PR TB 029 Die Fremden Aus Dem Mikronebel
Prolog
Wenn man bedenkt, wie lange der Mensch brauchte, um sich die Erde
Untertan zu machen - mit anderen Worten: zu dem Punkt zu gelangen, an
dem nicht mehr die Umwelt ihn, sondern er die Umwelt beherrschte,
dann kann man sich vorstellen, daß der Prozeß der
Eroberung der Galaxis nach einem Zeitplan ablaufen muß, der
nicht nach Monaten und Jahren, sondern nach Jahrhunderten und
Jahrtausenden rechnet. Zwar stehen dem zur interstellaren Eroberung
aufbrechenden Menschen Mittel zur Verfügung, wie er sie sich
nicht einmal hätte träumen lassen, als er daran ging, sich
die Erde Untertan zu machen. Aber nicht nur Zahl und Qualität
der Mittel, sondern auch Vielfalt und Größe der Gefahren,
die dem Eroberer begegnen, sind lawinenartig gewachsen seit jenem
Tag, an dem der erste Vormensch ein Tier erschlug, nicht weil er
Hunger hatte, sondern um zu beweisen, daß er der Stärkere
war.
Im Zuge seines Vorstoßes in immer fernere Welten sieht sich
der Mensch mit immer fremderen Umgebungen konfrontiert. In vielen
Fällen ist die neue Umgebung so, daß keine Erfahrung ihn
lehrt, wie er sich zu verhalten hat. Und in einigen Fällen
entzieht sich die neue Umwelt jeder logischen Beurteilung -ganz
einfach, weil sie auf der Basis einer anderen Gesetzmäßigkeit
entstand, als der Mensch sie kennt.
Es ist daher nicht verwunderlich, daß das
Kolonisationsprogramm des Solaren Imperiums noch im 24. Jahrhundert,
vierhundert Jahre nach dem ersten Verstoß des Menschen ins
Weltall, jene buntschillernde Vielfalt zeigte, wie sie unausgegorenen
Ideen und Plänen eigen ist. Die Menschheit war am Probieren. Sie
versuchte, aus vielen die eine Methode herauszufinden, die bei jeder
Kolonisation einer fremden Welt am schnellsten zum Erfolg führte:
Der eine Siedlerplanet wurde mit Hunderttausenden von Kolonisten
überschwemmt, denen man nur spärliche technologische Mittel
mitgab, um sie zu zwingen, ein eigenes System zu entwickeln; eine
andere Welt wurde von nicht mehr als einer Handvoll Menschen
besiedelt, die als Ausgleich die modernsten Erzeugnisse der Technik
mitnehmen durften. Zwischen beiden Extremen gab es viele Variationen.
Jede fand einen Fürsprecher, und jede wurde irgendwann einmal
ausprobiert.
Der Planet FILCHNER gehörte zu jenen Welten, auf denen man
die Kolonisation mit einem Mindestaufwand an Menschen und dem
Höchstmaß an technischer Hilfe durchzuführen suchte.
FILCHNER war zwölftausend Lichtjahre von der Erde entfernt -zu
seiner Zeit also der am weitesten vom Zentrum des Imperiums entfernte
Kolonialplanet. Auf FILCHNER gab es Eingeborene. Es handelte sich um
eine durchaus humanoide Rasse, die sich über mehr als die Hälfte
von FILCHNER ausgebreitet hatte und etwa zehn Millionen Köpfe
zählte. Das Motiv, das sich hinter der Wahl der
Kolonisationsmethode verbarg, war leicht zu erkennen. FILCHNER sollte
nicht "erobert", sondern "beeindruckt" werden.
Eine große Anzahl von Siedlern hätte die Eingeborenen
verbittert. Eine kleine Zahl dagegen, mit den entsprechenden
Hilfsmitteln ausgerüstet, konnte die fremde Rasse mit
Bewunderung für die Menschen erfüllen und in ihr eine
Bereitschaft erzeugen, der Übernahme ihrer Welt in das Solare
Imperium zuzustimmen.
Nachdem FILCHNERS Untersuchung durch die Schiffe der
Explorerflotte abgeschlossen war, landeten im Jahr 2386 fünf
Kolonisten auf der Nordhalbkugel des Planeten. Mit ihnen zusammen
wurden viertausendachthundert Tonnen technischen Materials aus dem
Versorgungsschiff geladen. Die fünf Siedler erstellten mit Hilfe
der Geräte innerhalb von fünf Tagen eine kleine Siedlung,
wie sie ordentlicher und sauberer nirgendwo auf der Erde stehen
konnte, und gingen ans Werk, FILCHNER zu kolonisieren. Die
Eingeborenen, die eine leicht erlernbare Sprache sprachen und sich
AREK nannten, waren aufgeschlossen und reagierten auf die überlegene
Technik der Terraner genauso, wie die Experten des Siedlungsamtes in
TERRANIA erwarteten.
Im Laufe eines Jahres entwickelte sich FILCHNER zu einer Art
Musterplanet. Das Siedlungsamt betrachtete das Experiment als
erfolgreich, und eine Reihe anderer Welten wurde für die gleiche
Art von Kolonisierung vorgeschlagen.
Noch im Frühjahr 2388 sah es so aus, als könne nchts die
ruhige Entwicklung der Siedlungswelt FILCHNER stören Plötzlich
jedoch zogen dunkle Wolken am Horizont auf, und noch bevor die Leute
auf FILCHNER sie richtig wahrgenommen hatten, brach ein Unwetter über
die paradiesische Welt herein, das das gesamte Solare Imperium
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