpf, summte ihnen leise zu, warm pulsierte die Zuneigung in ihr.
    „Leyta!“
    „Komme schon.“ Sie ging zum Feuer zurück; sah sich um: Stavver hatte alle Feuer bis auf eines – an der Vorderseite des Wohnwagens – erstickt.
    „Die Pferde?“
    „Verängstigt. Aber jetzt wieder in Ordnung.“
    „Du bist wirklich ein praktisches Ding; ist gut, dich bei sich zu haben.“ Er goß Wasser in den Eimer und spritzte es über seine Hände und sein Gesicht, dann trocknete er sich mit einem Stoffetzen ab.
    „Ding!“
    „Haben wir uns darüber nicht schon einmal unterhalten?“
    „Wahrscheinlich.“ Sie schnüffelte an ihren Händen. „Ich rieche nach Pferdeschweiß.“
    „Wie wäre es mit einem Bad? Es ist nicht kalt.“
    „Du kennst mich zu gut. Kommst du mit mir hinein?“
    „Warum nicht.“ Er legte seinen Arm über ihre Schulter. „Solange wir keine weiteren Besucher haben.“
    Sie lehnte sich an ihn. „Die anderen beiden Katzen sind längst verschwunden. Auf dem Weg zurück in die Steinlande.“ Sie gähnte. „Miks?“
    „Was ist?“
    „Halte mich heute nacht ganz fest. Halte mich einfach nur fest. Tu so, als sei ich ein gewöhnliches Mädchen, das du auf irgendeiner Sternenstraße aufgegabelt hast, das vielleicht mit dir gekommen ist, weil es von den Sternen verzaubert worden ist …“

 
2
     
    Aleytys zog die Plane zurück und stand schläfrig in der Tür. Die orangene Sonne hing tief im Osten, die Oberseite ihres Runds bereits von den auseinanderfasernden Bakterienklumpen bedeckt. Die glänzenden, nackten Strahlen streiften über den Tau, der sich auf dem spärlichen Grasteppich niedergelassen hatte, was der öden Landschaft eine vergängliche Lieblichkeit verlieh. Die Luft war kühl und frisch. Eine kleine, aufkommende Brise fächelte durch das Gras, bewegte es hier und da, ließ die Tautropfen funkeln und schillern.
    Miks rutschte von der Koje und stellte sich hinter Aleytys, seine Hände ruhten sanft auf ihrer Schulter. „Es ist eine andere Welt.“
    Aleytys neigte ihren Kopf, um

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