Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond
des Steinschlags verschluckt. Dass die Gefährten dennoch in ihrem Lauf innehielten, war dem Kobling zu verdanken, dessen Instinkte – oder was auch immer – ihn gewarnt hatten und der seine Gefährten zurücktrieb.
Felsbrocken und Geröll gingen am Ausgang der Schlucht nieder, Staub wölkte auf, der so dicht war, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sah. Als er sich legte, war das Ende der Schlucht von einer Schuttwand verschlossen, die sich gut zwei Mannslängen hoch auftürmte. Schon hatten die ersten der Gefährten sie erreicht und versuchten, daran emporzuklettern, aber das nachrieselnde Geröll machte es unmöglich, Halt zu finden.
Benommen taumelte Alphart auf seine Gefährten zu – als er plötzlich merkte, wie jemand hinter ihn trat. Ein Schatten fiel auf ihn, und er fuhr herum – um von einer riesigen Keule getroffen zu werden.
Der Hieb erwischte Alphart mit voller Wucht an der Schulter und schleuderte ihn gegen die Felswand. Hart stieß er sich den Kopf. Er sah Sterne und ging benommen in die Knie. Vergeblich versuchte er, sich wieder auf die Beine zu raffen und seine Waffen zu ziehen – stattdessen wurde er von einer groben Pranke gepackt und davongeschleift. Durch den Schleier aus Blut, das seine Augen verklebte, sah er nur die Füße seines Peinigers – nackte, unförmige Füße, die trotz der eisigen Kälte nur in Sandalen steckten.
»Ihr da!«, rief eine Stimme, die den Wildfänger erschaudern ließ, so viel Grausamkeit und Bosheit schwangen in ihr mit. Der Ruf hatte seinen Gefährten gegolten, die den Fremden erst in diesem Moment entdeckten. »Wenn ihr nicht wollt, dass ich diesen hier auf der Stelle töte, legt die Waffen nieder und ergebt euch!«
Alphart hörte die Worte zwischen den Felswänden verhallen. Er wollte dagegen protestieren, wollte seinen Gefährten sagen, dass sie sich nicht darum scheren und bis zum letzten Mann kämpfen sollten – aber der Schmerz, der in seinem Schädel hämmerte, war zu betäubend, die Benommenheit zu groß.
Das Letzte, was er vernahm, waren die entsetzten Schreie seiner Freunde und das heisere Gebrüll des Bärengängers, und er fragte sich, wie es um sein Schicksal, um das seiner Gefährten und um das von ganz Allagáin bestellt sein mochte.
Dann wurde es dunkel um ihn…
Mit diesen dramatischen Ereignissen endet der erste Roman der Saga vom Land der Mythen. Im zweiten und abschließenden Band erreicht die Auseinandersetzung zwischen den Mächten des Lichts und des Eises ihren Höhepunkt; ein von beiden Seiten mit erbitterter Härte geführter Krieg erschüttert das Land Allagáin, die Mauern Iónadors erzittern unter dem Ansturm der Feinde, und auf dem Gipfel des Korin Nifol entscheidet sich die Zukunft der Welt. Helden fallen und Schicksale erfüllen sich – und die Weissagung eines alten Druiden stellt sich als falsch heraus…
Anhang
Viele der Orte, die in der Saga vom »Land der Mythen« auftauchen, existieren bis heute, wenngleich sie in all den Jahrtausenden Veränderungen erfahren haben. Der Verlauf der Flüsse ist nicht mehr der von einst, und der Búrin Mar hat nicht mehr die Größe eines Meeres – wer die Karte Allagáins jedoch mit jener des heutigen Voralpenlands vergleicht, wird zahlreiche Übereinstimmungen entdecken.
All jenen, die in heutiger Zeit nach den Spuren Alpharts und Yvolars suchen wollen, soll das nachfolgende Verzeichnis ein wenig dabei behilflich sein, die alten Ortsbezeichnungen zu entschlüsseln. Vielfach taucht das Wort bennan auf, das in der Sylfensprache schlicht »Berg« bedeutet. Bei der Übersetzung wird deutlich, dass zahlreiche Örtlichkeiten bis heute den Namen tragen, der ihnen in grauer Vorzeit gegeben wurde. So bedeutet z. B. aradh hin in wörtlicher Übersetzung nicht mehr und nicht weniger als »hoher Grat«. Andere heutige Namen sind aus den ursprünglichen sylfischen Bezeichnungen hervorgegangen, wie z. B. »Iller« für Allair oder »Allgäu« für Allagáin.
Allagáin Allgäu
Allair Iller
Aradh Loin Hochgrat
Bálan Bennian Nagelfluhkette
Bennanderk Säuling
Bennanleath Breitenberg
Búrin Mar Bodensee
Dáicol Iseler
Giáthin Bennan Immenstädter Horn
Grüner
Weitere Kostenlose Bücher