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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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milchigen Weiß begann ein Licht zu leuchten.
    Der Schamane warf einen Blick zurück auf Aleytys. Das Licht, das in seinen düsteren Augen schimmerte, war nicht mißzuverstehen. Er wollte sie tot sehen, vorzugsweise, nachdem sie zuvor große Qualen erlitten hatte. „Gikena sind Heilerinnen, Herr.“
    „Könnte sie jemanden heilen, der taub geboren wurde?“ Jetzt zitterte eine schrille Instabilität in der Stimme, die Aleytys verwirrte und ein Frösteln über ihr Rückgrat schickte.
    „Wenn diese hier eine echte Gikena ist.“
    „Kannst du Taube hören lassen?“ Aleytys sah ein ängstliches Beben im Gesicht des Anführers.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe es noch nie getan.“
    „Du hast versagt?“
    „Nein. Ich mußte es noch nie versuchen.“
    „Jetzt wirst du es versuchen. Und Erfolg haben, wenn du weiterleben willst.“ Er klatschte riesige Hände auf die fleischigen Oberschenkel. „Bring den Knaben Ramaikh.“ Als der Schamane den kleinen, bogenförmigen Ausgang des Zeltes erreichte, fauchte er: „Warte!“
    Der kleine Mann zappelte ungeduldig in dem Bogenausgang, seine Finger umkrallten die ledernen Türklappen.
    „Schickt Wachen nach der Frau und dem männlichen Kind, die heute morgen zu mir gebracht wurden.“
    „Meister.“ Der Schamane zögerte, die Stirn gerunzelt, glühende Augen auf Aleytys gerichtet. „Ist das weise?“
    „Was weißt du schon von Weisheit, Viper?“ Gewaltiges Lachen erfüllte das Zelt, wuchtig, überwältigend, doch mit diesem Anflug von Hysterie, der Aleytys weiterhin verwirrte. „Bewege dich!“ rief er, und der Windstoß, der dabei entstand, blies den kleinen Mann buchstäblich aus dem Zelt.
    Aleytys setzte sich auf ein Fellbündel.
    „Habe ich gesagt, du könntest sitzen, Frau?“
    „Warte ich auf die Erlaubnis irgendeines Mannes, um zu tun, was ich will?“ Sie lachte ihren Hohn hinaus, warf ihren Kopf zurück, um ihre Unabhängigkeit zu unterstreichen. „Da. Eine Frage, um eine Frage zu beantworten.“
    Der Blick seiner blinden Augen glitt über sie hinweg, und in seinem Gesicht war echtes Interesse. „Du vergißt, wo du bist, Frau.“ Er betonte das letzte Wort, um sie an ihren Status in dieser Männerwelt von Lamarchos zu erinnern.
    „Mein Platz ist immer der, den ich mit meiner Kraft einnehmen kann.“
    „Du redest seltsam. Wo hast du diese unnatürlichen Gedanken gefunden?“
    „Ich sage, was viele Frauen fühlen. Nur dadurch, daß ich bin, was ich bin, habe ich die Macht, etwas zu tun, anstatt nur zu fühlen.“
    „Du machst dir etwas vor.“
    „Nein. Mir brauche ich nicht zu beweisen, was ich bin. Nur dir.“
    Er knurrte, starrte auf seinen gewölbten Bauch hinunter; sein Blick schien sich plötzlich nach innen zu wenden, er grübelte über die unerhörten Dinge nach, die Aleytys zu ihm gesagt hatte. Das Schweigen in dem übelriechenden Zelt vertiefte sich, aber die Spannung zwischen ihnen blieb in der Schwebe gehalten. Aleytys musterte ihn offen, unbemerkt, fragte sich, was ihn zu diesem Ungeheuer gemacht hatte, das er war, bemitleidete ihn, war voller Neugier. So geboren – oder gemacht worden? Geboren? Gemacht?
    Der Schamane stieß einen großen, dünnen Jungen vor sich her durch die Türvorhänge. Der Junge richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf und stand dem Meister ruhig gegenüber. Es war eine starke Ähnlichkeit zwischen den beiden männlichen Wesen, Zug für Zug waren die Gesichter dieselben. Doch der Schädel des Jungen war normal geformt, der Körper schlank, drahtig; ein athletischer Körper. Er trat von dem Schamanen weg und kniete vor dem Meister nieder, sein Kopf senkte sich, bis die Stirn den Boden berührte.
    „Dies ist mein Sohn Ramaikh. Bis zum heutigen Tag habe ich ihn vor dem Schicksal der Krüppel bewahrt. Verstehst du mich, Frau?“
    „Ja.“
    „Du wirst ihn heilen. Dies ist dein Test, Gikena.“
    „Selbst wenn es das nicht wäre“, sagte sie stolz, „würde ich heilen. Es liegt in meiner Natur zu heilen.“
    „Was haben wir zu tun?“
    „Gebt ihm zu verstehen, daß er seinen Kopf hierher legen soll.“ Sie strich mit der Hand über ihren Schoß. „Und daß er sich nicht bewegt, wenn ich ihn berühre.“
    „Mach es dem Jungen klar.“
    Den Mund zu einem gehässigen Strich zusammengekniffen, führte der Schamane den Jungen zu Aleytys und plazierte ihn ihren Anweisungen entsprechend. Als die den Jungen berührte, zuckte er zurück, dann blieb er ruhig liegen.
    Aleytys legte ihre Finger an seine

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