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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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1
    Das Unterholz wurde immer dichter. Cooper beugte sich unter einem Ast hindurch, der ihr den Weg auf Brusthöhe versperrte. Ein Zweig verhakte sich im Stoff ihrer Jacke und riss ihr den Unterarm blutig.
    »Verdammt«, fluchte sie.
    »Was ist los?«, ertönten hinter ihr unisono zwei Stimmen.
    »Nichts«, sagte sie halblaut. »Ich hasse nur diesen Scheißdschungel.«
    Stacy und Brent, die sich etwa zwei Schritte hinter ihr befanden, hörten wahrscheinlich nur ein undeutliches Grummeln. Doch Cooper konnte es jedenfalls gar nicht erwarten, wieder in die weiten Straßenschluchten der Stadt zu gelangen, wo man zwischen den Häusern jederzeit den Horizont sehen konnte. Der Wald erstreckte sich wie ein riesiger Finger zwischen ihrem Wohnort Century City und dem Nachbarbezirk Decatur. Vor dem Bürgerkrieg war das alles Ackerland gewesen. Dann kamen die Malachim, und in ihrem Gefolge hatte sich der Wald innerhalb von einem knappen Jahrzehnt geradezu explosionsartig ausgebreitet, hatte sogar begonnen, die Vororte zu verschlucken. Niemand konnte sich dieses Mysterium erklären, geschweige denn in welchem Zusammenhang es mit den Malachim stand. Aber dass einer bestand, schien nur allzu offensichtlich, denn der Wald war das Herrschaftsgebiet der Malachim, der merkwürdigsten und furchterregendsten Wesen, die die Welt je gesehen hatte. Bizarre Killer, grausam und tödlich. Jeder weitere Meter in ihrem Machtbereich trieb Cooper den Puls in die Höhe und ließ den Schweiß auf ihrer Stirn perlen.
    Wald war eigentlich nicht das richtige Wort für diesen urweltlichen Dschungel. Alle paar Meter versperrte ihnen ein gefallener Riese den Weg. Monströs und moosüberwuchert, rotteten diese Giganten vor sich hin. Zwischen ihnen war das Dickicht fast mannshoch gewachsen. Jeder Meter voran war ein zäher Kampf gegen die grüne Hölle. Und irgendwo dort draußen lauerten die Malachim. Aber bevor Cooper und ihre Begleiter den Wald verlassen konnten, hatten sie etwas zu erledigen. Eine Mission. Eines der Monster zu töten – oder einen der Engel, je nach Sichtweise. Sie mussten einen Malach erwischen, bevor die Malachim den Spieß umdrehten und anfingen, sie zu jagen.
    Weit über den Wipfeln war es wohl helllichter Tag, strahlende Sonne, frische Sommerbrise. Aber im dichten Unterholz kam davon kaum etwas an. Die dämmrige, muffige Dunkelheit lastete auf ihrem Gemüt wie Blei.
    »Ist es noch weit?« Stacy schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
    »Keine Ahnung. Bin ich eine verdammte Landkarte oder was?«
    »Reg dich ab, Coop.«
    Bei jedem anderen hätte die vertraute Anrede freundschaftlich geklungen, nicht bei Brent. Sie konnte ihn förmlich hinter ihrem Rücken mit Stacy feixen sehen. Sicherlich genoss er jeden Meter ihrer Qual. Ein Grund mehr, die Zähne zusammenzubeißen.
    »Kümmer dich um deinen Mist, Brent, und trampel nicht so«, schnauzte sie. »Hört sich ja an, als ob ein verdammter Elefant durch den Wald bricht.«
    »Na und? Was kann hier schon passieren?«
    Sie stoppte und fuhr herum. Brent konnte gerade noch rechtzeitig abbremsen, sonst wäre er in sie hineingelaufen. »Was hier passieren kann? Ein Malach kommt aus dem Unterholz und reißt dir die Kehle raus oder schleppt dich ins Elysion wie den kleinen Georgie. Das kann passieren.«
    Brent zog die dichten Augenbrauen zusammen. Sein für einen Kerl schon fast zu hübsches Gesicht war dachterrassengebräunt. Nun, er war ohne Zweifel der eitelste Geck, den sie je getroffen hatte, aber mit seinen blitzschnellen Reaktionen und seiner unbestreitbaren Courage war er auch der beste Jagdgenosse, der sich denken ließ.
    Stacy hingegen war bei aller Zuneigung, die Cooper für sie empfand, in dieser Situation kaum mehr als ein notwendiges Übel, ein Klotz am Bein, bestenfalls als Köder zu gebrauchen. Aber Brent wollte auf ihre Anwesenheit nun einmal nicht verzichten. Er brauchte sein Publikum, und er wusste nur allzu gut, dass er von Cooper keinen Applaus zu erwarten hatte.
    »Jetzt entspann dich mal, Coop. Das mit Georgie war auf der Marshall Plaza in Decatur, richtig?«, unterbrach Brent ihre Grübelei.
    »Das ändert nichts daran, dass das hier ihr verdammtes Gebiet ist, Schwachkopf. Waldland ist Malachim-Land. Und wir sind hier, um einen von denen zu fangen, und nicht umgekehrt. Capito?«
    Er zuckte mit den Schultern. Cooper wusste, dass er wusste, dass sie recht hatte. Es war Teil jenes immerwährenden Spiels zwischen ihnen, zu dem Stacys nervöses Fingernägelkauen genauso gehörte

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