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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Zähnen, spritzte noch mehr Wasser zwischen ihre Schenkel, versuchte, damit die Erniedrigung wegzuwaschen. Ich werde mich nicht eher wieder sauber fühlen, als bis ich mich eine Woche lang in einem heißen Bad eingeweicht habe.
    Sie zerrte ihr Lendentuch unter dem riesigen Bein des Meisters hervor, ohne sich etwas daraus zu machen, ob sie ihn damit weckte oder nicht. Nachdem sie die feuchten, zerknitterten Falten herausgeschüttelt hatte, wickelte sie es um ihre Hüften, dann kramte sie in dem Unrat herum, bis sie die verbogene Brosche dort fand, wo der Meister sie hingeschleudert hatte. Sie hielt das Tuch mit einem Ellenbogen um sich, kämpfte mit den Silberdrähten, um die Brosche, so gut es ging, wieder geradezubiegen. Mit einem erbosten Seufzer steckte sie die Nadel durch den Stoff und schob die Spitze in die Öse. Als sie sich umdrehte, waren die Augen des Meisters geöffnet und leuchteten blaß im schwachen Licht. Grunzend stieß er sich hoch.
    Aleytys ließ sich auf den Fellhaufen fallen und starrte ihn an. „Was hast du davon? Dich in mich hineinzustoßen?“
    Er schaute überrascht drein. „Ich verstehe nicht.“
    „Es hätte genausogut eine andere Frau sein können.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Um mich zu erregen, nein. Danach …“ Er breitete seine Hände aus. „Eine Frau ist eine Frau.“
    „Es spielt keine Rolle, was ich fühle?“
    „Eine Frau ist eine Frau.“
    „Ich verstehe. Nichts, was einen beunruhigen sollte.“
    Er nickte, erfreut, sie so vernünftig zu finden. Einen Augenblick lang hatte Aleytys Lust, alle Vorsicht beiseite zu werfen und ihn jetzt anzugreifen, diesen feisten, eingebildeten Klotz, doch dann hielt sie den Atem an und fragte nur: „Warum begebt ihr euch in die Seengebiete?“
    Er schürzte die Lippen, bewegte sie langsam von einer Seite seines Gesichts zur anderen. Nach einer angespannten Stille beschloß er, ihr zu antworten. „Es ist Zeit, einen neuen Meister zu finden.“
    „Weil du stirbst?“
    Er zuckte zusammen. „Du bist direkt, Frau. Macht nichts. Ja. Weil ich sterbe.“
    „Ich heile. Du hast es gesehen. Warum läßt du mich dich nicht heilen?“
    Sein Gesicht wurde grimmig, kalt. „Es gibt Dinge, von denen du nichts verstehst, Frau.“
    „Viele Dinge.“ Sie nickte in ruhiger Zustimmung. „Aber …“
    „Ich bin müde, Frau. Ich sterbe, weil ich des Lebens müde bin, bis in die tiefsten Abgründe meiner Seele müde, das zu sein, was ich bin.“

 
7
     
    Maissa stieß ein kehliges Knurren aus, als Aleytys die Planen beiseite stieß und in den Wohnwagen trat. Ohne sich um sie zu kümmern, ging Aleytys ruhig an die Schublade, in der Sharl mürrisch wimmernd lag. Sie hob ihn heraus und legte ihn auf die Matratze, wo er mit den Beinchen strampelnd und sein Unbehagen hinausjammernd, liegenblieb. Sie goß Wasser in ein Becken, entfernte seine durchnäßte Windel und badete seinen schmutzigen Körper, und während sie ihn säuberte, heilte sie die kleinen Prellungen und Hautabschürfungen. Der Kleine erinnerte sich an diese Berührung, hörte mit dem unsicheren Jammern auf und griff mit winkenden, unbeholfenen Händchen nach ihr. Dann begann er ernsthaft zu weinen, die Realität kehrte in seine Welt zurück, der Hunger verlangte nach Befriedigung. Aleytys kitzelte seinen Bauch, lachte selbst, als sich sein Gesicht vor Zorn rötete; sie steckte die saubere Windel fest und hob ihn an ihre Brust. Während er begierig an der Brust saugte und kleine Fäuste ihr weiches Fleisch kneteten, kletterte Aleytys auf die Koje hinauf und setzte sich Maissa gegenüber.
    „Nun. Das war dumm.“
    Maissa zerrte an den Lederriemen, die ihre Handgelenke zusammenbanden. Tierische Augen, seicht und unbeseelt, schossen eisige Blicke ab, ließen sie über Aleytys Körper zucken, dann davongleiten; sie sagte kein Wort.
    „Da siehst du, wohin du uns gebracht hast. Dir zum Trotz habe ich mein Baby zurück. Bald werde ich uns beide von diesen Wilden befreit haben. Allerdings, wie du wohl weißt …“ Sie kicherte, streichelte sanft, besitzergreifend über Sharls Rücken. „Und wie du wohl weißt – und worauf du jetzt wahrscheinlich auch zählst –, brauchen wir dich, um von dieser Welt wegzukommen. Aber ich gehe mit dir keine Risiken mehr ein, meine Freundin. Würde ich mich darum bemühen, könnte ich wahrscheinlich eine Möglichkeit finden, einen der Händler dazu zu bringen, mich auf seinem Schiff mitzunehmen.“
    Maissas Augen funkelten plötzlich, und Aleytys lachte in

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