Lamarchos
Koje hin und lehnte sich dagegen. Ihr Körper schmerzte, ihr Verstand sank langsam durch plätschernde Wellen der Müdigkeit tiefer. Es wäre gut, sich hinlegen zu können … Sich hinlegen und schlafen … schlafen … schlafen … Sie spreizte ihre Finger über der harten Oberfläche aus, stützte ihren Arm ab, ihr schmutziges, schweißverklebtes Haar fiel nach vorn, über ihr Gesicht. Schlafen … und träumen … Nein … Warum kann ich sie nicht in Ruhe lassen … Wegen dieser Sache in mir, hat Miks gesagt. Die Gesichter paradierten durch ihre Erinnerung. Vajd … Die Augen aus dem Kopf gerissen, ins Exil geschickt … Zavar, die Kleine, im Exil … Tarnsian … Tot … Raqat … Tot … Die neun Nomaden, tot … NEIN! Sie richtete sich auf und warf ihr Haar zurück. „Nein! Miks hat recht. Es ist dumm, sich selbst zu bestrafen.“ Sie riß eine Decke von der Pritsche und kletterte wieder auf den Kutschbock hinaus.
„Ich dachte, du würdest schlafen.“
„Später, Miks. Einverstanden?“ Sie hielt ihre Hand mit der Innenseite nach vorn gewandt hoch. „Ich konnte nicht schlafen. Wirklich nicht. Ich weiß, du hast recht wegen meiner Dummheit.“
„Das ist ein Wort. Hier.“ Er übergab ihr die Zügel und wickelte die Decke um seinen Oberkörper. „Das ist besser. Leg die Decke weg, Lee, und heile dein Gesicht.“ Er lachte in sich hinein. „Ich sehe dein Gesicht viel lieber ohne diese Fliegenstich-Verzierungen.“
Eine Weile später blickte Aleytys voller Unbehagen zum Himmel hinauf. Der Leuchtfleck der Sonne stand unmittelbar hinter ihnen und warf diffuse Schatten vor sie hin; schwarze Flecken auf den Felsen. Die vereinten Schwärme der Luftbakterien begannen sich zu den falschen Gewitterwolken zusammenzuklumpen und entblößten am östlichen Horizont schmale Streifen blauen Himmels. „Wie lange noch?“
„Noch eine Stunde Fahrt.“ Als der Weg vor ihnen zwischen zwei hoch aufragenden Kolossen aus rostbraun gestreiftem, bläulichgrauem Gestein verschwand, richtete er seinen Rücken auf, suchte die Felsvorsprünge ab, ließ seine Blicke in engen Spiralen die steilen Wände hinaufgleiten. „Die Felskatzen sind schon eine ganze Weile still.“
Aleytys schloß die Augen und forschte. Rote Gedanken/Blutdurst wanden sich in sich verschiebenden, kreisenden Mustern. Sie spürte – Geduld. „Sie sind noch nicht bereit zuzuschlagen.“
„Sie werden uns folgen, wenn wir die Steinwüste verlassen?“
„Sich selbst überlassen, bezweifle ich es. Raubtiere sind vernünftig.“
„Dann gibt es nichts mehr, über das wir uns Sorgen machen müssen, wenn wir erst einmal an denen vorbei sind.“ Er zeigte zu den Zwillingsfelsen hin, die sich wie überdimensionale Nadeln vor der hellblauen Horizontlinie erhoben.
„Nein. Sie werden uns folgen. Wahrscheinlich angreifen, wenn es dunkel ist.“
„Wunderbar. Glaubst du, daß du sie unter Kontrolle bekommen kannst?“
„Ich würde nicht damit rechnen.“
„Hm. Ich könnte ein so großes Tier wie ein Pferd treffen, vorausgesetzt, es steht still. Wie ist es mit dir? Kennst du dich mit diesen Armbrüsten aus, die Kale unter den Sitz gesteckt hat?“
„Männerarbeit, Miks. Jedenfalls bei meinem Volk.“ Sie lehnte sich zurück und zog die Decke fester zusammen. „Nicht so verdreht Frauen gegenüber wie diese Welt. Doch …“
„Schlechte Planung, Leyta“, lächelte er. „Du hättest lernen sollen, damit umzugehen.“
„Späte Einsicht.“
„Dann läßt du dir besser etwas anderes einfallen, meine Liebe.“
„Keine Sorge. Habe ich schon.“
„Der Gedanke gefällt mir überhaupt nicht, daß ich für eine Menge Zähne Betätigungsfeld sein soll. Hoffentlich geht das gut.“
„Ich nehme an, das Diadem versteht, mit einer Armbrust umzugehen. Es scheint im Umgang mit diesen Dingen geübt zu sein.“ Sie klopfte an ihre Schläfe und zog eine Schnute, als das sanfte Klingeln auf ihre Berührung antwortete.
„Wenn es dir soviel Mühe bereitet, diese vierbeinigen Gierschlünde umzubringen, warum schickst du sie dann nicht einfach weg?“ Er nickte zu den Pferden hin. „Ich habe gesehen, was du mit Tieren anstellen kannst.“
„Normalerweise …“ Aleytys rutschte unbehaglich auf dem Sitz hin und her. „Miks …“
„Was?“
„Maissa wird Sharl nichts antun, oder?“
„Ich weiß es nicht.“ Ungeduldig, verärgert über ihr ständiges Beschäftigtsein mit dem Baby, bewegte er seine Schultern. „Hör auf damit, ja?“
„Warum hat sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher